Weeze Nazi-Verbrechen niemals vergessen

Weeze · Zum Holocaust-Gedenktag gab es gestern eine Veranstaltung in Weeze. Rundgang zu Stolpersteinen. Bürgermeister Ulrich Francken und Pfarrer Johannes Fries halten mahnende Reden. Konfirmanden unter den Teilnehmern.

 Bei einem Rundgang durch Weeze wurde an die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger erinnert. Viele Jugendliche nahmen daran teil.

Bei einem Rundgang durch Weeze wurde an die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger erinnert. Viele Jugendliche nahmen daran teil.

Foto: Gottfried Evers

Der Samstag stand im Zeichen des Internationalen Holocaust-Gedenktags. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. An dieses Ereignis und den gesamten Holocaust erinnert der 2005 eingeführte Gedenktag. Auch in Weeze fand dieses Jahr wieder eine Zeremonie statt. Um 9.30 Uhr trafen sich alle Beteiligten an der Gedenktafel am Watton-Platz.

Bürgermeister Ulrich Francken mahnte in seiner Rede, niemals die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu vergessen. "Es ist unsere Aufgabe, die schreckliche Vergangenheit Kindern und Jugendlichen, aber auch der gesamten Gesellschaft in Erinnerung zu halten", so Francken. Der evangelische Pfarrer Johannes Fries rekonstruierte, wie einst anerkannte Weezer Bürger innerhalb eines Jahrzehnts ausgegrenzt, diffamiert und getötet wurden. Einige Konfirmanden trugen ebenfalls vor und legten anschließend Blumen vor die Gedenktafel.

Anschließend wanderten die Teilnehmer durch Weeze, zu den verschiedenen, im Jahr 2010 gelegten Stolpersteinen. Als erstes wurde die Wasserstraße besucht, in Gedenken an Leonhard Koopmann. Der jüdische Viehhändler wurde im Jahr 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb er 1943 aufgrund mangelhafter Ernährung und Entkräftung.

Pfarrer Fries und seine Konfirmanden sowie Francken sprachen über Koopmann und die Unmenschlichkeit, einen damals fast 80-jährigen Mann so zu behandeln. Der Weezer Bürgermeister hatte schon am Anfang der Zeremonie über Unmenschlichkeit gesprochen und betont, dass der Mensch dazu nach wie vor fähig sei.

Ein weiterer Stolperstein liegt auf der Alten Heerstraße und ehrt den jüdischen Weezer Simon Hertz. Dieser wurde im Juni 1942 in "Schutzhaft" genommen, wie die Nationalsozialisten es perfide beschrieben. Einen Monat später beging Hertz wegen seiner drohenden Deportation Suizid.

Die letzte Station des Rundgangs war auf der Kevelaerer Straße. Dort wird an die Familie Heinrich und Paula Koopmann mit ihren Kindern Rosemarie und Marion erinnert. 1938 flüchteten die Koopmanns nach Belgien, wurden aber im Oktober 1942 im SS-Sammellager Mechelen interniert und anschließend nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Der Holocaust-Gedenktag soll dazu dienen, die Verbrechen im Nationalsozialismus nicht vergessen zu lassen. Gleichzeitig gibt er den tragischen Schicksalen aber auch Gesichter, was ebenso wichtig ist. Denn wie die Taten müssen auch die Opfer in Erinnerung bleiben. Die Stolpersteine sorgen genau dafür, dass Leonhard Koopmann, Simon Hertz und die Familie Koopmann nicht vergessen werden.

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