Kreis Kleve Vom Brüter zum Besuchermagneten

KREIS KLEVE · Seit Jahrzehnten steht der als Schneller Brüter gedachte Komplex nicht für Atomkraft, sondern für Freizeit. Die Kreis-Wirtschaftsförderung besuchte das Wunderland auf ihrer Sommertour. Ein Thema: die Ankündigung des Verkaufs.

 Im Wunderland: Die Kreis-WfG-Mitarbeiterinnen Kira Geerts, Irina Thönnißen und Saskia van Amstel.

Im Wunderland: Die Kreis-WfG-Mitarbeiterinnen Kira Geerts, Irina Thönnißen und Saskia van Amstel.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wirtschaftliche Erfolgsgeschichten vom Niederrhein betreffen viele Branchen, ob es Logistik ist, der grüne Bereich oder das Thema Ausbildung – mit vielem hat sich die Wirtschaftsförderung des Kreises auch auf ihrer Sommertour schon beschäftigt. In diesem Jahr geht es dabei um Freizeit und Tourismus, und da ist es naheliegend, auch Kalkars „Wunderland“ zu berücksichtigen. Im Gespräch mit Geschäftsführer Han Groot Obbink ging es nicht zuletzt um die Frage, wie sich das Unternehmen nach einem vom Eigentümer gewünschten Verkauf entwickeln könnte.

Wie berichtet, hat der Inhaber des Komplexes, der Niederländer Henny van der Most, Fachkreise schon seit einiger Zeit wissen lassen, dass er einen Nachfolger für sein Niederrhein-Projekt sucht. „Herr van der Most ist 68 Jahre alt, da darf man darüber nachdenken, sich zurückzuziehen“, findet Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Seine Kinder wollen das Unternehmen nicht übernehmen, deshalb möchte er verkaufen – bald oder in einigen Jahren. Für 18 Millionen Euro, die van der Most sich erhofft, gäbe es 1000 Hotelbetten, einen Freizeitpark, ein vielfach nutzbares Außengelände, Tagungsräume und Messehallen. Alles läuft derzeit gut, gerade die Übernachtungszahlen dürften aber gerne noch deutlich steigen, sagte Groot Obbink.

Und gerade deshalb sieht er der Zukunft erwartungsvoll entgegen. Denn wenn ein Investor, vielleicht eine finanzkräftige Gruppe, übernehmen würde, ließen sich vielleicht die Schritte tun, die für eine weiter positive Entwicklung wichtig wären: Hotelzimmer auf einen höheren Standard bringen, Wellness-Einrichtungen schaffen, einen Schiffsanleger bauen... Wünsche sind reichlich vorhanden.

 Viel Spaß hatten die Gäste  im Kettenkarussell vor dem Kühlturm.

Viel Spaß hatten die Gäste  im Kettenkarussell vor dem Kühlturm.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Veränderungen gibt es im Wunderland ohnehin ständig. Eine neue Messehalle, spannendere Karussells, zeitgemäße Veranstaltungstechnik – Stillstand darf nicht sein. Schließlich geht es nicht zuletzt darum, 375 Mitarbeitern (davon 120 feste Stellen) die Arbeitsplätze zu erhalten. Rund 110.000 Übernachtungen im Hotel, 300.000 Besucher im Park, 150- bis 180.000 Gäste bei den diversen Messen – das sind Zahlen, die beeindrucken, findet auch Kalkars Wirtschaftsförderer Bruno Ketteler, der sich ebenso wenig wie Tourismus-Chef Harald Münzner Sorgen um das Fortbestehen der Hönnepeler Attraktion macht. „Ich sehe in einer Übergabe eher die Zukunftssicherung des Unternehmens“, betont er.

Han Groot Obbink, auch Vorsitzender des Werberings „Kalkar aktiv“ und des Deutschen Hotel- und Gaststätenverbandes Dehoga im Kreis Kleve, ist besonders froh darüber, wie gut „sein“ Unternehmen in die Reihe der anderen Kalkarer gastronomischen Betriebe passt. „Wir nehmen uns nichts weg, sondern helfen uns gegenseitig. Gemeinsam haben wir schöne Veranstaltungen wie ,Kalkar genießen’ oder den ,Sommer in der Stadt’ entwickelt.“ Nicht zuletzt, weil die Werbegemeinschaft unter Groot Obbink so umtriebig geworden ist, wünschen sich die Verantwortlichen im Rathaus sehr, „dass uns Han Groot Obbink erhalten bleibt“ (Ketteler). Der lässt seine eigene Person in dieser Frage außen vor, ist aber überzeugt davon, dass, wer immer künftig zu sagen haben wird, die Ausrichtung Freizeit/Tourismus fortbestehen wird. Und damit auch weiterhin viele Arbeitsplätze auf dem Gelände bestehen bleiben werden. Beim Rundgang durch die verschiedenen Bereiche des Wunderlands zeigte Groot Obbink, dass die kaum genutzten Tennisplätze einer weiteren Messehalle weichen könnten, verwies auf das frühere Reaktorgebäude, in dem Platz für Wellness, ein Schwimmbad und weitere Zimmer wäre, zeigte von der Beach-Bar zum Rheinufer, an dem ein Schiffsanleger neue Gäste bringen könnte. Ein Indoor-Spielplatz und ein Shopping-Bereich sind weitere Ideen, die auf Umsetzung warten. Wenn den jemand mit richtig viel Geld kommt.

Bis dahin freuen sich die Verantwortlichen über eine gute Saison, in der allein der Freizeitpark „Kernie’s“, der auch beim RP-Besuch stark besucht war, im Herbst bis zu 320.000 Gäste gezählt haben dürfte. Denn der Sommer begann früh und blieb dauerhaft trocken – letztlich zu heiß und zu trocken, wie jeder weiß, aber dennoch tat er der Freizeitbranche gut. Hans-Josef Kuypers wünscht sich und der Region, dass von Jahr zu Jahr noch mehr Menschen etwas mit der Marke „Niederrhein“ verbinden. Und gerne nicht nur einen Ausflug dorthin unternehmen, sondern einige Tage und Nächte bleiben.

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