Nach dem Anschlag von Halle Gottesdienst setzt in Kevelaer Zeichen gegen Hass

Kevelaer · In der Basilika zeigten viele Gläubige am Mittwochabend ihre Anteilnahme nach dem Anschlag von Halle. Gleichzeitig sollte der Gottesdienst auch eine Mahnung sein und ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Rassismus.

 Viele Gottesdienstbesucher zündeten eine Kerze als Zeichen der Anteilnahme an.

Viele Gottesdienstbesucher zündeten eine Kerze als Zeichen der Anteilnahme an.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Auf den Altarstufen war gut sichtbar ein Taizé-Kreuz platziert worden. Und vielen Gottesdienstbesuchern war es ein Anliegen, davor eine Kerze als Zeichen der Anteilnahme nach dem Anschlag von Halle anzuzünden oder auf eine Karte die ganz persönlichen Gedanken zu schreiben. „Ich kann es nicht verstehen, ich bin geschockt“, war auf einer Karte zu lesen. „Hilf uns, Zivilcourage umzusetzen“, hatte ein anderer geschrieben. „Ich schäme mich“, „Ich bin sprachlos“ waren weitere Gedanken in der Basilika.

Von Scham und Sprachlosigkeit war auch in den Worten von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der evangelischen Pfarrerin Karin Dembek und Pastor Andreas Poorten (St. Antonius) die Rede. Aber immer wieder ließen sie spüren, dass es in dem Gottesdienst eben nicht um reine Betroffenheitsbekundung gehen sollte, sondern auch darum, wachzurütteln. „Wir müssen kraftvoll unseren Widerstand deutlich machen“, sagte Kauling. „Wir müssen uns trauen, zu widersprechen, wenn Menschen als minderwertig und nicht zu uns gehörig beschimpft werden“, meinte Pfarrerin Dembek. Dieser Hass treffe alle. Es sei unglaublich, dass jüdische Mitbrüder Angst haben müssten, in den Gottesdienst zu gehen. Sie schäme sich. „Aber ich will mich nicht nur schämen, weil ich weiß, dass ich aufstehen muss.“ Man müsse reden, wenn einem antisemitische Parolen begegnen.

 Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Pfarrerin Karin Karin Dembek und Pastor Andreas Poorten (v.l.) gestalteten den Gottesdienst.

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Pfarrerin Karin Karin Dembek und Pastor Andreas Poorten (v.l.) gestalteten den Gottesdienst.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Für mich ist es unbegreifbar, unfassbar, dass jemand die Waffe gegen einen anderen richtet“, sagte Pastor Poorten. Es sei aber nicht unvorstellbar, denn es sei ja passiert. Es stelle sich die Frage, was jeder einzelne tun könne. Man solle den Anderen einfach so sehen und ihm so begegnen, wie er ist.

Den Blick auch auf andere Religionen zu richten, war Kevelaer immer ein Anliegen. Daher fühlen die Kirchen in Kevelaer mit den „jüdischen Geschwistern“ wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Pastor David Burau (evangelisch-freikirchliche Gemeinde), Pfarrerin Karin Dembek, Pfarrer Andreas Poorten und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling heißt. Der Anschlag von Halle berühre auch die Menschen in Kevelaer. Man wolle zeigen, dass „wir zusammenstehen gegen Hass und Gewalt“, hatten die Veranstalter im Vorfeld ihre Intention erläutert.

Als Zeichen der Verbundenheit hatte man daher auch Kontakt zu Michael Rubinstein vom Verband Nordrhein der jüdischen Gemeinde aufgenommen und einen Brief geschrieben, in dem Kevelaer seine Anteilnahme und Solidarität zum Ausdruck brachte. „Es ist unvorstellbar, dass es das überhaupt noch gibt, diese Blindheit auf dem rechten Auge, dass Radikalität und Fremdenhass wächst“, so Pfarrerin Karin Dembek.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort