Auch die Lebenshilfe äußert sich Veranstalter kritisiert Luke Mockridge vor Auftritt in Weeze heftig

Update | Weeze · Nach Luke Mockridges verunglimpfenden Aussagen über Menschen mit Behinderung wurden die ersten Auftritte seiner Tour abgesagt. Im Oktober soll er nach Weeze kommen. Was der Veranstalter, der Sozialverband VdK und die Lebenshilfe Gelderland über den Fall Mockridge denken.

Comedian Luke Mockridge steht aktuell heftig in der Kritik.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Bruno Schmitz ist wie Luke Mockridge Kabarettist, steht am Mittwochabend selbst auf der Bühne. Über die Aussagen, die sein Kollege jetzt in einem Podcast über Menschen mit Behinderung tätigte, kann er aber nur den Kopf schütteln. „Dieser Witz, den er gemacht hat, ist ein No-Go. Ich finde das absolut unterirdisch, einfach nur scheußlich und menschenverachtend“, sagt der Betreiber des Kulturbüros Niederrhein.

Am 10. Oktober soll Luke Mockridge nach Weeze kommen. Sein Auftritt im Bürgerhaus ist ausverkauft. Ob die Veranstaltung, die vom Kulturbüro Niederrhein organisiert worden war, aber wirklich stattfinden wird, ist mittlerweile mehr als fraglich.

Zum einen hat Mockridge den geplanten Start seiner „Funny Times“-Tour am Mittwoch selbst abgesagt. Der Tourauftakt an diesem Donnerstag im ostwestfälischen Bünde und die zweite Show am Freitag in Paderborn fallen aus. Und zum anderen ist sich Bruno Schmitz als Veranstalter mittlerweile nicht mehr sicher, ob er den streitbaren Comedian überhaupt da haben möchte. „Wir müssen jetzt abwarten, es kann gut sein, dass die ganze Tour abgesagt wird. Falls nicht, muss ich noch einmal in mich gehen“, so Schmitz.

Comedy dürfe viel, sagt er – aber eben auch nicht alles. „Auch wir als Kabarettisten haben gewisse Grenzen. Ich verurteile Witze über Randgruppen. Es gibt keine Entschuldigung für das, was Herr Mockridge gesagt hat“, so Bruno Schmitz.

Der Comedian hatte sich in einem Podcast abwertend über den Behindertensport geäußert. „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Luke Mockridge im Podcast „Die Deutschen“ gesagt. Nach der Aussage hatte auch der TV-Sender Sat.1 eine geplante Show mit Mockridge abgesagt.

Der geschmacklose Witz macht auch Wally Kels wütend. Sie ist Ortsvorstand des Sozialverbandes VdK, Ortsgruppe Kevelaer, und hat selbst eine Beeinträchtigung. „Mit einem gewissen Humor darf man mit Behinderungen umgehen. Aber diesen Witz finde ich absolut geschmacklos. Wenn jemand keine Ahnung von Inklusion hat, sollte er lieber den Mund halten“, sagt Kels.

Ihr Ortsvorstand in Kevelaer befindet sich gerade im Wiederaufbau. Es sei schwer, Leute für die ehrenamtliche Arbeit zu begeistern. „Und da helfen solche Aussagen von Prominenten natürlich nicht“, so Kels. Sie würde es deshalb auch begrüßen, wenn die Veranstaltung in Weeze ausfallen würde. „Wenn ich eine Karte hätte, würde ich nicht hingehen.“

Kritik an Luke Mockridge kommt auch von der Lebenshilfe Gelderland. „Mit großer Bestürzung haben wir die abwertenden und grenzüberschreitenden Äußerungen [...] zur Kenntnis genommen. Derartige Aussagen, die sich auf die körperlichen Einschränkungen von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderung beziehen, sind nicht nur respektlos, sondern auch diskriminierend“, heißt es in einer Erklärung.

Die Lebenshilfe setzt sich im gesamten Kreis Kleve für Inklusion und die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung ein. „Wir appellieren an alle, unabhängig von Behinderung oder Nichtbehinderung, sich für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang in unserer Gesellschaft einzusetzen. Dieser Respekt sollte unser tägliches Handeln leiten und die Basis unseres Zusammenlebens bilden.“

Der Abend mit Luke Mockridge im Bürgerhaus in Weeze ist ausverkauft. Rund 300 Gäste werden erwartet. Für Bruno Schmitz ist das aber kein Grund, ein Auge zuzudrücken und die Veranstaltung auf Biegen und Brechen durchzuführen. „Mein Standpunkt ist klar, da geht es nicht in erster Linie ums Geldverdienen.“

Das einzige, was den Kabarettisten an der gesamten Debatte stört, sind die Hasstiraden, die Mockridge mittlerweile im Netz über sich ergehen lassen muss. „Dieses Bashing gefällt mir nicht. Luke Mockridge ist kein Terrorist und kein Rechtsradikaler. Mittlerweile werden Bürger in unserem Land in den sozialen Medien schnell vernichtet. Da müssen wir als Gesellschaft aufpassen.“

(dab)