Kevelaer LuGa-Wirt: "Hier muss etwas passieren!"

Kevelaer · Immer mehr Geschäftsleute wenden der Luxemburger Galerie in Kevelaer den Rücken. Für die Kunden wird das Einkaufszentrum damit immer unattraktiver. Weil die Laufkundschaft fehlt, verwaist auch Jürgen Kuczewskis Café.

 Jürgen Kuczewski vom "Café Petite" macht sich Sorgen: Immer mehr Ladenlokale in der Luxemburger Galerie stehen leer.

Jürgen Kuczewski vom "Café Petite" macht sich Sorgen: Immer mehr Ladenlokale in der Luxemburger Galerie stehen leer.

Foto: Gerhard Seybert

Ein "Erlebnis" will die Luxemburger Galerie sein, wenn man die Werbeplakate auf den Schaufenstern der leerstehenden Ladenlokale wörtlich nimmt. Aber Jürgen Kuczewski erlebt hier allenfalls sein Waterloo. Der Inhaber des "Café Petite" in dem einst mit vielen Erwartungen gestarteten Einkaufszentrum muss noch dreieinhalb Jahre durchhalten — so lange hat er sich vertraglich gebunden. "Eigentlich hatten wir uns auf eine viel längere Zeit in der ,LuGa' eingerichtet. Aber man muss auch von seinem Geschäft leben können."

Um zehn Uhr morgens ist in dem gesamten Komplex kaum ein Kunde auszumachen. Gähnende Leere überall, Verkäufer warten vergebens auf Kundschaft. Nicht jeder will über das Problem sprechen — das könnte dem Image noch weiter schaden, meinen einige. Kuczewski ist da anders: "Ich sage, was ich denke. Bin ja auch nur Mieter, kein Eigentümer, vielleicht ist das etwas anderes. Hier muss etwas passieren — will die Stadt die LuGa komplett vor die Wand laufen lassen?"

Gemeinsam mit seiner Frau Carmen, der Tochter und zwei Mitarbeiterinnen schmeißt Kuczewski sein Café, das von morgens bis zum Abend geöffnet hat. "Wir kochen und backen alles selbst", erklärt der engagierte Mann, der stolz auf seinen Laden ist. Ein halbes Dutzend frischer Torten ist heute in der Auslage zu sehen, es gibt Frühstück "den ganzen Tag" und eine Mittagskarte mit leckerer Hausmannskost. "Aber seit hier ein Geschäft nach dem anderen dicht macht, fehlt uns die Laufkundschaft", klagt Kuczewski. Erst gingen die Supermärkte raus, dann das Sportgeschäft, Geschenkeläden, Textiler, Kosmetik, Friseur. Therapeuten haben einen Großteil der Fläche übernommen.

So viel hatte sich der Sonsbecker von Kevelaer versprochen, als er 2007 sein Café eröffnete. "Wir sind sogar mit der ganzen Familie samt Großeltern hierher gezogen. Es ist traurig, wie sich die LuGa entwickelt hat." Die Senioren des Wohnstifts St. Marien kommen gerne zum Kaffeetrinken zu ihm, wenn sie Besuch bekommen. "Aber das genügt nicht." Vieles soll neu vermietet werden, ab und zu tauchen auch Flächen bei Immobilienmaklern auf.

Das absolute Rauchverbot, das seit Mai auch für überdachte Passagen gilt, macht Kuczewski zusätzlich zu schaffen. "Davor ging zumindest das Frühstück noch ganz gut. Aber nun fallen auch noch die rauchenden Gäste weg." Das Ladenlokal hat er für zehn Jahre angemietet, Kollege Marcel Schulz von der "Kleinen Abtei" seines nur für anderthalb Jahre. Und hört jetzt auf.

"Ich war zwölf Jahre in der Museumsgasse, wo das Geschäft gut lief. Dann dachte ich, eine Veränderung wäre nicht verkehrt. Aber hier funktioniert es überhaupt nicht." Seine Weine, Öle, Seifen und Kräuter vertreibt Schulz künftig komplett von zu Hause aus übers Internet. Noch ein Grund weniger, die Galerie zu betreten, unkt Kuczeswki.

(RP)
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