Kevelaer So verändert das Internet die Geschäftswelt vor Ort

Kevelaer · Die Auswirkungen des Online-Handels auf die Geschäftswelt vor Ort erläuterten Professor Dr. Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein und Einzelhändler Elmar Fedderke aus Eller aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus.

Professor Heinemann imponierte mit seiner Analyse über das Online-Kaufverhalten im Deutschland-Vergleich. Dass hierzulande ein erhebliches Entwicklungspotenzial im Online-Handel noch nicht ausgeschöpft sei, verglich er mit Ländern, deren Glasfaserkabel und mobile Breitband-Vernetzung einen Riesenschritt voraus sind. "Deutschland fängt jetzt erst an. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange und bedeutet dann ein Push für den Online-Handel", so seine Prognose. Wer in die Welt des Online-Handels einsteige, benötige ein elektronisches Warenwirtschaftssystem, um dem Kunden lokale Verfügbarkeit des Produkts anzuzeigen.

Der zweite Referent Elmar Fedderke bekannte sich als Verfechter des Einzelhandels vor Ort. Insbesondere die teils ideen- und niveaulose Rabattschlacht - Beispiel: "100 Prozent Rabatt bei Schneefall" - verdeutliche, dass der Bedarf über den Preis geweckt werde, nicht aber das Interesse am Produkt. An dieser Stelle sieht Fedderke die Chance "zur Entmystifizierung des Internets". Über gute Argumente und die Formel: Produkt plus Leistung gleich Preis. "Ich gebe Ihnen als Hausaufgabe, mit Phantasie und Emotionalität zu verkaufen. Was machen denn die Shopping-Kanäle? Sie "schmusen" mit ihren Produkten", fand der Diplom-Kaufmann.

"Sind wir nicht alle Kunden?"- mit dieser Frage forderte Kevelaers Wirtschaftsförderer Heinz-Josef Bruns dann zur Diskussion auf. Ein Einzelhändler machte seinem Ärger Luft, dass seine Sparte - Devotionalien - von findigen Programmierern, aber branchenfremden Verkäufern, als Nischenware gemeinsam mit Scherzartikel in online angeboten wird. Benedikt Mayer bewegte die Vorstellung: "Wie viel Einzelhandel ist in Zukunft überhaupt noch möglich, wenn die Inhaber von 50 Jahren und älter einmal zurücktreten? Auch in Kevelaer. Wann ist eine Eröffnung noch für Banken finanzierbar? Die großen Konzerne erhalten Geld aus Fördertöpfen. Warum nicht die Einzelhändler?"

Weiterhin stand die Frage im Raum: Wieso wird mehr Gewerbefläche in der Innenstadt ausgewiesen, wenn doch die gehörte Experten-Einschätzung anrege, den lokalen Handel zu überdenken, die Fläche zu verkleinern?

Eine Besucherin regte die Gemeinschaft der Kevelaer Händler an, mit den "Pfunden Einzelhandel und touristische Qualität in Kevelaer zu wuchern". Ihr Appell: "Geben Sie dem Kunden doch einmal das Gefühl: Der Mensch ist heute nur für mich aufgestanden. Sie werden die Wirkung merken."

(mk)
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