Kevelaer Stillstand statt Bewegung

Kevelaer · Pilger, Ausflügler und Kenner des vorwiegend christlichen Kunstgewerbes schätzen die Kleinstadt Kevelaer. Die Bürger aber fragen sich, wann es weitergeht mit städtebaulich wichtigen Projekten. Kein Mut zu Visionen.

Kevelaer verführt nicht erst neuerdings zum Polarisieren. Je nachdem, wie die Haltung zur Kirche und zur Tradition ist, kann man das Städtchen erbaulich und gemütlich, oder auch verkrampft und altertümlich finden.

Während die Wallfahrt jedoch seit Jahrhunderten weitgehend unangefochten ihren Stand behält, kommt die Stadt an anderer Stelle auf keinen grünen Zweig. In den vergangenen Jahren gab es an positiver Entwicklung nicht viel zu vermelden. Trotz ermüdend langatmiger Debatten im Rat und in den Ausschüssen kommen städtebaulich wichtige Projekte nicht voran.

Die Umgehung

Die Stadt ist sicher nicht immer alleine schuld, aber in solchen Fällen müsste sie sich wenigstens heftig wehren. Sehr spät wurde versucht, die Fortführung der Südumgehung einzufordern. Und zwar lautstark und öffentlichkeitswirksam. Das hat bisher zwar noch nicht viel bewirkt, konnte betroffene Bürger und Stadtverantwortliche aber zumindest zeitweise einen. Ob es derzeit überhaupt noch einen Kontakt zwischen Verwaltung und Verkehrsministerium gibt — wer weiß das? Informationen aus dem Rathaus sind rar.

Über das Rathaus hingegen wird genug gesprochen und geschimpft. So viel, dass selbst die Anhänger der Oppositionsparteien das Thema bald nicht mehr hören können, wie die RP kürzlich aus den Reihen der Grünen erfuhr. Die jahrelangen fruchtlosen Bemühungen samt unkalkulierbarer Kostenentwicklung sorgen auch in den Nachbarkommunen für viel Kopfschütteln. Ist es wahrscheinlich, dass ausgerechnet Kevelaer einem unfähigen Planer aufgesessen ist? Oder fehlt im Rathaus nicht doch eher jemand mit Visionen und Sachverstand? Der technische Beigeordnete wurde abgeschafft — er fehlt spürbar. Während der Sozialdezernent an der Seite des Bürgermeisters die Stärken der neuen Verwaltungsstruktur preist, ist das Vakuum auf der anderen Seite unübersehbar.

Da wird von Insidern der Feuerwehrchef/Hochbauchef/Bauhofchef Heiner Schraml als einziger Fachmann (auf Leitungsebene) für die technischen Themen erkannt. Der Mann kann viel, aber als Einzelfigur nur Menschenmögliches. Ob der Antwerpener Platz ein bloßer Parkplatz bleibt oder sich dort Geschäfte ansiedeln und die Innenstadt erweitern — das wird sich vielleicht Ende des Jahres entscheiden.

Von Kommunikationsproblemen zwischen Planer / Investor und Verwaltung / Rat auf der anderen Seite ist die Rede. Die Stadt hat sich bei dem Thema vornehm rausgehalten. Sooft die RP im Rathaus nachfragte, wie es denn um die Sache stehe, wurde nur auf den Investor verwiesen. Der sich nur ungern äußert, um potentielle Mieter oder sperrige Anlieger nicht zu verschrecken. Kommunikationsprobleme? Ganz bestimmt.

Die Wallfahrt

Bürgermeister Axel Stibi weiß, was in "seiner" Stadt funktioniert. Millionen kennen den Marienwallfahrtsort, Tausende besuchen (bei gutem Wetter) Twistedens Irrland oder fühlen sich in den Vereinen wohl. Der Mut, den private Investoren oder unbeirrbare Kirchenleute zeigen, fehlt dem von der CDU getragenen Stadt-Chef.

(RP)
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