Kevelaer Mit dem Licht der Kerze die Osternacht erhellen

Kevelaer · In einem Gastbeitrag erklärt Kaplan Martin Klüsener die Bedeutung des Osterfestes. Die Dunkelheit zu überwinden ist ein zentrales Thema. Das sich ausbreitende Licht ist Symbol für die Auferstehung Christi.

 Martin Klüsener mit der Kerze. In der Osternacht wird die Kerze erstmals entzündet. Das von ihr ausgehende Licht wird die Kirche erhellen.

Martin Klüsener mit der Kerze. In der Osternacht wird die Kerze erstmals entzündet. Das von ihr ausgehende Licht wird die Kirche erhellen.

Foto: Gerhard Seybert

Vor kurzem habe ich eine Karikatur gesehen: Zwei Jungen stehen vor einem österlich dekorierten Schaufenster. Der eine sagt: "Ey, sag mal, was is'n das eigentlich — Ostern?" Der andere: "Keine Ahnung. Ich glaub', da ist irgend so'n Hase geboren." Das ist natürlich ein bisschen auf die Spitze getrieben. Aber die Ergebnisse einer aktuellen emnid-Umfrage machen deutlich, dass die ursprüngliche Bedeutung des Osterfestes bei vielen nicht im Vordergrund steht.

Auf die Frage: "Was verbinden Sie mit Ostern?" antworteten 74 Prozent: "Ein Fest mit viel Essen und Trinken". 62 Prozent der Befragten sagten, dass für sie das Eier-Suchen an Ostern zum Fest dazugehört. Dass Ostern eigentlich ein religiöses Fest ist, erwähnten nur 53 Prozent.

Worum geht es? Es geht um ein für unseren begrenzten menschlichen Verstand unbegreifliches Geheimnis, um ein Mysterium, dem wir nur im Glauben nahe kommen können: Dass im Tod das Leben ist, weil Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Am Kreuz vernichtet er den Zerstörer des Lebens, den Tod, und nimmt ihm seine Macht. Christus überwindet den Tod, und zwar nicht nur seinen, sondern auch unseren. Wir hoffen, dass nach dem Tod auch für uns das Leben kommt, das Leben bei Gott, in einer anderen Welt, die wir Himmel nennen.

Diese Gewissheit, die wir als Christen haben dürfen, wird heute Nacht in den Kirchen auf der ganzen Welt in der Osternacht gefeiert. Erst ist es ganz dunkel in der Kirche. Man kann nichts sehen. Dann wird die Osterkerze angezündet und in die Kirche hineingetragen. Von ihrem Licht werden dann die Kerzen in den Händen der Leute angezündet. Schließlich brennen überall Kerzen, das Licht der Osterkerze hat sich im ganzen Kirchraum ausgebreitet und hat das Dunkel hell gemacht.

Das ist ein Ritus, der für viele Menschen sehr bewegend ist. Denn die Osterkerze steht symbolisch für den auferstandenen Christus, der uns Anteil geben will an seiner Auferstehung und zwar nicht erst, wenn wir diese irdische Welt einmal verlassen, sondern schon jetzt. Die Osterkerze ist ein Bild dafür, dass Christus mit seiner Gegenwart unser ganzes Leben hell machen will. In der Feier der Osternacht wird auch vom Diakon das Exsultet vorgesungen, ein ganz altes, ganz langes Lied, das Gott lobt und preist für die Auferstehung Christi: "Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel."

Wer das Osterfest im Glauben an die Auferstehung Christi mitfeiert, der darf in dieser Gewissheit leben: Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Wer das Osterfest im Glauben an die Auferstehung Christi mitfeiert und wer sich mit dem österlichen Licht beschenken lässt, dem muss aber auch eines unbedingt klar sein: So wahr es ist, dass der Tod keine Macht mehr über den Menschen und die Welt hat, bestehen doch noch viele Zeichen seiner alten Herrschaft fort. Auch wenn Christus durch das Licht seiner Auferstehung das Dunkel der Sünde und des Todes besiegt hat, so braucht er doch Männer und Frauen, die ihm helfen, seinen Sieg zu behaupten: mit den Waffen der Gerechtigkeit und der Wahrheit, mit den Waffen der Barmherzigkeit, der Vergebung und der Liebe.

Das ist der Auftrag, der einhergeht mit der österlichen Botschaft, die uns und der ganzen Welt verkündet wird und die hoffentlich auf viele hörende Herzen trifft.

(RP)
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