Kevelaer Polen ohne Job kosten Kevelaer viel Geld

Kevelaer · Bislang sind "Armutsflüchtlinge" aus Südosteuropa in Kevelaer noch nicht vertreten. Sorgen bereiten der Verwaltung jedoch arbeitslose Polen, von denen viele "Hartz IV" bekommen. Zudem steigt die Zahl der Asylbewerber stetig.

So leben Zuwanderer im Problemhaus
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Foto: dpa, Caroline Seidel

Die Bilder von dem monatelang völlig überbelegten Duisburger Wohnblock, in dem Flüchtlinge aus Südosteuropa für Probleme sorgten, haben eine Debatte über "Armutszuwanderung" entfacht. Davon sind aber nicht nur Rumänen und Bulgaren betroffen, von denen viele den Volksgruppen der Sinti und Roma angehören. In Duisburg und in anderen großen Städten mit meist ohnehin knappen Kassen ist in diesem Zusammenhang vom häufigen Missbrauch der Sozialsysteme die Rede. Kevelaer hat mit nennenswertem Zuzug von Südosteuropäern bislang wenig zu tun, wie der zuständige Abteilungsleiter der Stadtverwaltung ausführt. Die wenigen lebten schon länger hier und seien "ruhige Leute". "Aber als ,Armutsflüchtlinge' kann man vielleicht auch manche Polen bezeichnen. Wir haben eine ziemlich erhebliche Anzahl im Sozialbezug", sagt Ralph Müschen. Wie viele genau es sind, gab er nicht an.

Die Bundesrepublik will Kommunen, die in besonderem Maße unter den Belastungen durch Armutsflüchtlinge leiden, stärker unterstützen. Insgesamt ist von 235 Millionen Euro die Rede. Kevelaer kann sich kaum Hoffnungen machen, dabei berücksichtigt zu werden, denn dort sind bisher nur vereinzelte Rumänen oder Bulgaren zugezogen. Die Freizügigkeit, die seit Anfang des Jahres für sie besteht, hat sich noch nicht ausgewirkt. Und die polnischen Staatangehörigen, die "Hartz IV" beziehen, sind eine ganz andere Personengruppe.

"Viele von ihnen haben vermutlich zunächst gearbeitet und ihre Stelle irgendwann verloren. Dann bekamen sie vielleicht eine Weile Arbeitslosengeld, bis dieser Anspruch auslief und sie Unterstützung nach SGB II beantragen konnten", erklärt der Abteilungsleiter. Übrigens stehe "Hartz IV" nicht jedem zu. Wer sich etwa zur Arbeitssuche in Deutschland aufhalte, aber noch keinen Job habe, könne keinen Anspruch geltend machen. Ebenso wenig bekommen Ausländer, die in Kevelaer oder Weeze wohnen, aber (vielleicht als Zeitarbeiter) in den Niederlanden gearbeitet haben, Hartz IV. Es gibt Ausnahmen: Allein erziehende Frauen, die mit einem Deutschen verheiratet waren, kämen für einen Bezug durchaus in Frage, sagt Müschen.

Nur selten kehrten Polen, die hier arbeitslos würden, in ihre Heimat zurück. "Da kommt natürlich die Frage auf, was ,Armut' ist. Offenbar ist der Lebensstandard hierzulande selbst mit Hartz IV höher als ohne Job in Polen", meint Müschen. Was der Stadtverwaltung wichtig zu betonen ist: "Auffällig" oder "problematisch" sind die aus dem Ausland zugezogenen Menschen mehrheitlich nicht. Nur teuer.

Mehr Sorgen bereitet in Kevelaer die ständig steigende Anzahl von Asylbewerbern, die untergebracht werden müssen. Für die kommende Woche sind laut Abteilungsleiter Jochen Molderings neue Zuweisungen angekündigt. Dann beherbergt Kevelaer 96 Asylsuchende. Zum Glück sei es gelungen, für sie einige Wohnungen anzumieten. Das Mehrfamilienhaus an der Gelderner Straße ist längst voll. "Mittelfristig müssen wir sicher eine neue Unterkunft bauen oder Container aufstellen", sagt Ludger Holla, Fachbereichsleiter Ordnung. In diesem Jahr rechnet er mit doppelt so vielen Zuweisungen wie noch 2012.

(RP)
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