Laientheater in Kervenheim Gemütlich hinter „Schloss und Riegel“

Der Kervenheimer Theaterverein Gemütlichkeit feiert sein 140-jähriges Bestehen auf der Bühne. Am Sonntag zeigten die Darsteller ihr aktuelles Stück: Eine wilde Knast-Komödie mit Verwechslungen, Militär-Drill und Slapstick.

 Buntes Treiben auf der Bühne: Der Theaterverein Gemütlichkeit zeigt „Residenz Schloss und Riegel“.

Buntes Treiben auf der Bühne: Der Theaterverein Gemütlichkeit zeigt „Residenz Schloss und Riegel“.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Theaterverein Gemütlichkeit 1879 Kervenheim weiß, dass es keine bessere Medizin als lachen gibt. Darum ist das diesjährige Jubiläumsstück des Vereins auch eine Komödie. In dem Stück „Residenz Schloss und Riegel“ werden Verwechslungen, Urtypen und einfach nur geniale Slapstick wunderbar miteinander verbunden. Als der Vorhang sich öffnete, war der Zuschauer erst geneigt zu denken, er sei in der JVA in Pont gelandet. Und genau darum geht es. Frau Dr. Reschke (alias Simone Gansen) ist die junge Gefängnisdirektorin eines ganz modernen Knast. Hier sind Männer und Frauen gemeinsam in einer Anstalt untergebracht. Frau Reschke zur Seite steht nur noch die Aufseherin Frau Kunz (gespielt von Anne Ophey), die im Militär-Drill-Stil die Häftlinge in Schach halten will.

In der „Residenz Schloss und Riegel“ wird zum einen der kleinlaute Häftling Kalle (Georg Werner) betreut. Ein Pechvogel, der kurz vor seiner Hochzeit in eine dumme Angelegenheit reingerutscht ist. Dann gibt es den brutalen Boris (Jonas Werner), der seinen Körper stählt und am liebsten alle Mitmenschen verprügeln will. Als absoluter Kontrapunkt lebt in dieser Zwangs-WG auch die weise Wirtschaftskriminelle Marlene (gespielt von Gisela Franzen). Sie erträgt die ganze Situation eigentlich nur mit Champagner oder auch schon mal gerne einer Zigarette. Zu guter Letzt ist da noch die prollige Kleinkriminelle Jaqueline (gespielt von Michaela Leisten). Zwischen Gruppentherapie und Streitschlichten scheint die junge Frau Dr. Reschke völlig überlastet zu sein. Denn als sie ein Anruf aus der Rhea erreicht, fällt sie glatt in Ohnmacht. Tatsächlich eilen Sanitäter durch den ganzen Saal, bis hin zur Bühne. Dort wird Frau Reschke auf die Bahre gelegt und abtransportiert. Der Grund für Ihre Ohnmacht: Sie hat vergessen, dass ihre Tante Irmgard (alias Beate Gansen) und ihr Onkel Hermann (alias Theo Bruckmann) aus der Rhea entlassen werden und nun auf dem Weg zu ihr sind, da sie sich um einen Seniorenresidenzplatz für die beiden kümmern wollte.

Da noch einige Auftritte des Theatervereins folgen, sei an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten. Nur soviel: Es ist ein komisches und abwechslungsreiches Stück. Die Schauspieler spielen ihre Rollen unglaublich präsent und fein. Egal ob es die prollige Jaqueline ist oder der leicht stotternde Kalle. Auch die Aufseherin ist in ihrer Rolle als harte Schließerin absolut gut und glaubwürdig. Liebevolle Details und schöne Klischees werden während der Aufführung wunderbar bedient. Der Zuschauer wird Zeuge eines Spiel zwischen Verwechslung und Heimlichkeiten, die Chaos verbreiten. Wer also noch überlegt, was er am 1. oder 3. November machen möchte, sollte über einen Besuch in der „Residenz Schloss und Riegel“ nachdenken. Zudem hat sich der Theaterverein dazu entschlossen, den gesamten Erlös der die Aufführungen begleitenden Tombola-Verlosung sowie die Eintrittsgelder vom 27. Oktober an die Aktionen „Lichtblicke e.V.“ und „Herzenswünsche e.V. Niederrhein“ zu spenden.

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