Kevelaer Orchideen züchten in Kevelaer

Kevelaer · Horst van Lier aus Kevelaer hegt und pflegt in seinem Garten einheimische Orchideen. Er hat viele Kontakte zu anderen Liebhabern der seltenen Blumen und tauscht die Pflanzen mit ihnen. Die Blütezeit beginnt im Mai.

 In seinem Garten züchtet Horst van Lier einheimische Orchideen.

In seinem Garten züchtet Horst van Lier einheimische Orchideen.

Foto: gerhard seybert

Ein Urlaub im Bayerischen Wald ist schuld. Auf einer Wanderung im dortigen Nationalpark entdeckte Horst van Lier vor 17 Jahren eine ihm bis dahin unbekannte Blume. Der Gartenfreund recherchierte und stellte fest, dass es sich um eine Orchidee handelte. Von einheimischen Orchideen wusste der Kevelaerer bis zu diesem Zeitpunkt nichts. Aber das hat sich geändert: Heute ist Horst van Lier (56) Fachmann für Frauenschuh, Knabenkraut, Stendelwurz und wie sie sonst noch heißen, die seltenen Gewächse.

"Was Sie im Gartencenter oder sogar im Baumarkt bekommen, sind immer tropische Orchideen", sagt der Versicherungskaufmann, der die Gartenarbeit schon immer liebt. Van Lier will aber keine Exoten um sich, sondern Pflanzen, die hierher gehören. Sie in der freien Natur zu entdecken, sei dennoch schwierig. "Es gibt Sorten, die wachsen in den Maasdünen buchstäblich im Dreck, in Sand und Geröll", erzählt er. Weit mehr Sorten seien jedoch in anderen Regionen anzutreffen — etwa in Thüringen oder an der Rhön. "Dank des Internet habe ich inzwischen im ganzen Land Bekannte, mit denen ich Pflanzen tausche", sagt van Lier. Sie irgendwo aus der Landschaft zu entnehmen komme nicht in Frage. "Alle Orchideen stehen unter Naturschutz."

Beste Lebensbedingungen finden die zum Teil unscheinbaren, zum Teil aber auch prachtvoll blühenden Pflanzen in van Liers Garten vor, seit die inzwischen erwachsenen Kinder keinen Spiel-Rasen mehr benötigen. Der Vater legte einen Gartenteich an, immerfeuchte Moorbeete und steinige Hügel. "Orchideen haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse — manche brauchen moorigen, andere kalkhaltigen, steinigen oder auch sandigen Boden." Für all dies hat er gesorgt, und die Blumen danken es ihm durch Treue. "Es ist in jedem Frühjahr spannend, zu sehen, ob und wo sie wiederkommen", erzählt der Kevelaerer. Derzeit blühen mehrere Sorten Frauenschuh, und auch das Knabenkraut macht sich gut. Erstmals scheint in diesem Jahr das "Waldvögelein", mit dem er seit Jahren kein Glück hat, den Winter überstanden zu haben.

Wenn er wollte, könnte er für viel Geld noch weitere Raritäten erwerben. "Aber kaufen kann jeder", sagt van Lier und bleibt beim Tauschgeschäft mit Gleichgesinnten. Begeistert wäre der ambitionierte Hobbygärtner, wenn er mal eine Bocks-Riemenzunge bekäme — das Gewächs gilt als die stattlichste heimische Orchideenart.

Horst van Lier gönnt seinen Blumen auch die Gesellschaft weniger exklusiver Pflanzen. Bärlauch, Walderdbeeren, Beinwell, Ahorn und sogar Butterblumen werden akzeptiert und ebenfalls geschätzt.

(RP/url)
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