Rat in Kevelaer entscheidet über Busmann als neues Symbol Wie sicher sind Sonder-Ampelmännchen?

Kevelaer · Kevelaer will an der Kreuzung Walbecker Straße / Twistedener Straße den Busmann als Ampelmännchen einsetzen. Die Politik ist von der Idee angetan. Bedenken gibt es beim Ordnungsamt wegen der Frage der Haftung.

 In Wesel gibt es seit 2019 einen Esel auf den Ampeln an einer Kreuzung. Zur Sicherheit gibt es das Eselsymbol nur zusätzlich, einen roten, stehenden Esel gibt es nicht.

In Wesel gibt es seit 2019 einen Esel auf den Ampeln an einer Kreuzung. Zur Sicherheit gibt es das Eselsymbol nur zusätzlich, einen roten, stehenden Esel gibt es nicht.

Foto: Sebastian Peters

Wie gefährlich ist der Ampelbusmann? Diese Frage stellt sich vor der Sitzung des Rates am Dienstag. Dann nämlich soll die Entscheidung fallen, ob die Kreuzung an Walbecker Straße / Twistedener Straße ein besonderes Ampelmännchen bekommt. Statt der normalen Ampelfigur soll hier ein stilisierter Busmann die Menschen über die Straße lotsen. Die Idee des Tourismusamtes nach Vorbild der Mainzel-Ampelmännchen in Mainz war bei der Politik bestens angekommen. Bedenken gibt es allerdings aus Sicht des Ordnungsamtes. Man verweist auf die mögliche Haftung der Wallfahrtsstadt bei Unfällen, die auf die Änderung der Ampeln zurückzuführen sind. Die Haftungsfrage sei nicht endgültig geklärt.

Die Stadt wandte sich in der Sache an den Kreis Kleve. Auch dort sieht man von der Norm abweichende Männchen durchaus kritisch. Die Behörde verweist auf die so genannte Verkehrsingenieurbesprechung, bei der Fachleute sich mit diversen Themen rund um den Verkehr befassen. 2019 ging es da auch um das Ampelmännchen. Und die Experten sprachen sich dafür aus, die Zeichen möglichst einheitlich zu lassen. „Der Kreis Kleve schließt sich der Auffassung an, dass Einfachheit, Verständlichkeit und Einheitlichkeit bei Verkehrssignalen die wichtigsten Grundsätze der Straßenverkehrsordnung sind“, so Benedikt Giesbers von der Pressestelle des Kreises. Diese Kriterien würden jedoch in den Hintergrund rücken, wenn jede Kommune eigene Symbole verwende. „Da insbesondere bezüglich des einzugehenden Haftungsrisikos Bedenken bestehen, würde der Kreis Kleve in seinem Zuständigkeitsbereich der Straßenverkehrsbehörde nur die festgelegten stilisierten Sinnbilder anordnen.“

 In Kevelaer soll der „Busmann“ als Ampelmännchen eingesetzt werden.

In Kevelaer soll der „Busmann“ als Ampelmännchen eingesetzt werden.

Foto: FOTOS: RADEMACHER | GRAFIK/MONTAGE: FERL

Welche praktischen Probleme es geben kann, hatte die Stadt Wesel hautnah erfahren. Dort sollten Esel zu Ampelmännchen werden. Dass das gar nicht so einfach ist, zeigte sich in den Abstimmungsgesprächen mit der Bezirksrgeierung und der Behörde Straßen NRW wie Wesels Stadtsprecher Swen Coralic berichtet. In Wesel gab es gleich zwei Probleme: Einmal ist ein Esel nun einmal kein Mensch, und außerdem hat er auch noch zwei Beine mehr als seine Ampelmännchen-Kollegen. „Die Frage war auch bei uns: Wer haftet, wenn an der Ampel etwas passiert und jemand sich darauf beruft, dass es gar kein richtiges Ampelmännchen gab“, erläutert Coralic. Schließlich kam es in Wesel zu einem Kompromiss. An einer Kreuzung in der City wurde die Fußgängerampel unten um ein Lichtzeichen ergänzt und darauf ein laufender Esel platziert. Der Ampelesel ist also gewissermaßen nur zusätzlich.

Außerdem hat die Stadt darauf verzichtet, auch das rote Lichtzeichen um einen Esel zu ergänzen. „So sind wir jetzt ganz auf der sicheren Seite. Denn wenn jemand nicht bei Grün über die Ampel geht, weil ihn der Esel irritiert, kann ja nichts passieren. Wenn jemand dagegen bei Rot rüber geht, wird es gefährlich“, sagt Coralic.

Die lange Planung bis zum Ampelesel hat die Stadt nicht bereut. Denn damit habe man viel Aufmerksamkeit bekommen. Es gebe inzwischen auch sehr viel Lob für die Ampel, viele kommen extra dorthin, um ein Foto der besonderen Ampel zu machen. Doch das hat dann zu einem ganz anderen Problem geführt. Viele stellten sich mitten auf die Kreuzung, um ein Selfie mit der Ampel im Hintergrund zu machen. Nicht ganz ungefährlich, wenn plötzlich die Ampel auf Rot umspringt.

Auf Nummer Sicher beim Ampelmännchen ging auch die Stadt Bonn. Dort sollte Beethoven diesen Dienst versehen. Doch weil es auch hier haftungsrechtliche Bedenken gab, platzierte die Stadt den Beethoven dann nur auf die grünen Lichter der Autoampeln. „Eine Bestückung der Gelb- oder Rot-Signale sowie der Fußgängersignale ist aufgrund der möglichen Mithaftung der Stadt im Fall eines Unfalls verworfen worden“, teilt Markus Peters vom Presseamt der Stadt Bonn mit.

Aus Sicht der Kreispolizeibehörde Kleve spricht nichts gegen einen Busmann als Ampelmännchen. „Wichtig ist, dass das Bild konform mit der Straßenverkehrsordnung ist. Und das ist der Fall, so lange das Symbol als Fußgänger oder Radfahrer erkennbar ist“, so Polizeisprecherin Christina Pitz. Natürlich dürfe dadurch die Sicherheit nicht beeinträchtigt werden.

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