Kevelaer Stadt Kevelaer montiert Sitzbänke ab

Kevelaer · Weil Obdachlose sich gerne in dem Bereich zwischen Bühnenhaus und Hotel treffen und die Anlieger stören, wird es ihnen jetzt ungemütlich gemacht. Allerdings gefällt das einigen Senioren nicht. Mitgebrachte Hocker als Selbsthilfe.

 Nicht nur Obdachlose, sondern auch Senioren oder andere Rastsuchende können sich zwischen Bühnenhaus und Hotel nun nicht mehr setzen - außer sie haben vorgesorgt, wie der Mann auf dem Bild.

Nicht nur Obdachlose, sondern auch Senioren oder andere Rastsuchende können sich zwischen Bühnenhaus und Hotel nun nicht mehr setzen - außer sie haben vorgesorgt, wie der Mann auf dem Bild.

Foto: nik

Die Beschwerden wegen der Obdachlosen, die bis in die Nacht lautstark die Ruhebänke in der Nähe der Begegnungsstätte bevölkern, haben die Stadt Kevelaer zu einer rigorosen Reaktion herausgefordert: Seit einigen Tagen sind die Sitzflächen der Bänke abmontiert. Lehnen und Füße, massiv eisern und in Beton eingelassen, stehen noch da. "Wir wollen herausfinden, wie sich die Leute verhalten, wenn der Treffpunkt zwischen dem Hotel Am Bühnenhaus und der Begegnungsstätte nicht mehr so bequem ist", erklärt Ludger Holla, Leiter des Fachbereichs Ordnung.

Kevelaer: Stadt Kevelaer montiert Sitzbänke ab
Foto: Gerhard Seybert

Über das Problem hatte die Rheinische Post vor einigen Wochen berichtet: Insbesondere die Chefin des benachbarten Hotels fürchtet um den Ruf ihres Hauses, wenn sich Gäste immer häufiger von den Obdachlosen gestört fühlen, die in unmittelbarer Nähe Bier trinken und sich gut vernehmbar unterhalten. Erste Kunden haben sich schon in ihrem Gästebuch beklagt - ein Zustand, den die Inhaberin Jutta Rijkelijkhuizen der Verwaltung und sogar Bürgermeister Axel Stibi voller Sorgen mitgeteilt hat. Doch Stibi und Holla wussten zunächst nicht, wie sie tätig werden könnten. "Bier trinken auf offener Straße ist nicht verboten, und wir können auch keine Platzverweise aussprechen, nur weil uns jemand nicht gefällt", stellte Holla klar. Eine Satzung, die etwa ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum regeln könnte, hat die Stadt nicht. "So etwas könnte man höchstens für bestimmte Örtlichkeiten und Anlässe verfügen, aber welchen Sinn hat das?", fragt der Chef des Ordnungsamtes.

Nach Ansicht der Stadt gibt es Flächen, an denen die trinkfreudigen Zeitgenossen weniger stören würden - etwa am Europaplatz hinter dem Bahnhof. "Aber da wollen sie nicht hin, denn da ist ja nichts los", sagt Holla. Seiner Einschätzung nach wollen auch Nichtsesshafte am öffentlichen Leben teilhaben - und wenn nur als Zuschauer. Deshalb haben ihnen die Sitzbänke, von denen aus man auf den Parkplatz, den Kinderspielplatz vor der Frühförderstelle und Richtung Hotel blicken kann, immer gut gefallen. Bei Regen hingegen stellen sie sich lieber unter das Vordach am Norma- Markt - dort gibt es auch gleich flüssigen Nachschub.

"Wir gucken uns die Entwicklung jetzt erstmal an. Die Bänke sollen erstmal für eine Testphase unbrauchbar sein", erklärt Holla. Beim RP-Besuch gestern waren keine Obdachlosen zu sehen, hingegen hockte ein älterer Mann auf einem selbst mitgebrachten Hocker neben der zerstörten Bank. "Ich habe immer einen Hocker dabei, weil es überall zu wenig Sitzgelegenheiten für alte Menschen gibt", sagte er. Eine ältere Frau, mit der er sich unterhielt, bestätigte das. "Es ist nicht gut, wenn jetzt alle Bürger einen Nachteil haben, nur damit einige wenige nicht mehr stören", findet sie.

Zumal die Stadt Kevelaer im Hinblick auf Eltern und Kinder die Bänke am Spielplatz nicht abmontiert hat. "Da werden die Trinker wohl demnächst dort hocken", vermutet die Seniorin. Eine Lösung des Problems ? Nicht in Sicht.

(RP)
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