Kunst in der Stadt Jubiläum zu Gerresheim in Kevelaer

Kevelaer · Vor 25 Jahren wurde am 26. Oktober das „Portal der Versöhnung“ an der Basilika eingeweiht. Auf den Spuren des Künstlers, der die Wallfahrtsstadt wohl wie kein anderer geprägt hat, kann gewandelt werden.

Papst Johannes Paul II. an der Pforte der Kevelaerer Basilika, die von Bert Gerresheim gestaltet wurde. Damit wird an den Papstbesuch im Jahr 1987 erinnert.

Papst Johannes Paul II. an der Pforte der Kevelaerer Basilika, die von Bert Gerresheim gestaltet wurde. Damit wird an den Papstbesuch im Jahr 1987 erinnert.

Foto: Bösken-Diebels

An Bert Gerresheim kommt in Kevelaer keiner vorbei. Wer über die Hauptstraße Richtung Basilika läuft, der streift unweigerlich an der lebensgroßen Skulptur „Der Pilger“ vom Düsseldorfer Bildhauer entlang. „Er steht an der Stelle, wo der weltliche Teil der Hauptstraße endet“, sagte einmal eine Stadtführerin.

Denn der Blick geht von da nach oben zur Turmspitze der Basilika. Die große Kirche ist imposant. Drei Portale hat Gerresheim gestaltet. Immer ist es ihm gelungen, Menschen so darzustellen, dass der Betrachter sie in ihrer besonderen Situation und mit ihren Emotionen erkennen kann. Ein Beispiel ist das Portal, das die Priesterweihe von Karl Leisner im KZ Dachau im Dezember 1944 zeigt. Das Portal der Versöhnung wurde am 26. Oktober 1997 eingeweiht.

Der Bildhauer bei der Arbeit zu einem der Portale für die Basilika in Kevelaer.

Der Bildhauer bei der Arbeit zu einem der Portale für die Basilika in Kevelaer.

Foto: Bösken-Diebels

Grund genug, aus diesem Anlass eine Jubiläumsführung anzubieten. Die findet am Mittwoch, 26. Oktober, ab 16 Uhr statt. Treffpunkt ist vor dem Priesterhaus, Anmeldung über das Tourismus-Büro, Telefon 02832 122991, E-Mail: kultur@kevelaer.de. Die Führung ist kostenlos, weil es eine Jubiläumsführung ist. Sie dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Der Zugang zum Portal der Versöhung ist über den Brunnenhof. Am Abend des 26. Oktober gibt es in der Beichtkapelle musikalisch-lyrische Betrachtungen zum Basilikaportal der Versöhnung. Die Texte bereitet Bastian Rütten vor, am Klavier wird er begleitet von Basilikaorganist Paul Lammers. Beginn ist um 20 Uhr.

Dann gibt es das Portal der Nachfolge Christi, auf dem unter anderem eine betende Mutter Teresa zu sehen ist. Die Gestaltung der Tür erinnert an ihren Besuch am 19. September 1987. Wie immer lohnt sich bei den Werke Gerresheim ein zweiter Blick. Dann fällt auf, dass die Türgriffe eigentlich Krücken sind.

 Das dritte Portal ist das Papst-Portal und erinnert an den Besuch des Heiligen Vaters in Kevelaer 1987. Der war am 2. Mai zu Besuch, also im gleichen Jahr wie Mutter Teresa, aber nicht zur gleichen Zeit. Diese außergewöhnlichen Ereignisse sind festgehalten in den Reliefs der Basilika-Türen.

Über Raum und Zeit hinaus geht ein weiteres Kunstwerk Gerresheims, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Gemeint ist die Apokalypse. Das Relief befindet sich über dem Hauptportal der Basilika. Weit oben an dem Kirchenbau ragt das 50 Quadratmeter große Bronzewerk mit seinen 260 Figuren empor. Am 29. Juni jährte sich der Tag der Einsetzung und damit der Übergabe an die Öffentlichkeit zum 20. Mal. Weil es so viel zu entdecken gibt, lautet der Tipp der Mitarbeiter des Tourismus-Büros: Durch das Fernglas neben der Gnadenkapelle ist der Blick auf das Relief mit seinen 35 einzelnen Szenen ungetrübt. Interessierte sollten sich Zeit nehmen, denn einmal „Feuer gefangen“, ziehe das Zusammenspiel von weltlicher, politischer und kirchlicher Geschichte jeden Betrachter in seinen Bann. Und vielleicht passt das Kunstwerk wie kein zweites in die aktuelle Lage, in der Kriegsgeschehen, Energiekrise und Corona die Welt aufrütteln. Als überzeugter Katholik verarbeitet Gerresheim in der Apokalypse die Sicht von Johannes, die im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, beschrieben ist. Es geht um einen der retten will, Jesus. Deswegen heißt es auch „Der wiederkommende Christus“. Figuren streben dort dem wiedergekehrten Christus entgegen, zum Teil noch im Prozess des Wandels zwischen Heil und Unheil begriffen, heißt es in der Beschreibung aus dem Jahr 2006. Diktatoren sind dort genauso zu finden wie Fromme.

 Die Figur „Der Pilger“ steht am Rande des Kevelaerer Kapellenplatzes.

Die Figur „Der Pilger“ steht am Rande des Kevelaerer Kapellenplatzes.

Foto: NN/n.n.
 Die von Gerresheim gestalteten Skulpturen zeichnen sich durch ihre Authentizität aus.

Die von Gerresheim gestalteten Skulpturen zeichnen sich durch ihre Authentizität aus.

Foto: Bösken-Diebels
 Künstler Bert Gerresheim erhielt 2021 den Verdienstorden des Landes NRW.

Künstler Bert Gerresheim erhielt 2021 den Verdienstorden des Landes NRW.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Jubiläumsführung am 26. Oktober ist ein besonderes Angebot. Gruppenführungen zu Gerresheim gibt es ansonsten rund ums Jahr. Angeboten werden sie für Gruppen bis 15 Personen zum Preis von 80 Euro, jede weitere Person kostet fünf Euro. Solche Führungen, gerne in kleiner Runde um viele Fragen stellen zu können, werden auch gerne verschenkt, heißt es seitens des Tourismus-Büros. Das ist auch die richtige Anlaufstelle, um eine Gerresheim-Führung zu buchen.

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