Ohne richtige Bühne, ohne spektakuläre Lichteffekte, getrennt von der Band, mit Umkleidemöglichkeiten in den angrenzenden Stallungen konnten sich die Zuschauer nicht nur von der Improvisationskunst des Musikensembles des Musiktheaters Krefeld unter der Leitung von Julia Polziehn überzeugen, sondern erlebten gleichzeitig eine professionell aufeinander eingespielte, begeisternde Truppe. Denn all die fehlenden „Annehmlichkeiten“ hatten keinen Einfluss auf die Authentizität, Fröhlichkeit und Spielfreude, die die Sieben- bis 18-Jährigen ausstrahlten.

Wahrscheinlich wurde dadurch sogar der Ehrgeiz geweckt, es besonders gut zu machen. Dies gelang den Akteuren in jeder Hinsicht. Das Musical mit der Frage, wie man es anstellt, glücklich zu sein, wurde von Markus Giesen komponiert und arrangiert. Julia Polziehn verfasste die Texte. „Wir schicken Nora auf die Suche nach dem Glück“, erklärte die Autorin. In zwölf Szenen begegnet Nora Menschen, die jeweils eigene Vorstellungen von dem haben, was sie glücklich macht. Verstärkt werden die einzelnen Bilder mit einem dazu passenden Lied, das mal kindlich melancholisch, mal rockig-poppig oder funky die Zuhörer mitswingen ließ. „Wisst ihr eigentlich, was das ist: Glück?“, stellte Nora die Frage an das Publikum, das sich erwartungsgemäß mit einer Antwort schwertat. Die „Kinder des Glücks“ kamen zur Hilfe und gaben eine berührende Antwort: „Glück, das ist, mit nackten Füßen laufen, wenn die Sonne lacht und strahlt, und du kaufst dir dann, voller Glück, das erste Eis des Sommers, über dir am blauen Himmel zieht ein Adler seine Bahn.“

Auf ihrer Reise traf Nora auf Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedensten Alters und Charakters: Da erzählen Paula und Jonny, alle auf der Suche nach „ihrem Glück“, von ihrer ungleichen Liebe, Lissi von ihrem Leben als Seiltänzerin, Maria von der Suche nach ihrem Vater und Jule von ihrer Befreiung als Leistungssportlerin. Immer wieder tauchen die Fantasie-Kinder des Glücks auf und vermitteln Ratschläge. Die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, Realität und Vorstellung, wahrhaftigem Erleben und emotionalem Erinnern war fließend, mitunter kaum auszumachen. Die Kinder und Jugendlichen überzeugten mit ihren gesanglichen Darbietungen und ihrer Textsicherheit. Die choreografischen Einlagen gelangen perfekt. Es gab begeisterten Beifall für das Musiktheater und seine Akteure.