Natur in Kevelaer Seltener Vogel liegt noch in der Tiefkühltruhe

NIEDERRHEIN · Der exotische Greifvogel, der im Kreis Kleve gefunden wurde, ist eine biologische Sensation. Der Gleitaar soll für ein Museum ausgestopft werden.

 Ein Gleitaar im Flug.

Ein Gleitaar im Flug.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Fall hat für Aufsehen gesorgt. Ein Landwirt hat auf seinem Acker in Niedermörmter einen toten Vogel entdeckt. Da der Bauer auch Jäger ist und sich in der Tierwelt eigentlich recht gut auskennt, stutzte er. Denn mit dem Vogel hier konnte er beim besten Willen nichts anfangen.

Also nahm er sich ein Vogelbestimmungsbuch, blätterte nach und fand tatsächlich ein Bild des Tieres, das bei ihm auf dem Acker lag. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Gleitaar handelt. Und da der Landwirt auch las, dass der Vogel sehr selten sein soll, informierte er umgehend das Naturschutzzentrum (NZ) des Kreises Kleve.

 Martin Brühne hält das gefrorene Exemplar in der Hand.

Martin Brühne hält das gefrorene Exemplar in der Hand.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Biologen dort sahen sich das Tier an und bestätigten die Vermutung des Bauern. „Bei dem Vogel handelt es sich tatsächlich um eine Art, die hier noch nie nachgewiesen wurde“, erläutert Bettina Blöß vom Naturschutzzentrum. Für die Experten ist der Fund eine echte Sensation. Denn bislang gab es überhaupt erst drei Nachweise für das Tier in ganz Nordrhein-Westfalen: 2010 wurde ein Exemplar im Kreis Soest gesichtet, 2015 im Rhein-Sieg-Kreis und im Juni 2018 im Kreis Minden-Lübbecke. Für den Kreis Kleve und den Niederrhein ist es das erste Mal, dass ein Gleitaar eindeutig nachgewiesen wurde.

Bettina Blöß vermutet, dass es sich bei dem Vogel um das Tier handelt, das vor einigen Tagen noch in Zwillbrock gesehen wurde. Der kleine Ort im Kreis Borken ist für seine große Flamingo-Kolonie bekannt. Offenbar hat sich der Vogel dort aufgehalten und ist dann Richtung Niederrhein geflogen. Auch über dem Gelderland wird der seltene Greifvogel gekreist sein. Schließlich zog es ihn Richtung Rhein.

Und eben dieser Ausflug hat dem seltenen Tier das Leben gekostet. Er ist vermutlich gegen eine Stromleitung geflogen und hat sich dabei so schwer verletzt, dass er starb. Der Vogel wurde direkt unter einer Freileitung gefunden.

Der Gleitaar ist ein etwa taubengroßer Greifvogel, der in Nordwestafrika, Spanien und Portugal beheimatet ist. Er kommt also eigentlich eher in warmen Regionen vor. Was ihn an den Niederrhein getrieben hat, kann nur vermutet werden. Er gilt wissenschaftlich als so genannter Irrgast.

Die Biologen im Naturschutzzentrum können nur mutmaßen, ob sich der Vogel tatsächlich verirrt hat oder ob er einfach mal eine neue Gegend erkunden wollte. Reine Mutmaßung ist, dass es vielleicht auch mit dem Klimawandel zusammenhängen könnte, dass ein Vogel aus Afrika plötzlich am Niederrhein auftaucht.

Der Fall ist so einzigartig, dass die Mitarbeiter des NZ den Fund sogar der so genannten Seltenheitskommission gemeldet haben. Die dokumentiert solche Entdeckungen ganz genau. So erfuhr das LWL-Museum in Münster von dem Fund und hat sein Interesse angemeldet. Die Mitarbeiter dort würden den Vogel gerne für ihre Ausstellung haben. Dafür würde das Tier ausgestopft werden. Noch ist der Fund allerdings nicht freigegeben. Die Artenschutzbeauftragte des Kreises muss ihn sich noch ansehen. Bis dahin lagert der Gleitaar erst einmal sicher verwahrt in der Kühltruhe des Naturschutzzentrums.

Das Museum in Münster hat eine eigene Abteilung für Präparation. Hier soll der Gleitaar vom Niederrhein aufgearbeitet werden. Ob er auch ausgestellt wird, ist offen.

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