Wallfahrt in Kevelaer Tamilen lieben die Kevelaer-Maria

Kevelaer · Auffällige Farben, wallende Kleider und Röcke sowie knallige Hemden prägen jedes Jahr die Wallfahrt. Asiatisches Flair, Gewürze, Früchte und vieles mehr verwandeln Kevelaer ein Wochenende lang in das Heimatland der Pilger.

 Besonders farbenprächtig sind jedes Jahr die Pilger aus Sri Lanka gekleidet.

Besonders farbenprächtig sind jedes Jahr die Pilger aus Sri Lanka gekleidet.

Foto: Markus van Offern

Madu in Sri Lanka ist ihre Heimat. Und ihr Wallfahrtsort. Einer, an dem man der Gottesmutter Maria ganz nah sein kann. Doch für Tamilen und Hindus, die nicht in Sri Lanka, sondern in Europa leben, ist die liebevoll genannte "Madu-Maria" weit weg. Deshalb gibt es ein europäisches Pendant. "Ebenso beliebt ist die Kevelaer-Maria bei den Tamilen", erklärte Robin Wilson, Pressesprecher des Tamilischen Seelsorgeamtes Deutschland mit Sitz in Essen, am Samstagvormittag. Und weiter: "Die Kevelaer-Maria kennen alle." Während Mitte August die "Madu-Maria" in Sri Lanka gefeiert und verehrt wird, steht auch in Kevelaer Jahr für Jahr am Samstag vor Mariä Himmelfahrt die Gottesmutter im Fokus der Tamilen.

Das Bild Kevelaers ist an diesem Wochenende stets bunter als sonst: auffällige Farben, wallende Kleider und Röcke sowie knallige Hemden prägen zu jeder Tamilenwallfahrt die Straßen. Parkplätze sind nicht nur durchweg besetzt, sondern dienen zudem zum Zusammenkommen, gemeinsamen Essen und Aufenthalt der Familien. So waren auch am Samstag wieder große Besuchergruppen angereist, die Nordwestbahn hatte sogar Sonderzüge eingerichtet. Robin Wilson schätzte die Besucherzahlen der 27. Tamilenwallfahrt in Kevelaer auf rund 8000 bis 9000 Menschen. "Viele Tamilen aus ganz Europa sind hier", freute er sich, "wir begrüßen Gäste aus Dänemark, Polen, Spanien, Frankreich und Deutschland."

Solche, die aus dem näheren Umkreis kamen, pilgerten bereits am frühen Morgen die Bundesstraße entlang. Dabei zählte die erste Wallfahrt der Tamilen nach Kevelaer im Jahre 1987 weniger als 100 Teilnehmer - "heute kaum noch vorstellbar, denn wirklich alle wollen zur Kevelaer-Maria", sagte Wilson. Für die Gläubigen sei diese Pilgerreise eine Wallfahrt zu Maria als Trösterin der Betrübten. Sie beten vorrangig für den Frieden in ihrem Heimatland. Emotionale Szenen konnten am Gnadenbild beobachtet werden, wo sich den gesamten Tag über lange Menschenschlangen bildeten.

Denn auch das Anzünden von Kerzen hat für die tamilischen Gläubigen eine große Bedeutung. Darüber hinaus strömten hunderte Gäste in das Forum Pax Christi. Dort zelebrierte Monsignore Dr. Michael Dörnemann, Leiter der tamilischen Seelsorgeabteilung im Bistum Essen, den Gottesdienst. Er predigte in deutscher Sprache, die ins Tamilische übersetzt wurde: "Jeder von Ihnen ist mit anderen Schmerzen und Sorgen hierhergekommen", sprach er zu den Gottesdienstbesuchern, "hier an diesem Ort sind wir Gott ganz nah und dürfen uns durch die Fürsprache der Muttergottes trösten lassen."

Einige Besucher waren bereits am Freitagabend zur Prozession angereist, mitunter von sehr weit her. "Doch leider war zu diesem Zeitpunkt das Wetter sehr schlecht, andernfalls wären vermutlich noch mehr Gläubige angereist", meinte Robin Wilson.

Der Haupttag der Tamilen-Wallfahrt ist immer der Samstag - dann steht auch der Parkplatz neben der Basilika unter dem Einfluss der Gäste: Asiatisches Flair, Gewürze, Früchte und vieles mehr verwandeln Kevelaer in das Heimatland der Tamilen.

(kare)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort