Kriminelles Netzwerk am Niederrhein Polizei stellt 350 Tonnen Feuerwerkskörper sicher

Update | Niederrhein · Die Polizei hat ein kriminelles Netzwerk zerschlagen, das sich auf den Handel mit hoch explosiven Feuerwerkskörpern spezialisiert hat. Einsätze gab es auch in Twisteden, Kranenburg und Hamminkeln.

So lagerten die illegalen Sprengkörper am Niederrhein
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Polizei stellt tonnenweise Sprengkörper sicher

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Foto: Polizei/Polizei Osnabrück

Im Juni hatte sich die Polizei noch sehr bedeckt gehalten. Damals hatte ein Polizeieinsatz im Bunkerpark Den Heyberg in Kevelaer-Twisteden für Aufsehen gesorgt. Ein Bunker war zunächst versiegelt worden. Später tauchten große Lastwagen auf und der Bunker wurde leer geräumt. An den Fahrzeugen waren orangene Gefahrgutschilder angebracht. Schon damals war davon die Rede, dass es um illegal eingelagerte Feuerwerkskörper gehen könnte.

Und die Vermutungen von damals waren offenbar richtig. Denn jetzt gab die Polizei bekannt, dass ihr ein großer Schlag gegen eine Bande gelungen ist, die mit illegalen und hoch gefährlichen Feuerwerkskörpern handelte. Unter Koordination der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück sowie der niederländischen Polizei wie auch mit Unterstützung von Europol, gelang es, ein kriminelles Netzwerk zu zerschlagen.

Wie die Polizei berichtet, konnten bereits im Oktober elf Verdächtige in den Niederlanden festgenommen werden. Rund 350 Tonnen illegale Pyrotechnik wurde bei Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und den Niederlanden beschlagnahmt. Der Marktwert liegt bei rund 25 Millionen Euro. Auch hohe Bargeldbeträge aus gewerblichen Aktivitäten wurden gefunden und beschlagnahmt.

Auch in drei Orten am Niederrhein wurden die Beamten fündig. In Kevelaer-Twisteden fanden die Ermittler Sprengkörper in fünf Bunkern. 20 Tonnen wurden hier sichergestellt, so Polizeisprecher Marco Ellermann. In Hamminkeln hatten die Täter das Sprengmaterial hinter Stroh in einer Scheune versteckt. Dadurch war die ganze Sache besonders gefährlich, weil vermutlich das komplette Gehöft bei der Explosion einzelner Böller in Brand geraten wäre. Auch hier handelte es sich um rund 20 Tonnen.

In Kranenburg soll sich laut Polizei der Firmensitz des Netzwerks befunden haben. In dem Wohnhaus dort sollen alle Fäden zusammengelaufen und der Handel koordiniert worden sein. Dafür hatten die Täter sogar eine GmbH angemeldet.

„Das ist ein außerordentlicher Schlag im Kampf gegen den illegalen Handel mit Feuerwerkskörpern und Pyrotechnik. Die langwierigen und internationalen Ermittlungen haben auch zu Festnahmen der mutmaßlichen Hintermänner geführt", so Laura Brinkmann, Sprecherin der Polizeidirektion Osnabrück.

Die zwei Jahre dauernden Ermittlungen deckten ein niederländisches kriminelles Netzwerk auf, das an einem groß angelegten Handel mit hochexplosiven Feuerwerkskörpern beteiligt war.

Die Ermittlungen wurden im Jahr 2020 nach Hinweisen aus der Encrochat-Operation in den Niederlanden eingeleitet. Die gemeinsame Untersuchung der niederländischen und deutschen Behörden deckte auf, wie schwere illegale Feuerwerkskörper von China über mehrere Länder, darunter Deutschland, in die Niederlande transportiert wurden.

Besonders bedenklich ist eine weitere Entwicklung: Die Polizei gewinnt zunehmend die Erkenntnis, dass auch andere kriminelle Netzwerke das hochexplosive Material verwenden, beispielsweise bei Sprengungen von Geldautomaten.

Die drei Hauptverdächtigen und mutmaßlichen Hintermänner wurden am 17. Oktober in den Niederlanden festgenommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die anderen acht festgenommen Verdächtigen eine logistische Rolle gespielt haben. Dazu gehörten Transportaufgaben oder der Kontakt zu potenziellen Abnehmern. Insgesamt agierte das Netzwerk hochprofessionell. Bereits im Juni durchsuchten Strafverfolgungsbehörden in Ochtrup, Hamminkeln, Wietmarschen, Dülmen, Ahaus, Kranenburg und Kevelaer sowie in den Niederlanden mehrere Orte. Es ging um Häuser von Verdächtigen, Geschäfte, Bunker und weitere Lagerorte. Die deutschen Beamten ermittelten sieben Lagerstätte/Lagerhallen, darunter Bunker, Scheunen, Geschäftsräume und Container mit illegalem Feuerwerk. Diese Lagerstätte erfüllten nie die strengen Sicherheitsanforderungen für die Lagerung hochexplosiver Gegenstände.

 Auch in einer Scheune in Hamminkeln konnten zahlreiche Feuerwerkskörper sichergestellt werden.

Auch in einer Scheune in Hamminkeln konnten zahlreiche Feuerwerkskörper sichergestellt werden.

Foto: Polizei/Polizei Osnabrück

Dass Niederländer Feuerwerkskörper in Deutschland lagern, kommt immer wieder vor. Im Jahr 2000 waren bei der Explosion einer Feuerwerksfabrik in Enschede 23 Menschen ums Leben gekommen, 947 Personen wurden verletzt und das Stadtviertel Roombeek verwüstet. Seitdem gelten in den Niederlanden sehr restriktive Regelungen für die Lagerung von Feuerwerkskörpern. Immer wieder werden dafür Bunker auf deutscher Seite in Grenznähe angemietet. Allerdings ist dafür auch eine Genehmigung nötig.

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