Weeze Ryanair erlaubt mehr Handgepäck im Flieger

Weeze · Gewinnrückgang hat zu einer "Freundlichkeitsoffensive" geführt. Auch die Mitarbeiter des Airports Weeze sind froh, jetzt kundenfreundlicher sein zu dürfen. Feste Sitzplätze beenden Wettlauf zum Flugzeug.

 Ursula Arndt ist froh, dass sie ihre Tasche zusätzlich zum Handgepäck mitnehmen darf.

Ursula Arndt ist froh, dass sie ihre Tasche zusätzlich zum Handgepäck mitnehmen darf.

Foto: seyb

Udo und seine Freundin Michaela stehen zu ihren besonderen Bedürfnissen: "Wir sind beide recht füllig und haben deshalb gerne etwas mehr Platz im Flugzeug." Die bequemeren Plätze am Notausgang haben sie sich deshalb gerne ein paar Euro mehr kosten lassen. Neuerdings kann jeder Ryanair-Passagier Einfluss auf seinen Sitzplatz nehmen. Und muss sich zumindest nicht mehr um einen besseren Platz "prügeln". Denn die Fluggesellschaft, die auch eine Basis in Weeze unterhält, will kundenfreundlicher werden. Ursula Arndt, auf dem Weg nach Lanzarote, musste ihre Schultertasche gestern jedenfalls nicht wie früher in den Trolley stopfen.

Ryanair leidet unter einem Imageproblem, das sich zuletzt auch in negativen Zahlen ausdrückte — im letzten Quartal 2013 fuhr die irische Airline einen Verlust in Höhe von rund 35 Millionen Euro ein. Selbst Ryanair-Chef Michael O'Leary sah ein, dass da etwas passieren musste und rief eine Freundlichkeitsoffensive aus. Schon lange kritisieren viele Kunden den bescheidenen Service der Airline, der offenbar auch Geschäftskunden abschreckt. Nicht jeder sieht ein, warum mit dem günstigen Preis auch Komfortverzicht einhergehen soll. Von neuen kundenfreundlichen Regeln profitieren nun nicht nur die Fluggäste, sondern auch die Mitarbeiter des Weezer Flughafens.

Wer schon einmal mit Ryanair geflogen ist, kennt den Stress vor und beim Einsteigen: Auch die kleinste Damenhandtasche musste bislang im Handgepäck verstaut werden, denn die Regelung "ein Handgepäck pro Fluggast" war unerbittlich. Nun darf man zusätzlich zum maximal zehn Kilo schweren Köfferchen noch eine Handtasche mitführen. Und: Jeder Passagier bekommt einen Platz im Flugzeug zugewiesen. Bisher hatte Ryanair versucht, durch den Verkauf leicht verteuerter Tickets ein "bevorzugtes Einsteigen" attraktiv erscheinen zu lassen. Dazu hatten sich aber nur wenige Flugreisende entscheiden. Die meisten stürmten mit "Normaltickets" in das Flugzeug in dem Versuch, sich zusammenliegende und möglichst "gute" Plätze zu sichern.

Seit wenigen Tagen hat die Hetze ein Ende. Was nicht zuletzt Gabriele Wittmann, die Chefin der Fluggastabfertigung "Serve-2-fly" und ihre Mitarbeiter entlastet. "Es ist jetzt viel entspannter. Früher mussten die Kollegen wegen der Handtaschen endlose Diskussionen mit Passagieren führen, und das Einsteigen war der reinste Wettlauf." Seit dem Wochenende steht auf jedem Ticket, das wie bisher ausgedruckt werden muss, der reservierte Sitzplatz drauf.

Ohne Zusatzkosten, wenn jeder Platz recht ist, für fünf oder zehn Euro pro Flug mehr, wenn man bevorzugt einsteigen oder bestimmte Sitze haben möchte. Auch das Buchen selbst ist einfacher geworden und kommt mit deutlich weniger Klicks aus. Man muss nicht mehr fürchten, versehentlich ein Auto gemietet, eine Versicherung oder einen Koffer gekauft zu haben. Der Gast soll es honorieren und die Iren schnell wieder in die Gewinnzone führen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort