Nachbarn hoffen auf positive Wende Ärger über Haus für Erntehelfer

Kevelaer · Nachdem das Einfamilienhaus in der Wasserstraße verkauft worden war, gab es immer wieder wechselnde Bewohner. Das Ordnungsamt Kevelaer hat das im Blick. Insgesamt gebe es 35 solcher möglichen Unterkünfte in der Stadt.

 Die Nutzung des Hauses in Kevelaer in der Wasserstraße ist den Nachbarn ein Dorn im Auge.

Die Nutzung des Hauses in Kevelaer in der Wasserstraße ist den Nachbarn ein Dorn im Auge.

Foto: Bianca Mokwa

Noch ist es ruhig im Wohngebiet rund um die Wasserstraße in Kevelaer. Das wird sich am späten Abend ändern, sagen die Nachbarn. Für Unruhe sorgt das Haus mit der Nummer 13, besser gesagt deren Bewohner. Der Ärger fing an, als das Haus verkauft wurde. Bis dahin war es ein normales Einfamilien-Haus gewesen. Dann zogen immer mehr Menschen ein, vorher seien Rigipsplatten in das Haus geschleppt worden, wohl um mehr Zimmer zu bilden, lautet die Vermutung eines Nachbarn.

Seitdem wechseln die Bewohner etwa alle drei Monate. Sie stammen aus osteuropäischen Ländern. Morgens fahren sie mit Kleinbussen, einer hat ein niederländisches, der andere ein polnisches Kennzeichen, weg, abends kommen sie wieder. Mindestens fünf Personen würden aktuell dort leben. Man vermute, es sei eine Leiharbeiterunterkunft.

Tatsächlich steht das Haus mit der Nummer 13 auf der Liste von Kevelaers Ordnungsamtsleiter Ludger Holla. Auf der Liste stehen sämtliche Adressen, die als Sammelunterkünfte verdächtig sind. Nach den vielen positiven Testungen von Leiharbeitern aus der fleischverarbeitenden Industrie auf Covid-19 habe man diese Listen angefertigt. 35 mögliche Sammelunterkünfte zählt die Stadt Kevelaer. „Wir haben die Eigentümer angeschrieben und um bestimmte Auskünfte gebeten, zum Beispiel, wer dort wohnt und wo die Personen arbeiten. Uns interessieren vor allem die Personen aus der fleischverarbeitenden Industrie.“ Holla kann schon ein erstes Ergebnis verkünden. „Die Rückmeldungen deuten darauf hin, dass bisher niemand in der fleischverarbeitenden Industrie tätig ist.“

Der weit überwiegende Teil der Personen aus Kevelaer arbeite im Gartenbau, sagt Holla. Er geht davon aus, dass auch die bald getestet werden. Denn immer noch gehe es darum, die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern und positiv getestete Personen unter Quarantäne zu stellen.

Die Sorge wegen des Coronavirus ist es aber nicht, die die Nachbarn rund um die Wasserstraße umtreibt. Sie machen sich auch Gedanken um die Lebensverhältnisse der Bewohner. Eine Nachbarin hat einmal einen Blick in das Haus mit der Nummer 13 geworfen. Die Leute würden auf Matratzen schlafen. Die Leute täten ihnen leid.

Aber auch die eigene Lebensqualität sei stark eingeschränkt, sagen die Anwohner. Nach vielen Anrufen beim Ordnungsamt sei es ruhiger geworden. Aber in der Vergangenheit war die Polizei öfters da, eine Nachbarin ärgert sich über weggeworfene Zigarettenstummel in ihrem Garten und kaputte Bierflaschen, auch eine Prügelei soll es mal gegeben haben und anfangs drei große, überquellende Müllcontainer. Man wünsche sich, dass das Haus wieder als das genutzt wird, was es war, ein Einfamilienhaus. Darin sind sich die Nachbarn einig.

Das Ordnungsamt könne da per se nichts machen, sagt Holla. Es sei denn, es liegt ein Verstoß vor.

 Haus in Kevelaer, Wasserstraße, mögliche Sammelunterkunft

Haus in Kevelaer, Wasserstraße, mögliche Sammelunterkunft

Foto: Bianca Mokwa

Ein generelles Verbot, dass mehrere Menschen, die nicht einer Familie angehören, zusammenwohnen, gebe es aber nicht. „Sonst wäre auch eine normale Studenten-WG nicht zulässig“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Allerdings gibt es bestimmte Vorschriften, die einzuhalten sind. Das betrifft zum Beispiel den Brandschutz, und es gibt ein Wohnungsaufsichtsgesetz. Es regelt, dass Kommunen gegen Missstände und Verwahrlosung unter bestimmten Umständen vorgehen können.

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