Kevelaer Senioren wollen mehr Begegnungen

Kevelaer · Das Pilotprojekt "Gemeinsam wohnen und leben im Viertel" von Caritas, Seniorenbeirat und Stadt Kevelaer bringt erste Ergebnisse. Im nächsten Schritt sollen Nachbarschaften wieder gestärkt werden. Erstes Treffen ist geplant

 Mitglieder des Seniorenbeirates besichtigten im vergangenen Jahr das Wohnviertel.

Mitglieder des Seniorenbeirates besichtigten im vergangenen Jahr das Wohnviertel.

Foto: Gerhard Seybert

Karl Bay ist 73 Jahre alt. Der Griff zur Heckenschere oder die Tour durch den Garten mit dem Rasenmäher fällt ihm von Jahr zu Jahr schwerer. "Zum Glück hilft mein Enkel bei diesen Arbeiten inzwischen. Aber wir werden ja alle nicht jünger", erklärt der Vorsitzende des Kevelaerer Seniorenbeirates und ergänzt: "Wir müssen die Nachbarschaften wieder stärken — das kommt gerade unseren älteren Mitmenschen zugute."

Das beschreibt auch genau die Zielrichtung des Projektes "Gemeinsam wohnen und leben im Viertel". Die Aktion von Caritas, Seniorenbeirat und Stadt Kevelaer will Menschen in den kleinen Ortschaften wieder näher zueinander bringen und gerade die Lebenssituation von älteren Menschen verbessern. Das Pilotprojekt, das auf Initiative der Landesregierung vor zwei Jahren entstand, geht nun in die nächste Runde. Inzwischen liegen nach einer Bedarfsanalyse mit Interviews konkrete Ergebnisse vor.

Im Wohngebiet rund um die evangelische Kirche wurden dafür in den vergangenen Monaten die Bewohner befragt. Besonders die Menschen, die älter als 65 Jahre sind, standen im Fokus der Analyse. "Es hat sich gezeigt, dass es hier in diesem Viertel einen hohen Anteil an Senioren gibt. Die Nachbarschaften sind aber auch im Umbruch. Viele jüngere Familien ziehen zu, wodurch sich plötzlich auch generationsübergreifende Aspekte auftun", erklärt Kristopher Kroll, Koordinator des Projektes. Bei den Interviews mit den über 65-jährigen Anwohnern sei häufig der Satz gefallen: "Wie gut, dass Sie gekommen sind."

Offensichtlich gibt es über die Lebenssituation in dem Wohngebiet Gesprächsbedarf. Themen der Befragung waren Lebenssituation, Nachbarschaft, Versorgungssituation sowie Kontakt und Gespräch. So wurde zum Beispiel in den Interviews der Mangel an Geschäften und Ärzten benannt oder das Fehlen von einer Dorfkneipe, einem Café oder einer Bäckerei, die früher als Treffpunkte dienten. "Ich habe bei den Treffen häufiger gehört, dass die älteren Menschen gerne Schach oder Skat spielen — aber keiner weiß das vom anderen. Man müsste manchmal einfach nur über die Straße gehen, und gegenüber würde man jemanden treffen, der auch leidenschaftlich gerne spielt", berichtet Kroll. Besonders der Wandel des Zusammenlebens kam immer wieder bei den Interviews zur Sprache: Alte und gewachsene Nachbarschaften brechen weg, neue Kontakte werden kaum geknüpft, weil die Senioren einerseits nicht mehr so mobil sind und andererseits auch markante Treffpunkte im Wohnviertel fehlen.

"Es hat sich gezeigt, dass viele Senioren im Wohnviertel den Wunsch nach mehr nachbarschaftlichen Kontakten haben. Diesen Menschen möchten wir zeigen, dass sie nicht alleine dastehen, und möchten gemeinsam mit ihnen nach Lösungen suchen", erklärt Kristopher Kroll, der für die Caritas das Projekt in Kevelaer koordiniert. Auch Kevelaers Bürgermeister Dr. Axel Stibi bemühte sich nach der Präsentation der Ergebnisse darum, einen Lösungsansatz für die Problematik zu finden: "Wir bräuchten einen Viertel-Kümmerer. Jemanden wie einen Nachbarschaftsältesten."

Ein erstes großes Nachbarschaftstreffen gibt es am Mittwoch, 13. März, ab 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen im Pfarrsaal der evangelischen Kirche.

(RP/ac)
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