Kevelaer Nordwestbahn: die erste Bilanz

Kevelaer · Vor einem Monat übernahm ein Osnabrücker Unternehmen die Niersexpress-Strecke. Gestartet wurde mit viel Vorschusslorbeeren. Doch auch unter dem neuen Betreiber gibt es Pannen.

Einen Monat nach dem Start der Nordwestbahn am Niederrhein haben die Vorschusslorbeeren ihre Würze verloren. Wer regelmäßig mit dem neuen Zug reist, bemerkt, dass auch die Osnabrücker Firma nur mit Wasser kocht. Wie mehrfach berichtet, hat die Nordwestbahn am 13. Dezember die Niersexpress-Strecke von Kleve nach Düsseldorf übernommen, zusätzlich die von Xanten nach Duisburg.

Winterprobleme

Insbesondere ein Thema verärgert die Fahrgäste nach wie vor: Verspätungen. Immerhin hat die Firma, die seit kurzem im Auftrag der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) unterwegs ist, dafür eine saisonbedingte Erklärung: den ungewohnt harten Winter mit strengem Frost und erheblichem Schneefall.

"Schlechte Sichtverhältnisse, aus Sicherheitsgründen gedrosseltes Tempo, vereiste Weichen und Signale führen zu Verspätungen", räumt Pressesprecherin Katrin Hofmann ein. Auf der eingleisigen Strecke zwischen Kleve und Geldern löse ein verspäteter Zug zwangsläufig Folgeverspätungen weiterer Züge aus. Viel Werkstattpersonal kümmere sich um die akuten Probleme. Unterm Strich stellt die Nordwestbahn aber fest, dass sie auch bei den extremen Wetterverhältnissen der letzten Wochen "den Verkehr in weiten Teilen aufrecht erhalten" habe.

Klaus Hegmanns vom Fahrgastverband Pro Bahn hat inzwischen einige Kritikpunkte am neuen Zug gefunden, zeigt aber auch Verständnis. "Nicht alle Schwierigkeiten muss die Nordwestbahn selbst verantworten. Wenn etwa zu wenig Waggons angehängt werden, liegt das daran, dass der Besteller, die VGN, nicht mehr bezahlt. Was die Nordwestbahn zur Verfügung stellen muss, ist vertraglich genau geregelt."

Nicht fair sei auch, eine Taktverdichtung zu verlangen. "Die Strecke ist zwischen Kleve und Geldern einspurig. Da sind die Möglichkeiten ausgereizt." An der Einspurigkeit liege es auch, dass bei Problemen auf der Strecke nicht einfach ein neuer Zug eingesetzt werden könne — wie sollte der andere von den Schienen kommen? Anschlusszüge seien oft noch schlechter zu erreichen als früher, weil sich die Bahn nicht genötigt sehe, Verspätungen des Mitbewerbers zu übernehmen. Das gelte ebenso in umgekehrter Richtung.

Laut Hegmanns sind auch die Züge selbst nicht perfekt: Die Türen seien etwas enger als die des Talent der DB, wodurch das Einsteigen von Menschengruppen länger dauere. Möglichkeiten, sich festzuhalten, seien knapp. Was der Pro-Bahn-Aktive aber positiv zur Kenntnis genommen hat: "Die Nordwestbahn bemüht sich, Probleme abzustellen. Sie kann nicht von heute auf morgen alles besser machen als die Vorgängerin."

(RP)
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