Kevelaer Sieben Männer am Herd

Kevelaer · Die Kochfreunde Kevelaer feiern ihr zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurden diverse Köstlichkeiten zubereitet und serviert. Bei den Tischgesprächen ging es um Sterneköche, die Qualität der Lebensmittel und auch Kalorien.

 Appetitanregend: der Gruß aus der Küche in all seiner Schönheit.

Appetitanregend: der Gruß aus der Küche in all seiner Schönheit.

Foto: Thomas Binn

Es wird gerührt und gerappelt. "Wir haben extra aufgeräumt, ansonsten sieht es wilder aus", sagt Jürgen Ingenkamp und gibt den Blick in die Küche frei. "Wir haben extra ein paar Kleinigkeiten aufgebaut." Die essbaren Kleinigkeiten füllen eine ganze Tischplatte. Der Anlass: Seit zehn Jahren treffen sich die Kochfreunde Kevelaer.

 Josef Coenen, Paul Janssen, Rainer Schmitz, Franz-Josef "Büb" Verheyen, Jürgen Ingenkamp, Gregor Fritz und Theo "Tütten-Thei" Janßen (von links) kochen mit Herz und Seele.

Josef Coenen, Paul Janssen, Rainer Schmitz, Franz-Josef "Büb" Verheyen, Jürgen Ingenkamp, Gregor Fritz und Theo "Tütten-Thei" Janßen (von links) kochen mit Herz und Seele.

Foto: Thomas Binn

Dass die sieben Herren es mit ihrem Hobby ernst meinen, ist schon an der Kleidung zu erkennen: schwarze Hose und weiße Kochjacke. "Das Profane, das, was man so zu Hause kocht, das kochen wir natürlich nicht", sagt Ingenkamp. Er ist auch Präsident der Kochfreunde. Alle drei Jahre gibt es einen turnusmäßigen Wechsel.

Die sieben Männer haben sich der guten Küche verschrieben, einmal im Monat wird gekocht, gerührt, verkostet. Der Löffelführer bestimmt, was gekocht wird. Anregungen gibt es aus Zeitschriften, Büchern, dem Internet, einem Kochkursus bei Petzchen. "Lafer, Schuhbeck, Alexander Herrmann, wie die Strategen alle mit dem Stern heißen", zählt Ingenkamp auf.

Der Ort der Köstlichkeiten ist die Küche in der Antoniusgrundschule in Kevelaer. "Das ist ein Glücksfall" sagt Verheyen. "Wir putzen hier auch den ganzen Rummel nach dem Kochen. Hier verlässt keiner den Saal, bevor nicht alles picobello in Ordnung ist", sagt Verheyen. "Können wir mal ein bisschen was essen?", wirft Ingenkamp ein. Auf der Tafel steht Weiß auf Grün "Das Jubiläums-Menü" zum Zehnjährigen der Kochfreunde. Selbst die Zwiebeln sind in Form geschnitten. Geschäftsführer Rainer Schmitz hat noch einen Verbesserungsvorschlag. "Da sollte noch eine Palme her", sagt er, der von seinen Kochfreunden "Futzelkönig" genannt wird. Er erklärt, wie aus einer Frühlingszwiebel eine Palme wird. Kleinteiliges Arbeiten ist sein Ding. Die selbst gemachten Pralinen auf dem Tisch stammen von ihm.

Und dann geht es ans Eingemachte. Rauchwurstgeschnetzeltes mit feinem Dressing in einer Pomodoro (der Niederrheiner würde sagen: einer Tomate). "Das ist ein Crêpe, geschnitten als Vierecke, mit Lachs belegt, selbst gemachter Remoulade, frischem Dill und deutschem Kaviar obendrauf", beschreibt Verheyen das nächste Appetithäppchen. Forellenmousse in Pumpernickel gewälzt, Bällchen vom weißen Thunfisch im asiatischen Kräutermantel und Honigziegenkäse werden als weitere "Grüße aus der Küche" gereicht. Rosa dominiert beim Königsgarnelencocktail "Kiwi und Avocado", benennt Paul Janssen den Grünanteil.

Die Teller sind schon vorgewärmt, da geht es mit der Vorspeise weiter, "Süppchen von Bärlauch unter einer getrüffelten Sahnehaube". "Das war mein erstes Bärlauchsüppchen in meinem Leben", sagt Verheyen. "Gib' doch zu, du dachtest, das ist Spinat", frotzelt Ingenkamp. Die Stimmung ist locker, es werden Witze gemacht, über das aktuelle Tagesgeschehen diskutiert und über Tim Mälzer. "Mälzer hat auch keinen Stern, der kocht die alle platt", wirft einer in die Runde. Als Hauptgang wird Königinnenpastete mit einer Füllung aus Maishähnchenbrust mit Walbecker Spargel und Champignon aufgefahren.

Einmal im Jahr geht es für die glorreichen Sieben auf große Fahrt. "Es macht Spaß", sagt Gregor Fritz, mit 81 Jahren der Senior mit der längsten Lebenserfahrung in der Männerrunde. Viele schöne Stunden habe man schon erlebt. "Bei der Köche-Tour haben wir immer die hinterste Reihe im Bus", sagt Ingenkamp. Josef Coenen holt seinen "Quetschbügel" hervor, und es wird gesungen. Angetan war davon eine Kegelgruppe, die ihnen als Anerkennung eine Bocuse-Figur auf Stein überreichte. Die steht auf der Arbeitplatte in der Küche.

Das Dessert rollt an. "Cheesecake unter einer Frischkäsecreme und Amarettinihaube". Bevor probiert wird, greift Schmitz zum Fotoapparat und hält den Moment fürs Jahrbuch fest. "Das ist ein Hammer, ganz ohne Kalorien", sagt Verheyen ironisch. Danach folgt andächtiges Schweigen. "Wir sind keine Profis und werden auch nie welche", sagt Schmitz. Aber sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft mit viel Leidenschaft für gutes Essen.

(RP)
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