Schnapsbrennerei hilft in Coronazeiten Desinfektionsmittel statt Weizenkorn

Wetten · Die Brennerei Moosbur will in Corona-Zeiten helfen und bittet um Alkoholspenden. Die werden destilliert und an Apotheken verteilt.

 Ernst Deselaers von Moosbur sammelt Spirituosen, um daraus Desinfektionsmittel zu machen.

Ernst Deselaers von Moosbur sammelt Spirituosen, um daraus Desinfektionsmittel zu machen.

Foto: Latzel

Das gibt es wohl nur in Kevelaer. Ein offenbar ganz besonders frommer Spender hat gleich fünf Flaschen Weihwasser in die Kästen vor der Hofeinfahrt gestellt. „Ob da überhaupt Alkohol drin ist, weiß ich nicht, aber schaden kann das ja nie“, sagt Ernst Deselaers lachend, der daher auch das Weihwasser in die große graue Tonne geschüttet hat. Diesen Lagertank nutzt der 55-Jährige jetzt nämlich für eine ganz besondere Aktion: Er bittet um Alkoholspenden aller Art. Egal ob Wein, Sekt, Schnaps. Egal ob ungeöffnet, 50 Jahre alt oder halbvoll. Deselaers nimmt alles an, schüttet es in die große Tonne und will daraus Alkohol für Desinfektionsmittel gewinnen. Auf die Idee dazu hat ihn ein Bericht über eine Firma aus Frechen gebracht, die ebenfalls in Zeiten von Corona auf diese Art der Produktion umgestiegen ist.

„Wir haben im Moment kaum etwas zu tun, unser Umsatz ist um 80 Prozent eingebrochen“, erläutert Deselaers. Normalerweise beliefert die Schnapsbrennerei aus Wetten die komplette Region. Doch jetzt, wo Kneipen und Restaurants geschlossen sind, ist auch die Nachfrage nach dem legendären Weizenkorn „Moosbur“ zurückgegangen. „Wir könnten angesichts der Situation Trübsal blasen und jammern, doch so bin ich nicht gestrickt, ich will immer nach vorne gehen.“ Er hoffe, dass sein traditionsreicher Betrieb die schwierige Zeit übersteht. „Ich hoffe, dass unser Sparschwein ausreicht.“

Und so will er die freien Kapazitäten nutzen, um in der Krise zu helfen. „Wir destillieren Alkohol in guten Zeiten, das wollen wir jetzt auch in schlechten Zeiten so halten“, sagt Ernst Deselaers, der 1991 in der Kornbrennerei seines Vaters anfing, von dem er auch das Brennen und Destillieren lernte. Das Unternehmen hat einen guten Ruf in der Region und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1832 gründeten die Brüder Ernst und Tillmann Deselaers auf der Baersdonk in Geldern den Betrieb. 1864 zog der Familienbetrieb dann nach Wetten auf den Mosshof um.

So viel Tradition verpflichte, in der Krise auch anzupacken. Da Ernst Deselaers immer wieder Berichte über fehlende Desinfektionsmittel hörte, kam er auf die Idee, die Destille jetzt zu nutzen, um hochprozentigen Alkohol herzustellen. Dort, wo sonst die leckeren Fruchtschnäpse entstehen, wird derzeit Alkohol hergestellt, der für Apotheken bestimmt ist.

80 bis 85 Prozent beträgt der Alkoholgehalt des destillierten Spirituosengemischs aus der grauen Tonne. Pharmazeuten könnten daraus Desinfektionsmittel herstellen. Die könnten dann die Menschen nutzen, die in der Corona-Krise darauf angewiesen sind. „Jeder Tropfen zählt, ist das Motto, und damit möchte ich ganz einfach die Menschen unterstützen, die in vorderster Front arbeiten.“ Geld will er keines dafür. Apotheken, die sich für den Alkohol interessieren, können ihn kostenlos bekommen. Wenn jemand etwas dafür geben will, will er den Erlös spenden.

 Ernst Deselaers von Moosbuur sammelt Spirituosen, um daraus Desinfektionsmittel zu machen.

Ernst Deselaers von Moosbuur sammelt Spirituosen, um daraus Desinfektionsmittel zu machen.

Foto: Latzel

Seine Initiative kommt in der Bevölkerung offenbar an. Immer wieder bringen die Leute Flaschen mit Alkohol zu dem Bauernhof an der Marienstraße zwischen Wetten und Kevelaer. Seit Mittwoch sammelt er. Inzwischen sind schon fast 800 Liter in der großen Tonne zusammengekommen.

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