Einsatzkräfte haben viel zu tun Gelderland wird zum Winterparadies

Gelderland · Auch das Gelderland versinkt im Schnee – zur Freude der Kinder. Die Feuerwehr bittet angesichts der Straßenverhältnisse darum, möglichst zuhause zu bleiben. Bus und Bahn fahren nicht.

Nach starkem Schneefall: Das Gelderland wird zum Winterwunderland
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Das Gelderland wird zum Winterwunderland

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Foto: Dirk Möwius

Corona konnte die Ponter Karnevalisten nicht aufhalten. Mit viel Engagement strickten sie das Konzept für eine Autositzung auf dem Parkplatz der E-Dry. Gegen die Pandemie konnten die Narren die richtigen Schutzmaßnahmen treffen, doch gegen das Wetter war selbst Pontifex Maximus machtlos: Angesichts der Warnung vor Blitzeis, Eisregen, orkanartige Böen und Schneechaos entschied man sich am Samstagvormittag, die Veranstaltung um eine Woche zu verlegen. Ganz so schlimm kam es dann zum Glück nicht. Der leichte Schneeregen am Samstagabend verwandelte sich in starken Schneefall mit stürmischen Wind, am Sonntag schneite es langsam, aber beständig weiter vor sich hin. Und dank des Dauerfrostes blieb der Schnee auch liegen, das Gelderland verwandelte sich ein weißes Winterwunderland. Idyllisch präsentierte sich etwa der Kapellenplatz in Kevelaer am Samstagabend in der Dunkelheit, am nächsten Morgen lag auch hier tiefer Schnee. In Straelen schauten die Alltagsmenschen auf den weißen Marktplatz. Der Winter hat das Gelderland fest im Griff und führte zu zahlreichen Einsätzen.

Die Feuerwehr Kevelaer hatte gewarnt, dass es durch Straßenglätte sowie durch vom Sturm beschädigte Bäume ein erhebliches Sicherheitsrisiko gebe. Besonders tückisch für Autofahrer waren die Schneeverwehungen. „Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien und nicht zwingend notwendige Autofahrten“, so die Feuerwehr. „Bei Schneefall helfen Sie uns und möglichen Hilfebedürftigen, indem Sie Hydranten vor Ihrem Haus frei von Schnee und Schmutz halten“, hieß es weiter. Bis Sonntagmittag meldete die Issumer Feuerwehr: „Bisher hat es im Wachbereich der Freiwilligen Feuerwehr Issum glücklicherweise noch keine Einsätze gegeben. „Vom Leiter der Feuerwehr gab es den Hinweis, bei einem Einsatz ganz besonders vorsichtig und besonnen zum Feuerwehrhaus zu fahren, um uns selbst nicht zu gefährden“, erklärt Bernd Manders, Pressesprecher der Issumer Wehr. Alle hoffen, dass es ruhig bleibt.

 Der Kapellenplatz präsentierte sich im Schneetreiben stimmungsvoll.

Der Kapellenplatz präsentierte sich im Schneetreiben stimmungsvoll.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Züge des Niersexpress fuhren nicht mehr, die Nordwestbahn teilte „wetterbedingte Störungen“ mit. Auch ein Schienenersatzverkehr, bei anderen Problemen auf der Strecke stets die Alternative, konnte nicht angeboten werde. Kein Wunder, denn die Busse kamen am Morgen hier und da nicht einmal aus den Depots heraus. Niag und Look entschlossen sich, den Busverkehr im kompletten Verkehrsgebiet aufgrund des Schnees bis auf Weiteres einzustellen. „Wir haben haben uns am Sonntagvormittag entschlossen, den Busverkehr im kompletten Verkehrsgebiet aufgrund der Wetterlage bis auf Weiteres einzustellen. Schnee und glatte Straßen machen eine sichere Fahrt am Niederrhein unmöglich“, so Niag-Sprecher Michael Block. „Wie in anderen Gebieten bleiben die Busse deshalb auch am Niederrhein am Sonntag in den Depots. An einzelnen Standorten konnten die Fahrzeuge bei Schichtbeginn am frühen Sonntagmorgen wegen der überfrierenden Nässe nicht einmal die Depots verlassen.“ Man bitte die Fahrgäste um Verständnis.

Ob die Busse am Montag wieder fahren, war am Sonntag noch unklar. Die Entwicklung der Wetterlage am Niederrhein werde durchgehend beobachtet, eine Entscheidung über den Busbetrieb am Montag werde voraussichtlich erst im Laufe der Nacht von Sonntag auf Montag fallen können. Allerdings sei schon jetzt auch für den Montag mindestens mit einzelnen Ausfällen auf verschiedenen Strecken zu rechnen. Die Niag informiert ihre Fahrgäste über ihre Homepage, ihren Twitter-Kanal und ihre App.

 Kleine Hunde hatten mit dem tiefen Schnee am Niederrhein zu kämpfen.

Kleine Hunde hatten mit dem tiefen Schnee am Niederrhein zu kämpfen.

Foto: Latzel

Schon in der Nacht musste die Polizei allen Warnungen zum Trotz schon einige Unfälle aufnehmen. Zum Glück, hieß es aus der Leitstelle, hätten sich erst einmal keine schweren Unfälle ereignet. „Bisher ist für die Lage überraschend wenig los“, hieß es in der Mittagszeit am Sonntag. Insbesondere Lastwagen blieben stecken, Schneeverwehungen auf der B 9 und anderen wichtigen Überlandstraßen machten das Durchkommen zum Teil unmöglich, vereinzelt stürzten Bäume unter der Schneelast um. In Twisteden, teilte die Polizei mit, war ein Auto in einen Graben gerutscht, auf der B9 bei Goch stand ein Lkw quer auf der Fahrbahn, hier und da brauchte ein Wagen eine Weile, um sich mit oder ohne Hilfe aus den Schneehaufen zu kämpfen.

Die Räumdienste der Kommunen waren im Dauereinsatz. In Weeze etwa waren vier Fahrzeuge ständig unterwegs, zudem sind Fußtrupps unterwegs. „Man wird den Schneemassen nicht Herr und kann beim Räumen dranbleiben“, berichtet Bürgermeister Georg Koenen. Die Feuerwehr Weeze hat zur Sicherheit bereits Schneeketten auf einige Fahrzeuge ziehen lassen. Bislang habe die Feuerwehr aber noch nicht ausrücken müssen, so Koenen. Die Lage sei entspannt, weil am Sonntag nur wenige Autos unterwegs sind. „Wer vernünftig ist, bleibt zuhause“, so Koenen. Selbst auf der B 9 kommen die Autos kaum voran, weil ständig die Fahrbahn wieder vom Schnee zugeweht ist.

Kurz vor acht kommt es in Geldern zum Nachbartreffen auf dem Sandsteg. Die beiden Männer sind mit Schneeschiebern ausgerüstet und räumen den Gehweg vor ihren Häusern frei. „Endlich mal richtiges Winterwetter“, meint der eine. Und der andere leistet Nachbarschaftshilfe und befreit auch die Hausfront einer betagten Anwohnerin von der weißen Decke. Da sind die Zweier-Teams von der Stadtgärtnerei Geldern schon seit rund zwei Stunden unterwegs. So wie André Otterpohl und Michael Jeuken. Mit motorisiertem Schneepflug und Schaufel arbeiten sie sich durch die Glockengasse. Der Wind sei schlecht, meint Jeuken. Er weht den Schnee immer wieder auf die gerade geräumten Abschnitte. Ein weiteres Duo der Stadtgärtnerei ist zur gleichen Zeit im Schatten des Mühlenturms am Südwall unterwegs. „Bis acht Uhr heute Abend wird der Dienst gehen“, schätzt einer der Männer im orangefarbenen Overall. Und Montag gehe es wohl um vier Uhr früh wieder raus. Auch am Samstag waren sie schon früh vorbeugend im Einsatz gewesen.

Während in Aldekerk ein Trecker zur Freude der Kinder gleich mehrere Schlitten hinter sich druch das Dorf zog, stürzten sich in Geldern Mila und Linus Oertel in die weiße Pracht. „Das wird mein erster Schneemann“, sagt die Sechsjährige, während ihr acht Jahre älterer Bruder schon zwei Schneekugeln aufeinandergetürmt hat. „Der Schneemann soll größer werden als Mila“, sagt er. Noch aber fehlte ein Stück bis zu 1,20 Meter. Die Möhre für die Nase war aber schon griffbereit. Dass musste was werden. Und auch am Montag dürfte der Winter dem Gelderland noch erhalten bleiben.

(zel)
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