Parookaville-Veranstalter über Corona-Absage „Wir haben rechtzeitig auf die Bremse gedrückt“

Weeze · Die Enttäuschung sitzt bei Veranstalter Bernd Dicks nach der Absage natürlich tief. Finanziell sei man durch eine Versicherung abgesichert. Zudem hofft man darauf, dass viele ihre Tickets in Karten für 2021 umtauschen.

 Bernd Dicks.

Bernd Dicks.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Was ist das für ein Gefühl, das Festival absagen zu müssen?

Bernd Dicks Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Nach Ischgl und Gangelt war klar, dass es für Großveranstaltungen schwierig werden würde. Denn ein Campingplatz mit 40.000 Leuten ist nicht gerade ideal, um eine Corona-Pandemie zu bekämpfen. Wir sind traurig, absagen zu müssen, ganz klar. Denn unser Team mit 31 Leuten hat sich wahnsinnig auf Parookaville gefreut. Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, dass wir jetzt Klarheit haben. So können wir auf die Bremse treten.

Was heißt das genau?

Dicks Jetzt wissen zum Beispiel die Handwerker in Weeze, dass sie nicht für das Festival gebunden sind. Auch für die Behörden gibt es jetzt Klarheit. Polizei oder Johanniter wären ja gebunden gewesen. Auch werden für Parookaville immer Kapazitäten im Krankenhaus freigehalten. Das ist in Coronazeiten natürlich ganz schlecht darstellbar. Wir können ja keine Betten für mögliche Corona-Patienten blockieren.

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Welche Folgen hat die Absage für die Verträge mit den Künstlern?

Dicks Ziel ist, so viele Künstler wie möglich auf 2021 zu buchen. Hier liegt klar ein Fall von Höherer Gewalt vor, der in den Verträgen geregelt ist. Wir gehen momentan davon aus, dass wir 90 Prozent der Musikern auch kein Geld bezahlen müssen.

Wie ist überhaupt die finanzielle Situation?

Dicks Wie eigentlich jeder Großveranstalter haben wir eine Versicherung, deshalb können wir unseren Besuchern auch das Angebot machen, sich entweder den Ticketpreis erstatten zu lassen oder ein Ticket für 2021 zu kaufen. Es würde uns natürlich immens helfen, wenn viele ihr Ticket auf 2021 umbuchen. Es wäre auch ein Supersignal nach außen, dass die Fans uns in dieser Zeit die Treue halten. Wenn die Versicherung greift und viele ein Ticket für 2021 nehmen, sollte Parookaville langjährig für alle gesichert sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir keine finanzielle Hilfe und keinen Rettungsschirm brauchen.

Wie sieht es für eure Mitarbeiter aus?

Dicks Einige wenige sind jetzt in Kurzarbeit. Das erfolgte aber in enger Abstimmung. Uns kommt zugute, dass wir angesichts der Entwicklungen Aufträge zurückgehalten haben. Es war eine clevere Idee, da rechtzeitig auf die Bremse gedrückt zu haben. Sonst hätten wir viel Geld in den Wind geschossen. Unser Vorteil ist, dass wir gut gewirtschaftet haben.

Ihr arbeitet seit dem vergangenen Jahr mit dem Festivalveranstalter Superstruct Entertainment zusammen, hilft euch das jetzt?

Dicks Auf jeden Fall, denn wir können über diese Kooperation auf viele Erfahrungswerte zurückgreifen. Superstruct arbeitet beispielsweise auch mit Wacken zusammen. Und mit den Leuten des Heavy-Metal-Festivals laufen viele Gespräche, die haben ja schon viel längere Erfahrung als wir. Da hilft der Austausch unheimlich.

Gibt es auch finanzielle Unterstützung von Superstruct?

Dicks Nein, es geht da mehr um eine strategische Partnerschaft, die sich in einer solchen Situation auch auszahlt.

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