Kevelaer Polnische Männer in Kevelaers Wehr

Kevelaer · Sie wollen in dem Land, in dem sie leben, richtig dazugehören. Und gerne etwas tun, das für andere nützlich ist. Deshalb haben sich zwei junge polnische Familienväter bei der Feuerwehr Kevelaer angemeldet.

 Verstärkung für die Brandbekämpfer in Kevelaer kommt von den beiden polnischen Feuerwehrmann-Anwärtern Krzysztof Zylla (l.) und Mariusz Kulinski (M.). Darüber freut sich Feuerwehr-Chef Werner Borkowski.

Verstärkung für die Brandbekämpfer in Kevelaer kommt von den beiden polnischen Feuerwehrmann-Anwärtern Krzysztof Zylla (l.) und Mariusz Kulinski (M.). Darüber freut sich Feuerwehr-Chef Werner Borkowski.

Foto: Jürgen Venn

Krzysztof Zylla ist 31 Jahre alt. Die Kameraden, die mit ihm gemeinsam am Grundausbildungs-Lehrgang der Feuerwehr teilnehmen, sind deutlich jünger, meist 18 bis 20 Jahre alt. Außer Mariusz Kulinski, der gehört mit 29 Jahren ebenfalls zu den "Älteren". Und kommt, wie der Name schon vermuten lässt, ebenso wie sein Freund Krzysztof aus Polen. Die beiden Männer sind die ersten angehenden Feuerwehrleute in Kevelaer mit Migrationshintergrund. Mal abgesehen von einem iranisch-stämmigen Mitglied des Spielmannszuges.

"Ich finde es ganz toll, dass die beiden sich entschieden haben, bei uns mitzumachen", sagt Werner Borkowski, der Chef des Löschzugs Kevelaer Mitte. Genauso hatte er es auf der Mitgliederversammlung formuliert, bei der kürzlich mehrere "Neue" aufgenommen und andere befördert wurden. Von den übrigen Feuerwehr-Kameraden hatte es ermutigenden Applaus gegeben.

"Ich war schon in Polen bei der Feuerwehr", erzählt Zylla. Er lebte damals im ehemaligen Schlesien, wo bis heute einige Menschen Deutsch sprechen. Weil das auch in seiner Familie so war, fiel es ihm nicht allzu schwer, am Niederrhein heimisch zu werden. Zylla ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Jahrelang war er, der als Account-Manager in Venray arbeitet, zwischen Polen und den Niederlanden hin und her gereist, bis er nach Deutschland zog. Von Kevelaer aus ist er nun schnell im Nachbarland und kommt nicht mehr nur am Wochenende nach Hause. "Jetzt habe ich Zeit für eine Beschäftigung neben der Arbeit", sagt er.

Ein Nachbar von Kulinski,selbst Feuerwehraktiver, hat die Männer "angeworben". Mariusz Kulinski ist auch verheiratet und hat ein Kind. Er arbeitet als Elektroingenieur ebenfalls in Venray. Nach dem Studium hatte er Polen verlassen und war in die Niederlande gezogen. "Nach einer Weile wollten wir gerne ein Haus bauen, aber das war in Holland zu teuer", berichtet er. Seine Frau und er beschlossen, noch einmal über die Grenze zu ziehen. Sie fühlen sich seit zweieinhalb Jahren in Kevelaer wohl. Kulinski spricht perfekt Deutsch, obwohl er bei der Arbeit Niederländisch und zu Hause Polnisch spricht.

Philipp Köhler, der für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Kevelaerer Wehr zuständig ist, war selbst schon mal der Zugezogene. "Ich komme aus Südhessen, das ist gefühlt für viele genauso weit weg wie Polen. Weil ich schon in meiner Heimat bei der Feuerwehr war, stand für mich fest, hier weiterzumachen. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, denn so ist man von Anfang an nie allein." "Integration" erleben nun auch Krzysztof Zylla und und Mariusz Kulinski, die in Theorie und Praxis nun erst einmal viel lernen müssen. "Vorerst werden sie wie die anderen Anwärter nicht an Einsätzen teilnehmen", sagt Borkowski. Nach den ersten erfolgreich abgeschlossenen Lehrgängen wird sich das allerdings ändern.

Ob denn kein Problem ist, dass die beiden im Nachbarland arbeiten? "Nein, heute arbeiten ja die meisten auswärts", weiß Borkowski. "Deshalb haben wir für Kevelaer Mitte 77 Aktive, brauchen aber bei den Einsätzen meist nur etwa 35. Fast immer sind genügend Leute einsatzbereit, und wenn's mal knapp wird, gibt es ja noch die benachbarten Löschzüge."

(RP)
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