Kevelaer Massiver Protest gegen Saunaschließung

Kevelaer · Fast 100 Anhänger der Einrichtung in Kevelaer kamen zur Ausschusssitzung. Sie fordern einen Erhalt. Von Seiten der Verwaltung wurde aber deutlich gemacht, dass das nur mit hohen Kosten möglich sei.

 Die Sitzplätze im Ratssaal reichten bei weitem nicht aus für die vielen Gäste, die gekommen waren, um die Diskussion zu verfolgen.

Die Sitzplätze im Ratssaal reichten bei weitem nicht aus für die vielen Gäste, die gekommen waren, um die Diskussion zu verfolgen.

Foto: Evers

Es war eine Diskussion, bei der es passend zum Thema "Sauna" heiß her ging, was unwillkürlich auf die Statements im Ausschuss abfärbte. So wies beispielsweise Peter Reffeling von der Stadt darauf hin, dass die Pläne für das Mehrzweckbecken von vielen Behörden geprüft würden und sehr detailliert seien. "Wir müssen da vor ganz vielen Behörden die Buxe herunterlassen", beschrieb er plastisch das umfangreiche Verfahren bei den Planungen zu dem Projekt Hallenbad.

 Auch Saunabetreiber Günter Runge war gekommen.

Auch Saunabetreiber Günter Runge war gekommen.

Foto: Evers Gottfried

Eigentlich sollte es in der Sitzung eben auch hauptsächlich um das Vorstellen dieser Planungen gehen. Doch bereits im Vorfeld hatte sich abgezeichnet, dass an dem Abend vor allem über die Sauna debattiert werden würde. Denn im Zuge der Einrichtung des Mehrzweckbeckens soll die Sauna weichen, was zu heftigem Protest ihrer Besucher geführt hat. Fast 100 Saunaanhänger waren gekommen, so voll war der Ratssaal seit dem Umbau noch nie. Die Sitzplätze reichten bei weitem nicht aus, viele mussten stehen.

Von den Gästen kam heftige Kritik. Ein Saunafreund sprach von Ungleichgewicht, weil die Stadt die Interessen des Bädervereins vertrete und die Saunafreunde nicht beachte. Willy Wolsing sprach vielen Besuchern aus der Seele, als er meinte: "Wir fühlen uns als Saunafreunde zurückgesetzt." Er appellierte an den Rat, Interessengerechtigkeit walten zu lassen. Marlene Decker aus Weeze forderte, die Sauna doch einfach so zu lassen, wie sie ist. Man könne doch aus dem vorhandenen Becken ein Lehrschwimmbecken machen, indem man ein Netz spanne.

Ein anderer Besucher sprach von "eklatanter Ungleichbehandlung": "Wenn Sie die Sauna zerstören, wissen 200 Leute nicht mehr, wohin sie gehen sollen. Und wir sind auch Bürger der Stadt Kevelaer", sagte er unter großem Applaus der Gäste.

Als Buhmann hatten die Saunafreunde offenbar den Bürgermeister ausgemacht. Denn der blieb in der heißen Diskussion überraschend cool. "Sie werden mit meiner ehrlichen Meinung vorlieb nehmen müssen", sagte Dominik Pichler. Er sei kein Gegner der Sauna, es gehe auch nicht darum, eine Sauna zu verhindern. Vielmehr habe sich der Rat dafür entschieden, sich für das Förderprogramm zu bewerben, mit dessen Zuschuss das Mehrzweckbecken realisiert werden könne. Man habe immer deutlich gemacht, dass die Sauna dann weichen müsse. "Wenn wir nach dem Umbau die Räume der Sauna wiederherstellen wollten, kämen Kosten in sechsstelliger Höhe auf die Stadt zu. Sollten die Politiker zu der Entscheidung kommen, dieses Geld in die Hand zu nehmen, dann wäre künftig auch eine Miete für die Sauna fällig, und wir würden den Betrieb der Sauna ausschreiben." Die Sauna habe über viele Jahre das Privileg gehabt, dass Betreiber Günter Runge keine Miete zahlen musste. Daher habe es keine hohen Eintrittspreise gegeben. Runge meldet sich zu Wort und führte aus, dass 2008 vereinbart worden sei, dass er die Eigentümerverpflichtungen übernehme. Auch das sei mit Kosten verbunden. Pichler entgegnete noch einmal. "Aber sie zahlen keine Miete."

Nach der Debatte verließen viele enttäuscht den Ratssaal. Zwar fiel an dem Abend keine Entscheidung, aber ein Signal für einen Fortbestand der Sauna hatte es nicht gegeben.

(RP)
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