Weeze Schüler spielen Schule in zwei Sprachen

Weeze · Das Kinder- und Jugendtheater Mini-Art bringt deutsche und niederländische Grundschüler zusammen. In einem Workshop lernten sie nicht nur einander, sondern auch die unterschiedlichen Schulsysteme kennen.

 Aufmerksam lauschten Eltern und Mitschüler in Hees-Baal der Aufführung des Kinder- und Jugendtheaters Mini-Art sowie deutschen unf niederländischen Grundschülern.

Aufmerksam lauschten Eltern und Mitschüler in Hees-Baal der Aufführung des Kinder- und Jugendtheaters Mini-Art sowie deutschen unf niederländischen Grundschülern.

Foto: Gerhard Seybert

Ein Schüler-Lehrer-Konflikt, wenn es nicht weitergeht, wird der Direktor geholt. Diese Szene spielte sich in der alten Schule in Hees-Baal ab. Nur ist die Schule keine Schule mehr, und die Szene, die war nur gespielt.

Zwölf Schüler der Petrus-Canisius-Grundschule und zwölf Schüler der Vitusschool in Well hatten ihren großen Auftritt. Damit trafen nicht nur deutsche und niederländische Schüler aufeinander, sondern auch das Publikum war sprachlich gemischt. Das ist Teil des Konzepts der Theatergruppe Mini-Art aus Bedburg-Hau. Dass den Kindern mit den fröhlichen Gesichtern und den bunten T-Shirts nicht anzusehen war, zu welchem Land sie gehören, auch das war passend. Per Los aus den Klassen 4 a und 4 b der Petrus-Canisius-Schule waren Leon, Ludmilla, Nils, Felicité, Masum, Julia, Elvin, Zilan, Jakob, Eva, Milan und Leonie dabei. Von der Vitusschool aus Well traten Marlon, Yari, Sanne, Bradley, Elise, Thijs, Nanda, Mac, Senna, Kim, Boy und Laura auf.

Erstmals fand das Theaterprojekt nicht im Wasserschlösschen Well statt, sondern in der alten Schule in Baal. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Die kurzen, von den Schüler selbst geschriebenen Theaterszenen drehten sich alle um das Thema Schule. Die Zuschauer erfuhren, dass Hausmeister, wenn sie nett sind und Süßigkeiten verteilen, immer noch Helden der Kindheit werden.

Das Publikum durfte staunen über Aussagen wie "Das Schönste in der Schule war, als ich Rechnen gelernt habe, denn wenn ich Langeweile habe, rechne ich." Die Schüler diesseits und jenseits der Grenze durften aber auch sagen, was nicht so schön an der Schule ist. Während die Hausaufgaben noch für Schmunzeln sorgten, machten Szenen, in denen es um Mobbing ging, doch sehr nachdenklich. Auch wenn zum Glück alle gespielten Szenen ein gutes Ende nahmen. Beispiel: "Freundinnen?" "Ja, wieder Freundinnen."

Die Aufführung war in deutscher und niederländischer Sprache. Jeder benutzte die Sprache, mit der er aufgewachsen ist. Sprachprobleme der Schüler untereinander waren Fehlanzeige. Crisha Ohler, die gemeinsam mit Sjef van der Linden die Theaterarbeit mit den Kindern leistete, erzählt, wie das funktionieren kann. Auch die Kinder hätten sich zunächst sprachlos gegenübergestanden, nach dem Motto: "Wie soll das denn gehen?" Jedes deutsche Kind bekam aber die Aufgabe und eine Viertelstunde Zeit, ein Kind aus den Niederlanden zu interviewen und den anderen vorzustellen. "Danach war das Eis schnell gebrochen", sagt Crisha Ohler.

Sie bedankte sich bei Weezes Bürgermeister Ulrich Francken. "Wenn die Gemeinde Weeze sich nicht so einsetzen würde, glaube ich nicht, dass es das Projekt noch geben würde", sagt die Theaterfrau. Der Bürgermeister stellt klar, dass die Gemeinde Weeze und die niederländische Gemeinde Bergen die Theaterarbeit gemeinsam finanzieren. Auch die Euregio fördert das Projekt. Er bedankte sich wiederum bei den Kindern nach der Vorstellung auf niederländisch für ihre tolle Leistung und hofft, dass ihr Beispiel Schule macht.

"Das Wichtigste an dem Projekt ist, dass die Kinder nach zwei Tagen eine Einheit gebildet habe, dass es zwischen ihnen keinen Unterschied mehr gibt." Crisha Ohler korrigiert, dass es bei den Kindern nur eine halbe Stunde brauchte, um die sprachliche Hemmschwelle zu überwinden.

Nach viel Applaus und elterlichen Küssen für die jungen Darsteller ging es zum Parkplatz, auf dem Fahrzeuge mit weißen und gelben Nummernschildern nebeneinanderstanden. "Wann gibt es in den Niederlanden eigentlich Sommerferien?", fragt eine deutsche Mutter einen niederländischen Vater auf dem Weg zum Parkplatz. Das Projekt deutsch-niederländische Verständigung am Vorbild der Kinder trägt erste Früchte.

(bimo)
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