Prozess nach Sprengung in Kevelaer Automatensprenger ist hochbegabt

Kevelaer · Ein 29-Jähriger soll für vier Geldautomatensprengungen verantwortlich sein, darunter im Irrland in Twisteden. Seine Mutter las vor Gericht einen rührenden Brief vor.

 Unter anderem einen Geldautomaten im Irrland hatte der Täter gesprengt.

Unter anderem einen Geldautomaten im Irrland hatte der Täter gesprengt.

Foto: Guido Schulmann

Der heute 29-jährige Angeklagte sei das wunderbarste Kind gewesen, das sich eine Mutter hätte vorstellen können. Doch als Jugendlicher habe sich der gebürtige Kempener auf die schiefe Bahn begeben – und habe diese seitdem nie verlassen. Das sagte die Adoptivmutter des Beschuldigten am Donnerstagvormittag vor dem Landgericht aus. Dieser soll als Kopf eines Trios für Geldautomatensprengungen unter anderem in Tönisvorst, Moers, Mülheim-Kärlich und im Irrland in Twisteden verantwortlich sein. Der Automat am Eingang des Freizeitparks wurde im Oktober 2018 gesprengt.

In einer vorherigen Verhandlung hatte der angeklagte Deutsche berichtet, in seiner Jugend sei ihm eine Hochbegabung attestiert worden. Seine Mutter bestätigte dies nun. „Sein gesamtes Leben war ein Auf und Ab zwischen Extremen. Dabei war er als Kind so voller Ideen, er war so neugierig“, las sie einen an den Sohn adressierten Brief vor. Mehrfach sei er während seiner Schulkarriere von der Schule geflogen, immer wieder habe er sich mit Schulkameraden geprügelt. Auch fühlte er sich regelmäßig verfolgt. Zu einem Bruch sei es wiederum mit der Loveparade 2010 gekommen. „Von dieser panischen Menschenmenge hat er ein schweres Trauma davongetragen“, sagte die Adoptivmutter, die keine Informationen über die biologischen Eltern des Beschuldigten habe.

Für das Abrutschen ins kriminelle Milieu hätten seine Kontakt in die Hooligan-Szene des 1. FC Köln gesorgt. Seit mehr als zehn Jahren sei er dort aktiv, in denen er immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz kam und gleich mehrere Haftstraßen absitzen musste. „Ich verstehe nicht, wie ein intelligenter Junge es schaffen kann, aus keinem seiner Fehler auch nur im Ansatz zu lernen“, sagte sie unter Tränen aus. Ihr Sohn brauche dringend psychologische Hilfe. Das bestätigte auch ein psychologischer Gutachter. Er erkenne eine „bipolare Störung aus dem Lehrbuch“, die sich wohl nur mit Arznei bekämpfen lasse. „Der Beschuldigte braucht dringend Hilfe. Ich weiß nur nicht, ob er sie auch annehmen würde“, erklärte er. Mit einem Urteil wird am kommenden Montag, 7. September, gerechnet.

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