Ins Abenteuer Mit 17 ein Jahr von der Wallfahrtsstadt nach Bolivien

KEVELAER · Jana Rogmann aus Kevelaer wartet für ihr Abenteuer nicht auf die Volljährigkeit. Welche Erwartungen sie hat, schreibt die Jugendliche in der RP.

 Daaa geht’s hin: Jana Rogmann erlebt ein Jahr in Bolivien.

Daaa geht’s hin: Jana Rogmann erlebt ein Jahr in Bolivien.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nun ist es so weit: Ein Jahr Bolivien – 10.452 Kilometer Luftlinie von meiner Heimat entfernt. Dort absolviere ich nach meinem Abitur einen internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD). Ich werde in der Hauptstadt Sucre als pädagogische Assistenz in einer Schule oder einem Kinderheim arbeiten.

Damit ist für mich nicht nur ein Traum in Erfüllung gegangen, sondern auch sozusagen das Unmögliche möglich geworden. Denn 17-Jährige, die in die Welt hinaus möchten, haben es schwer.

So ist „Work and Travel“ mit 17 geradezu undenkbar, und Au-pairs, die von einer Organisation begleitet das Jahr verbringen möchten, können meistens erst nach ihrem 18. Geburtstag ausreisen. Auch bei meinem Vorhaben, ein Soziales Jahr in Südamerika zu machen, sah ich mich mit vielen Problemen konfrontiert: Entweder waren die Programme mit hohen Kosten verbunden, oder eine Teilnahme war erst mit 18 Jahren möglich. Nach sehr langer Internetrecherche entdeckte ich dann „Volunta“, eine Tochterorganisation des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen. Sie entsendet auch Jugendliche unter 18 in mehrere Länder.

Möglich wird das durch den IJFD. Das Programm, gefördert vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, erlaubt es, Minderjährige ins Ausland zu senden. Die Entscheidung, ob dies tatsächlich passiert, trifft aber der jeweilige Träger. Eine Besonderheit ist das Land Bolivien. Der IJFD bezieht sich eigentlich auf europäische Länder.

„Es ist alles irgendwie machbar. Trotzdem ist es mit einem hohen verwaltungstechnischen Aufwand verbunden. Da schrecken viele Organisationen zurück. Du brauchst eine Vollmacht und eine Struktur vor Ort. Einen Mentor im Einsatzland, der die Verantwortung übernimmt. Jemand, der Vertrauen in die jungen Menschen hat“, berichtete Nikolas Kaselow, pädagogischer Berater bei Volunta. So wird unser Mentor Aturo im Nachbarhaus wohnen und uns bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen. An ihn übertragen unsere Eltern die Vollmacht, damit er alle wichtigen Dinge vor Ort für uns unterschreiben kann.

Kaselow fügte hinzu: „Außerdem ist das Visumsverfahren sehr kompliziert – da braucht man viele gute Kontakte. Das alles sind Erfahrungen, die sich bilden. Wir lernen mit jedem Jahr dazu.“ Durch mehr als zehnjährige Zusammenarbeit habe Volunta eine sehr gute Grundlage in Bolivien. „Mit Max Steiner, dem Stiftungspräsidenten von unserer Partnerorganisation HI-Bolivia, haben wir schon vorher verschiedene Projekte organisiert. Beispielsweise mehrere Schüleraustausche oder das Kombijahr – eine Mischung aus Freiwilligendienst und Schüleraustausch.“

Für mich habe ich festgestellt, dass es wichtig ist, nicht aufzugeben und seine Träume zu verfolgen. Nun freue ich mich auf viele Dinge: In eine neue Kultur einzutauchen und das Land intensiv kennenzulernen. Spanisch zu lernen. Auf mein Projekt mit den Kindern. Auf das Leben in unserer WG mit acht Bewohnern. Auf zwölf Monate voller Höhen und Tiefen. Auf die Möglichkeit, die mir gegeben wird.

Kaselow fasst zusammen: „Es ist ein Mehraufwand auf vielen Seiten. Trotzdem haben wir es nie bereut, Freiwillige mit dem IJFD nach Bolivien zu schicken. Es ist schön zu sehen, was ein Jahr mit den jungen Menschen macht. Ihre Denkweisen, die verändert werden, und Perspektiven, die geschaffen werden. Das prägt alle Freiwilligen. Man lernt, sein eigenes Dasein reflektiert zu betrachten, und sich selbst besser kennen. Alle Freiwilligen überdenken ihr Leben und ihre Entscheidungen, wenn sie zurückkommen. Der Mehraufwand lohnt sich.“

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