Interview mit Andreas Ingenbleek Schon mal mit Eiern jongliert?

Düsseldorf · Er ist der Eiermann von Düsseldorf: Der Kevelaerer Andreas Ingenbleek, 41, steht auf vielen Wochenmärkten der Stadt. Mit unserem Autor spricht er über dünne Schalen, doppelten Dotter und darüber, warum er das Nicht-Bio-Ei bevorzugt.

 Können diese Augen lügen? Andreas Ingenbleek weiß mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit, in welcher seiner Eier ein doppelter Dotter schwimmt.

Können diese Augen lügen? Andreas Ingenbleek weiß mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit, in welcher seiner Eier ein doppelter Dotter schwimmt.

Foto: Endermann, Andreas

Was war zuerst da: Huhn oder Ei?
Andreas Ingenbleek Tja.

Ach kommen Sie, darüber haben Sie doch auch schon nachgedacht.
Ingenbleek Natürlich. Ich würde sagen: Das Huhn hat sich von irgendwas entwickelt und dann hat es angefangen, ein Ei zu legen.

Das Rätsel ist gelöst! Finden Sie nicht, dass ein Huhn mehr legen sollte als ein Ei pro Tag?
Ingenbleek Es haben schon viele versucht, aber es hat nie geklappt. Ein gutes Huhn legt 305 Eier pro Jahr. Und Ende.

Kommen Ihre Eier von glücklichen Hühnern?
Ingenbleek Ich denke, ein Huhn ist glücklich, wenn es essen, trinken und scharren und sich zum Eierlegen zurückziehen kann. Das können alle Hühner, auch die aus der Bodenhaltung. Das sind in meinen Augen auch die besten, weil die Hühner gesünder sind. Bei der Bodenhaltung gibt es kaum Krankheiten. Aber wenn die Hühner draußen herumlaufen und es regnet, dann bekommt so ein Huhn schon mal Schnupfen.

Schmeckt ein Bio-Ei denn anders als ein konventionelles Ei?
Ingenbleek Auf jeden Fall. Die Bio-Hühner kriegen ein rein biologisches Futter, dann schmeckt das Ei auch anders.

Zum Beispiel besser?
Ingenbleek Das ist Geschmackssache. Der eine mag lieber einen jungen Käse, der andere lieber Bergkäse.

Welches Ei ziehen Sie vor?
Ingenbleek Das Ei aus der Bodenhaltung. Es sieht schöner aus, es hat eine dickere Schale. So ein Bio-Ei hingegen geht schneller kaputt beim Kochen, weil weniger Energie im Futter sitzt. Sie kennen das ja vom Bio-Apfel. Der sieht auch nicht so schön aus.

Aber der Bio-Apfel schmeckt besser.
Ingenbleek Die Leute, die Bio-Eier kaufen, finden auch, dass Bio-Eier besser schmecken. Diese zweieinhalb Prozent sind vom Bio-Ei überzeugt und die kaufen auch keine anderen. Die sind schon extrem.

Also ich kaufe auch Bio-Eier. Allerdings immer nur so sechs.
Ingenbleek Die Bio-Eier-Käufer nehmen selten gleich eine ganze Lage mit. Die anderen kaufen gerne mal 20 bis 30, weil sie sich für ein Rührei mal eben fünf Eier in die Pfanne hauen.

Ich habe gestern aus fünf Bio-Eiern Rührei gemacht.
Ingenbleek Das war aber ein teures Frühstück.

Das sechste Ei war leider im Karton zerbrochen. Das lag sicher an der dünnen Schale.
Ingenbleek Da sehen Sie.

Mir wurde zugetragen, Sie verkaufen auch Eier mit doppeltem Eidotter.
Ingenbleek Das ist korrekt. Junge Hühner, besonders die weißen, die gerade anfangen zu legen, vergessen an manchen Tagen, eines zu legen. Dann bilden sich Doppeldotter.

Woher wissen Sie denn, in welchem Ei zwei Dotter schwimmen?
Ingenbleek Ein normales Ei wiegt vielleicht 40 Gramm, ein Doppeldotter-Ei knapp 70 Gramm. Es ist auch viel größer. Deshalb kann ich die gut raussortieren. In 95 Prozent der Fälle liege ich richtig.

Wie halten Sie persönlich es mit dem Doppeldotter-Ei?
Ingenbleek Ich ziehe ein normales Ei der Gewichtsklasse M vor. Das kommt von einem Huhn, das schon fünf bis sechs Wochen legt. Das macht ein schönes Ei.

Unterscheiden sich braune und weiße Eier durch andere Eigenschaften außer der Farbe?
Ingenbleek Die meisten weißen Hühner legen weiße Eier, die braunen Hühner legen braune Eier. Da sie aber im selben Stall laufen und dasselbe Futter bekommen, wage ich zu bezweifeln, dass jemand den Unterschied herausschmecken würde. Zu Ostern wollen allerdings alle weiße Eier haben, weil die sich besser färben lassen.

Sie bieten ja auch gefärbte Eier an. Färben Sie selbst?
Ingenbleek Nein, ich fahre mit den Eiern zur Färberei, und nach einer Stunde habe ich bunte Eier.

Essen Sie Ihr Frühstücksei hart oder weich?
Ingenbleek Weich.

Sehr weich?
Ingenbleek Bisschen weich.

Wie viele Minuten?
Ingenbleek Etwas mehr als sechs Minuten, hart abgeschreckt. Ich gebe die Eier allerdings erst ins Wasser, wenn es kocht. Dafür sollte man aber keine großen Eier nehmen, denn die dünnere Schale könnte durch die plötzliche Hitze kaputtgehen.

Wie erkenne ich denn, ob die Schale dick oder dünn ist?
Ingenbleek Wenn die Schale so, ich sag mal, rubbelig ist, ist die Schale gerne mal dünn. Bei braunen Eiern erkennen Sie das auch daran, wenn die Schale etwas heller ist. Je dunkler das Ei, desto dicker die Schale.

Wenn ich Eier pelle, hängt häufig das halbe Ei an der Schale. Warum?
Ingenbleek Wenn Sie ein Ei kochen und pellen, sollte das mindestens sieben Tage alt sein. Wenn es frischer ist, bleibt das Ei an der Schale kleben.

Schon mal mit Eiern jongliert?
Ingenbleek Nein, so ein Quatsch ist mir noch nicht eingefallen. Als Kinder haben mein Bruder und ich uns allerdings gerne mal mit Eiern im Stall beworfen.

Heute natürlich nicht mehr
Ingenbleek Wir haben ein paar Zwerghühner auf dem Hof. Wenn die gebrütet haben und es bleiben ein paar Eier übrig, versuchen wir ab und zu, einen Baum zu treffen.

Und auf wen würden Sie gerne mal ein Ei werfen?
Ingenbleek Ich möchte grundsätzlich niemanden mit Eiern bewerfen.

Wenn ich Sie dazu zwingen würde?
Ingenbleek Dann meinen Hund, wenn er mal wieder meine Schuhe zerfressen hat.

Würden Sie dafür ein Bio-Ei oder ein Doppeldotter-Ei nehmen?
Ingenbleek Nur Eier, die abgelaufen sind. Alles andere wäre doch viel zu schade.

Sebastian Dalkowski führte das Interview.

(ila/csi/ila)
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