Immer öfter Probleme für Feuerwehr und Polizei Respekt für Einsatzkräfte sinkt

Kevelaer · Gerade sind Feuerwehrleute in Bottrop beim Einsatz angegriffen worden. Auch in der Region merken Feuerwehr und Polizei, dass es für sie schwieriger wird.

 Ein Feuerwehrmann im Einsatz: Auch in Kevelaer kommt es immer öfter vor, dass die Hilfskräfte damit zu kämpfen haben, dass Autofahrer sich nicht an abgesperrte Bereiche halten.

Ein Feuerwehrmann im Einsatz: Auch in Kevelaer kommt es immer öfter vor, dass die Hilfskräfte damit zu kämpfen haben, dass Autofahrer sich nicht an abgesperrte Bereiche halten.

Foto: dpa/Soeren Stache

Auch die Marienstadt stützt sich bei der Feuerwehr auf freiwillige und ehrenamtliche Kräfte. Daher ist es aus Sicht der Verantwortlichen wichtig, dass die Einsatzkräfte auch Anerkennung für ihren Dienst in der Öffentlichkeit bekommen. Und offenbar ist es in Keve­laer tatsächlich so, dass die Bevölkerung den Einsatz „ihrer“ Feuerwehr zu schätzen weiß. Probleme mit Beleidigungen gebe es so gut wie gar nicht, so Stadtbrandmeister Georg Metzelaers. „Das passiert nur ganz, ganz selten. Ich erinnere mich konkret nur an einen Fall, in dem ein Mann unsere Einsatzkräfte beleidigt hat. Das haben wir angezeigt, der Mann hat ein Strafverfahren bekommen“, berichtet der Feuerwehrmann. Auch Gaffer würden den Helfern bislang rund um Kevelaer noch keine Kopfschmerzen bereiten.

Eine andere Sache sei aber zunehmend auffällig, so Metzelaers. „Wir stellen immer häufiger fest, dass Autofahrer richtig aggressiv reagieren, wenn wir Straßen absperren.“ Offenbar empfinden das viele als Eingriff in ihre persönliche Freiheit. Getreu dem Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“ geben immer mehr Autofahrer einfach Gas und ziehen an einer Absperrung kurzerhand vorbei, ohne sich um die Sperrung zu scheren. Wie gefährlich es dadurch werden kann, hatte sich bei der Abreise vom Parookaville-Festival gezeigt. Da hatte es auf der Uedemer Straße einen Unfall mit sechs Verletzten gegeben. Die Polizei hatte daraufhin die Straße gesperrt. Viele Autofahrer störte das wenig. Sie versuchten, am quergestellten Polizeimotorrad, bei dem das Blaulicht eingeschaltet war, vorbeizufahren. „Einige waren gar noch erbost, als sie zurückgewiesen wurden“, hatte seinerzeit Polizeioberkommissar Michael Peters berichtet. Die Bedeutung eines quergestellten Einsatzfahrzeuges mit eingeschaltetem blauem Blinklicht scheine vielen Autofahrern gar nicht mehr bewusst zu sein.

„Immer öfter kommt es auch vor, dass die Autofahrer vor einer solchen Sperre drängeln oder ungeduldig hupen“, berichtet Metzelaers. Inzwischen sei es so, dass die Feuerwehr immer jemanden abstellen muss, der die Absperrkegel sichert. „Wenn wir nur die Pylonen hinstellen, nimmt die keiner ernst. Die meisten fahren einfach vorbei.“ Einige stellen die Absperrhinweise auch einfach an die Seite. Metzelaers kann darüber nur den Kopf schütteln. „Das ist für mich ein Zeichen von zunehmender Gleichgültigkeit und Aggressivität“, sagt der Stadtbrandmeister.

Während die Feuerwehr in Kevelaer zumindest noch keine größeren Probleme mit Beleidigungen hat, ist das bei der Polizei ein großes Thema, wie Sprecherin Corinna Saccaro berichtet: „Betroffene von polizeilichen Maßnahmen waren in der Vergangenheit im Umgang mit Schimpfworten nicht gerade zimperlich. Die Anzahl der Beleidigungen hat mit 54 Fällen im Jahr 2017 beziehungsweise 56 Fällen im Jahr 2018 leicht zugenommen.“ Feststellbar sei, dass es selbst bei nichtigen Anlässen wie Verkehrskontrollen oder Verkehrssperrungen bereits zu Beleidigungen gekommen ist. Die Bezeichnung „Bulle“ oder der ausgestreckte Mittelfinger sind da eher noch die „leichteren“ Fälle.

Corinna Saccaro ist Sprecherin der Kreispolizei.

Corinna Saccaro ist Sprecherin der Kreispolizei.

Foto: Markus van Offern (mvo)

„Aufgrund der deutlich gestiegenen Zahl eingestellter Polizeibeamtinnen sind auch in unserer Kreispolizeibehörde immer öfter ,gemischte Teams’ im Einsatz. In der Regel richten sich die Beleidigung gegen alle am Einsatz beteiligten Polizisten, unabhängig vom Geschlecht.“ Es sei nicht so, dass Polizeibeamtinnen überproportional Opfer sind. „Frauenfeindliche Beleidigungen sind eher die Ausnahme und haben ihren Hintergrund in der charakterlichen Veranlagung der Betroffenen oder entstammen einem rückständigen Frauenbild“, meint die Pressesprecherin.

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