Kevelaer Mann sticht Kevelaererin in den Hals

Kevelaer · Um kurz vor 13 Uhr hat sie es hinter sich gebracht. Geschafft sinkt die Kevelaererin in einen Stuhl im Zuschauerraum des Landgerichts Kleve. Soeben hat sie als Zeugin und Opfer die Tat vom Juli vorigen Jahres geschildert, bei dem sie ein Messer in den Hals gerammt bekam. In ihrer eigenen Wohnung. Am Kevelaerer Bahnhof. Angeklagt ist ihr Lebensgefährte aus den Niederlanden, der ihr nun von der Anklagebank aus zuzwinkert. Sie grüßt unauffällig zurück. "Er ist doch eigentlich so ein lieber Mensch", hatte sie zuvor im Zeugenstand weinend zu Protokoll gegeben. Jetzt wirkt sie wieder gefasst.

Was ihr Lebensgefährte, der mal in den Niederlanden (wo er die knapp 800 Euro Sozialhilfe monatlich abholt), dann wieder bei ihr in der Marienstadt lebt, zuvor ausgesagt hatte, konnte das Opfer nicht hören. Was aber auch nicht viel zur Klärung des Tatherganges beiträgt. Denn der Angeklagte, der seit dem 14. Lebensjahr kräftig dem Alkohol zuspricht, später auch Kokain raucht und sich immer wieder mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, erinnert sich laut eigener Aussage an nichts. Was den Vorsitzenden Richter Ulrich Knickrehm verwundert: "Dass jemand, der Alkohol so gewöhnt ist und zur Tatzeit einen Promillewert von circa 2,3 gehabt haben muss, sich gar nicht erinnern kann, ist ungewöhnlich."

Deshalb ist es vor allem die Aussage des Kevelaerer Opfers, die Licht ins Dunkel bringt. An jenem Tag sei der Angeklagte die ganze Nacht mit 50 Euro, die die Frau ihm mitgegeben hatte, durch die Stadt gezogen und habe getrunken. Gegen 12 Uhr klopfte er an der Wohnungstür, setzte sich in die Küche. Irgendwann habe er mit der Faust auf den Tisch geschlagen — "weil er beim Trinken schon mal aggressiv wurde", so die Kevelaererin. Im Schlafzimmer kam es dann zu einer weiteren Begegnung. Er schlug sie ins Gesicht. Sie wehrte sich mit einer Ohrfeige. Das Opfer am Donnerstag: "Doch ich hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist."

Womit sie den Lebensgefährten meint, der zu ihr in die Küche gekommen sei. Dann soll er aus einer Schublade ein Steakmesser gegriffen und es ihr in den Hals gerammt haben. "Als ich das Blut spritzen sah, bin ich rausgerannt, habe um Hilfe gerufen", erinnert sich das Opfer an die schrecklichen Minuten. Irgendwann sei ihr durch den Blutverlust von 2,5 Litern schlecht geworden, ehe die Sanitäter eintrafen. In einer Not-OP wurde sie gerettet. Die Verhandlung wird heute in Kleve fortgesetzt.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort