Kevelaer Schwimm-Spaß bei elf Grad im Freibad

Kevelaer · 23 Grad Wassertemperatur sind für Mai nicht schlecht. Insbesondere, wenn die Luft nur halb so "warm" ist. Stammschwimmer kommen täglich auch bei Nieselregen – und genießen die warmen Duschen.

 Die "Draußen-Schwimmer" Brigitte Franssen, Helga Opgenoorth und Hans Fortkort (v.l.) schwimmen im Freibad bei jedem Wetter.

Die "Draußen-Schwimmer" Brigitte Franssen, Helga Opgenoorth und Hans Fortkort (v.l.) schwimmen im Freibad bei jedem Wetter.

Foto: Gerhard Seybert

23 Grad Wassertemperatur sind für Mai nicht schlecht. Insbesondere, wenn die Luft nur halb so "warm" ist. Stammschwimmer kommen täglich auch bei Nieselregen — und genießen die warmen Duschen.

Punkt 10 Uhr durchschreiten die ersten Schwimmer dieses Tages die offen stehende Tür zum Kevelaerer Freibad. Es dauert nur wenige Minuten, bis der harte Kern komplett vertreten ist. Das Kassenhäuschen ist bei schlechtem Wetter nicht besetzt — "außer uns Stammgästen traut sich zurzeit niemand her", sagt Helga Openoorth. Sie und die übrigen Schwimmfreunde sind als Mitglieder des Bädervereins Besitzer von Dauerkarten. Dass die Luft am Morgen gerade mal elf Grad aufweist, hält sie nicht von ihrem täglichen Gesundheitsprogramm ab.

Die Umkleidekabinen sind zu Beginn der Saison nicht pünktlich fertig geworden. Macht nichts, Badehosen oder Badeanzüge haben die meisten schon drunter und streifen ihre Hosen und Pullover im Stehen freihändig rasch ab. "Wir kennen uns doch alle seit Jahren", sagt Brigitte Franssen aus Weeze. Helga Opgenoorth formuliert es so: "Wir sind eine richtige Sommerfamilie. Für uns alle gibt es nichts Schöneres, als draußen zu schwimmen. Das ist Lebensgefühl pur."

Die Mehrzahl der Männer und Frauen, die sich vor dem Raum von Schwimmmmeister Helmut Langenberg treffen, ist zwischen 60 und 70 Jahre alt. Die 50-jährige Birgit Manderla ist im Vergleich ein Küken und wird entsprechend mütterlich von Brigitte Franssen (68) in die Arme genommen. Hans Fortkort ist der Hahn im Korb und begleitet die Damen zur Dusche — zur kalten. Warmduschen zum Auftauen gibt's erst nachher. Für 50 Cent pro Einheit. Maria Balzen investiert einen Euro: "Das gönne ich mir bei dem Wetter", schmunzelt sie.

Im Vergleich zur Luft und zur Außendusche ist das Wasser im Schwimmbecken mit 23 Grad recht angenehm. Dank des Blockheizkraftwerkes, das Freiherr von Loe auf der Dondert-Wiese errichtet hat und das mit Biogas gespeist wird. "Früher hätten wir im Mai bei 16 Grad schwimmen müssen", erzählt André van Oeffelt. Das wollen die etwas reiferen Sportler dann doch nicht mehr. Die jüngeren bilden da übrigens keine Ausnahme: Olaf Krätschmann (45) nutzt die Genesungsphase nach einer OP, um wieder fit zu werden. "Es ist wunderbar hier. Ich hab' gleich eine Jahreskarte für die Familie gekauft", erzählt er.

Auch ein Geistlicher der Kirchengemeinde St. Marien zieht ungeachtet des bescheidenen Wetters seine Bahnen — "wir schwimmen mit göttlichem Beistand", scherzt Langenberg. Die eingeschworene Mannschaft achtet aufeinander. Wenn jemand unabgemeldet nicht erscheint, sorgt man sich — und ist froh, beim nächsten Mal zu hören, dass der Geburtstag des Enkels oder der Einkaufsbummel mit der Tochter schuld war.

"Neue", die im Bad natürlich gern gesehen sind, müssen sich übrigens nicht vor aller Augen umziehen. Auch, solange die Einzelkabinen noch gestrichen werden, gibt es nach Geschlechtern getrennte Sammelumkleiden. "Knaben" und "Mädchen" steht daran. Davon dürfen sich auch 70-Jährige angesprochen fühlen. Sportler bleiben schließlich immer jung. Und gut gelaunt auch bei elf Grad.

(RP/rl)
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