Prozess vor dem Landgericht Marihuana in Doppelhaushälfte in Winnekendonk angebaut

WINNEKENDONK · Ein 32-Jähriger steht vor Gericht. Er soll im Keller eines Hauses eine Drogenplantage betrieben haben.

 Der Prozess findet vor dem Landgericht Kleve statt.

Der Prozess findet vor dem Landgericht Kleve statt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge muss sich ein 32-jähriger Niederländer seit Mittwoch vor dem Klever Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem in Bosnien geborenen und in Holland aufgewachsenen Mann vor, von Ende 2018 bis Mai 2019 eine Marihuanaplantage in einer Doppelhaushälfte in Kevelaer-Winnekendonk betrieben zu haben. Professionell sei die Plantage laut Anklage eingerichtet gewesen, bestückt unter anderem mit mehr als 40 Lampen und einer Schaltanlage. In drei Kellerräumen der Doppelhaushälfte an der Kevelaerer Straße sei angebaut worden – die Staatsanwaltschaft geht von einem Gesamtertrag von mindestens 22 Kilogramm aus. Bei der Durchsuchung hatte die Polizei 557 Pflanztöpfe sichergestellt und gut 700 Gramm Marihuana.

Der Angeklagte gestand am Mittwoch, an der Indoor-Plantage in Winnekendonk beteiligt gewesen zu sein. Er habe die Doppelhaushälfte Ende 2018 unter der Hand angemietet. Danach hätten zwei weitere Beteiligte – ein Kevelaerer und ein Niederländer – die Kellerräume eingerichtet, etwa zwei Monate lang. Nach dem Aufbau sei die Plantage etwa drei Monate in Betrieb gewesen. Zwei bis drei Prozent der Einnahmen seien ihm dafür versprochen worden, sagte der Zeuge. Doch Unbekannte seien schließlich in den Keller eingedrungen und hätten den Großteil der Plantage „abgeräumt“, so der 32-Jährige.

Eine andere Version der Geschichte präsentierte der angebliche Kevelaerer Komplize, der sich ebenfalls in Untersuchungshaft befindet: Er sagte als Zeuge vor Gericht, dass er erst später von dem Plantagenbetrieb des Angeklagten, seines Bekannten, erfahren habe. „Ich habe ihm direkt gesagt, dass ich mit der Plantage nichts zu tun haben möchte“, so der Zeuge. Dennoch habe er dann einmal beim Aufrichten geknickter Pflanzen geholfen und die Schlösser der Doppelhaushälfte getauscht, sagte der Zeuge. Er war es auch, der den Plantagenbetrieb Ende April bei der Polizei anzeigte – nachdem es laut eigener Aussage zum Einbruch in die Plantage und daraufhin zu Beschuldigungen gekommen sei.

Als Zeuge war auch der Vermieter der Doppelhaushälfte geladen. Er erklärte, den Angeklagten und späteren Mieter auf der Kirmes kennengelernt zu haben. Von dem späteren Plantagenbetrieb habe er nichts gewusst, sagte der Zeuge, und: „Ich kannte ja noch nicht mal seinen Nachnamen.“ Mündlich sei der Mietvertrag vereinbart worden, so der Zeuge, der das Haus von seiner Großmutter geerbt und für diese verwaltet habe.

Staatsanwalt Ralf Trepmann hatte seine Zweifel an der Version des Vermieters: „Ich halte das für absolut unglaubwürdig. Sie drücken einem Unbekannten, dessen Nachnamen sie nicht kennen, den Schlüssel für ihr Haus in die Hand. Und dann schließen sie einen mündlichen Mietvertrag?“

Der Prozess wird am 11. November fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort