Kevelaer Nachbarschaftstest für Senioren

Kevelaer · Um die Lebensqualität in der Umgebung zu erhöhen, braucht es nicht nur seniorengerechten Wohnraum. Auch ein waches Interesse an den Mitbürgern ist wichtig. Ein Modellprojekt der Caritas in Kevelaer arbeitet daran.

 Sie alle setzen sich für ein lebenswertes Wohnumfeld in Kevelaers Norden ein (von links): Mechthild Sprenger, Liesel Borman, Pfarrerin Karin Dembek, Kristopher Kroll, Karl Bay.

Sie alle setzen sich für ein lebenswertes Wohnumfeld in Kevelaers Norden ein (von links): Mechthild Sprenger, Liesel Borman, Pfarrerin Karin Dembek, Kristopher Kroll, Karl Bay.

Foto: Gerhard Seybert

Wie gut funktioniert die Nachbarschaft in Kevelaer? Finden insbesondere ältere Leute im Alltag die Hilfe, die sie oft brauchen? Diesen Fragen geht ein Projekt der Caritas nach, das gestern im Generationenhaus der evangelischen Kirchengemeinde vorgestellt wurde.

Was es mit der "gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit" (siehe Kasten) auf sich hat, darüber informierten gestern Vertreter des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, des Seniorenbeirats und der Stadt. Ihr gemeinsames Ziel: anhand eines Wohnviertels überprüfen, wo es hakt und mit den Bewohner gemeinsam ein Konzept zur Verbesserung der Situation erarbeiten.

"Ich bügele sehr gern, habe aber keine Ahnung von handwerklichen Dingen", sagt Liesel Borman. Die Frau aus Kevelaer gehört dem Seniorenbeirat an und will fürs Alter gewappnet sein. Deshalb engagiert sie sich vielfach ehrenamtlich und arbeitet an ihrer und der Zukunft anderer Kevelaerer mit. Ebenso wie Mechthild Sprenger möchte sie sich dafür einsetzen, dass Bürger den Mut finden, sich zu organisieren und ihre Lebenssituation positiv zu beeinflussen — zum Beispiel durch Nachbarschaftshilfe. Karl Bay als Vorsitzender des Seniorenbeirats steht für die gleichen Ziele, entlässt aber auch die Stadt und die Kirchen nicht aus der Verantwortung — alle sollen sich einbringen.

Kristopher Kroll ist Projektmitarbeiter und bereitet derzeit eine Befragung vor. "Wir werden etwa 50 Interviews mit über 65-jährigen Menschen führen, die rund um die evangelische Kirche leben. Die Mitglieder des Seniorenbeirats und ich werden sie anschreiben, telefonisch Termine ausmachen und sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen fragen." Pfarrerin Karin Dembek lebt und arbeitet in dem Quartier, das sich das Projekt ausgesucht hat. "Hier leben viele ältere Menschen und auch viele, die recht wenig Geld haben.

Sie können sich nicht jede Hilfe, die man im Alter benötigt, kaufen", sagt die Pfarrerin. Delk Bagusat, Vorstand des Caritasverbandes, ergänzt, dass mitmenschliches Engagement auch gegen Alterseinsamkeit hilft. Das kann Karl Bay nur unterstützen. "Man muss nicht alles alleine schaffen. Wir müssen Strukturen entwickeln, wo die Jüngeren die Älteren unterstützen — und vielleicht auch mal umgekehrt." Einkäufe, Arztbesuche, kleine Reparaturen im Haushalt, Behördengänge — das sind Bereiche, in denen Senioren schon mal Hilfe brauchen könnten.

Ob ein Nachbarschafts-Netzwerk in einigen Jahren ganz Kevelaer durchziehen kann? Karl Bay wünscht es sich. Bagusat ist bescheidener. "Es wäre schon gut, wenn sich die Leute Guten Tag sagen und sich erkundigen würden, wie es dem anderen geht."

(RP/rl)
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