Stummfilm über Kevelaer Als die Gnadenkapelle in Stockholm stand

Kevelaer · In der Marienbasilika wird am Donnerstagabend der schwedische Stummfilm „Die Wallfahrt nach Kevelaer“ gezeigt, unterlegt mit Orgelmusik und Lesung. Magnus Rosborn erklärt, wie es zum literarischen Film aus dem Jahr 1921 kam.

 In Stockholm wurde für den Dreh zu „Vallfahrten till Kevlaar“ die Marienstadt als Kulisse gebaut.

In Stockholm wurde für den Dreh zu „Vallfahrten till Kevlaar“ die Marienstadt als Kulisse gebaut.

Foto: Vallfarten till Kevlaar © 1921 AB Svensk Filmindustri

Endlich sieht Magnus Rosborn Kevelaer in Farbe. Bisher kannte der Schwede die Wallfahrtsstadt eher in Schwarz-Weiß oder nachcoloriert. Denn Kevelaer kannte er bislang nur aus dem Film „Die Wallfahrt nach Kevelaer“. Und der ist nun mal in Schwarz-Weiß gedreht worden. Gesehen hat ihn Rosborn ungezählte Male. Wie oft, mag der 41-Jährige gar nicht zu sagen. Er gehört für ihn zweifelsfrei zu einem seiner Lieblingsfilme. Das erste Mal begegnete er ihm 2002 als Student, als er eine Arbeit über den Regisseur Ivan Hedqvist schreiben will. „Warum ist dieser Film nicht berühmt?“ Und: „Kennt den jemand in Deutschland?“ fragte er sich damals.

Der Film stammt aus dem Jahr 1921. Der Hoch-Zeit  des schwedischen Films. „Das Goldalter“, nennt es Rosborn. Nicht nur in Deutschland waren die Schweden-Filme angesehen. Bei ihnen handelte es sich um teure literarische Produktionen. Die Vorlage für „Die Wallfahrt nach Kevelaer“ (Schwedisch: „Vallfarten till Kevlaar“) ist das Gedicht von Heinrich Heine. Ein junger Bursche, der nach dem Tod seiner Geliebten krank darniederliegt, wird von seiner Mutter mit auf Wallfahrt zur Trösterin der Betrübten genommen. Die Textpassagen des Gedichts werden zwischen den Filmszenen eingeblendet. Elmar Lehnen wird den Stummfilm an der Seifert-Orgel begleiten, Bastian Rütten ist als theologischer Referent für den deutschen Begleittext verantwortlich. Er macht auf die Spannung aufmerksam. Heine werde nachgesagt, dass sein Gedicht auch durchaus ironisch gemeint sein könnte. Der Film hingegen sei „durchweg spirituell“ und damit auf der großen Leinwand in der Basilika am richtigen Platz. „Lehnen improvisiert mit allem, was die Orgel zu bieten hat“, verspricht Rütten.

 Magnus Rosborn hat aus Schweden den Film „Vallfarten till Kevlaar“ mitgebracht und genießt die Original-Kulisse.

Magnus Rosborn hat aus Schweden den Film „Vallfarten till Kevlaar“ mitgebracht und genießt die Original-Kulisse.

Foto: Bianca Mokwa

Der Film hat es damit zum vierten Mal nach Deutschland geschafft. Die Premiere der überarbeiteten Fassung war beim Bonner Sommerkino 2018, dann kam  Düsseldorf, jetzt Kevelaer. Die ursprüngliche 35-Millimeter-Kopie wurde 2017 in Heilbronn gezeigt. Für die Neuzeit wurde der Film nun digitalisiert und coloriert, Außenszenen sind rosa, Innenaufnahmen bernsteinfarben. In Stockholm wurde 1921 für die sehr aufwändige Produktion die Gnadenkapelle am Filmset nachgebaut. Erstaunt stellt Rosborn fest, dass das Original in Kevelaer Backstein-Optik hat. Gedreht wurde auch damals an Original-Schauplätzen in Köln und Kevelaer. Als Zusatzprodukt ist so der Dokumentarfilm „Från Köln till Kevlaar“ entstanden. Der kann über die Internetseite des schwedischen Filmarchivs angesehen werden, filmarkivet.se, und stellt ein wichtiges Zeitdokument dar. Zu sehen ist zum Beispiel der Pilgerzug durch die Kevelaerer Innenstadt.

Bis Freitag hat der Besucher vom schwedischen Filminstitut Zeit, sich in der Wallfahrtsstadt umzusehen und wichtigen Fragen nachzugehen. „Sind alle in Kevelaer religiös?“, wollte er zum Beispiel wissen. Denn bei seiner Ankunft am Priesterhaus habe er nur diese ganzen katholischen Kirchen gesehen. Er hofft, dass der schwedische Film, der sich mit Kevelaers Wallfahrtsgeschichte beschäftigt, auch noch in anderen Städten Anklang findet.

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