Aktion in der Coronazeit Musiker spielen XXL-Ständchen

Kevelaer · Es war eine Premiere: Erstmals spielten alle Spielmannszüge aus Kevelaer am selben Tag gleichzeitig an sechs verschiedenen Orten. So wollten die Musiker den Senioren in den Heimen eine Freude manchen.

 Der Spielmannszug der Feuerwehr mit Stefan Jansen an der Lyra spielte vor dem Clemenshaus.   RP-Foto: Heinz Spütz

Der Spielmannszug der Feuerwehr mit Stefan Jansen an der Lyra spielte vor dem Clemenshaus. RP-Foto: Heinz Spütz

Foto: ja/Spütz

Der Sonntag war ein richtiger Feiertag für viele Senioren. Endlich konnten sie in der Coronakrise wieder Besuch im Alten- oder Pflegeheim empfangen. Und gleichzeitig gab es am Muttertag noch eine weitere Überraschung. Sonntagmorgen gaben alle Kevelaerer Musikkapellen an den Heimen ein Ständchen.

Die Idee dazu hatten die Verantwortlichen des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr Kevelaer. Die Aktiven waren traurig, weil sie schon lange nicht mehr für andere musizieren. Die Kirmes, die fällt ebenso aus wie weitere Volksfeste. Für die Musiker bedeutet das eine lange Zwangspause.

Also überlegten die Spielleute der Feuerwehr bei einem Videochat, ob es denn nicht doch noch eine Möglichkeit geben könnte, aufzutreten und gleichzeitig die Corona-Abstandsregeln einzuhalten. „So entstand der Gedanke, ein Ständchen zum Muttertag vor einem Altenheim zu präsentieren“, berichtet Stefan Jansen, Vorsitzender und Lyraspieler im Spielmannszug. Die Idee nahm schnell konkrete Formen an. „Und uns fiel auf, dass es in Kevelaer genauso viele Altenheime, wie Musikkapellen gibt. Da haben wir uns gedacht: Wäre doch toll wenn vor jedem Altenheim eine andere Gruppe auftritt“, berichtet Jansen.

Man nahm Kontakt mit den anderen Musikkapellen auf und rannte dort offene Türen ein. „Die anderen Musiker waren von der Idee sofort begeistert und alle waren bereit, mitzumachen“, berichtet Stefan Jansen. Auch das Ordnungsamt gab für die ungewöhnliche Muttertagsaktion grünes Licht. „Das haben wir gerne unterstützt“, sagt Ordnungsamtsleiter Ludger Holla und Bürgermeister Dominik Pichler sprach von einer „sehr schönen Aktion“, die auch wieder zeige, dass Kevelaer in der Krise zusammenstehe.

Und so wurden die Senioren am Sonntag musikalisch überrascht. „Jeder Spielmannszug hatte ein anderes Programm vorbereitet und das dann jeweils vor einem Seniorenheim präsentiert“, erläutert Jansen. Die Proben dafür waren in Corona-Zeiten nicht ganz einfach. „Jeder hat für sich daheim geübt, wichtig war für viele, dass sie endlich wieder auftreten können.“

Die Senioren waren von der Aktion mehr als angetan. Dass die Musiker natürlich auf Abstand musizieren mussten, tat der Freude keinen Abbruch. Und da jedes Heim ja „nur“ einen Spielmannszug hören konnte, gibt es noch einen besonderen Nachschlag, damit alle die Musiker auch einmal gemeinsam im Einsatz sehen können. Abgesprochen war nämlich, dass jeder Musikzug den Marsch „Heute und morgen“ spielt. Der wurde dann mitgefilmt und aus den Videosequenzen wird ein kleiner Film geschnitten, bei dem die Kamera immer von einem Spielmannszug zum nächsten springt. Der Film soll demnächst im Internet zu sehen sein.

„Die Aktion hat gezeigt, wie wichtig und gut der Zusammenhalt der Musiker in Kevelaer ist“, sagt Stefan Jansen. Das möchte er auch als deutliche Botschaft nach außen verstanden wissen: „Wir halten zusammen in der schweren Zeit und versuchen den Menschen Freude zu bereiten.“

Gleichzeitig hoffen die Spielleute auf diese Weise auch junge Leute für die Musik begeistern zu können. „Denn solche Initiativen sind natürlich nur möglich, wenn die Musikzüge auf Dauer auch genug Nachwuchs haben.“

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