Weeze Lauf-Party im Schlamm

Weeze · 30.000 Zuschauer kamen zur zweiten Auflage des Strongman Run. Das Gelände in Weeze, auf dem früher britische Soldaten stationiert waren, bot ideale Bedingungen für den "Lauf des Leidens". Beeindruckende Hindernisse mussten die 4090 Starter bewältigen.

Strongman - Lauf des Leidens
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Als auf der Bühne die frisch geduschten Sieger des Fisherman's Friend Strongman Run mit Pokalen ausgestattet wurden, freuten sich nach über drei Stunden Laufzeit im Ziel immer noch Akteure über ihren persönlichen Erfolg. Der stärkste Lauf aller Zeiten, so der Organisator, gehört nämlich in erster Linie nicht den Tempobolzern, sondern denen, die aus der Veranstaltung eine Party machen.

30.000 Zuschauer wollten die 4090 Starter sehen, die sich 18 Kilometer über und teilweise unter 25 Hindernisse quälten. Starter aus Schweden, England, Finnland oder Dänemark gaben dem Lauf mit dem Hang zur Kirmes-Veranstaltung internationales Flair.

Doch kam der Spaß auch aus der unmittelbaren Umgebung: So etwa von den "Schlammspringern" aus Geldern. Die waren vor dem Start noch recht optimistisch, was das Erreichen des Ziels betrifft. "Wir haben uns schon vorbereitet. Einmal in der Woche sind wir um den Oermter Berg gelaufen", sagte Norbert Aengenheister (40).

Nicht alle seine Freunde wirken körperlich auf den ersten Blick so, als könnten sie die 18 Kilometer locker abspulen. So etwa Kumpel Rob. Ein Mann in den besten Jahren mit dezentem Bauchansatz. Er dürfte sich, wenn überhaupt, eher im hinteren Feld wiederfinden. "Wir wollen eigentlich zusammenlaufen. Aber irgendwann wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Ich schätze, so etwa nach 300 Metern", setzte Aengenheister nicht die größten Hoffnungen in das läuferische Vermögen einiger seiner Freunde.

Der Reifentanz

Unbeobachtet blieb kaum ein Streckenabschnitt. Hindernisse wie etwa die "Klagemauer", die sechs Meter hoch mit Strohballen davor und dahinter besetzt war, zogen die Zuschauer an. Als äußerst unangenehm entpuppte sich auch der Reifentanz. Die auf einen Haufen gekippten Gummiteile sahen nahezu prädestiniert für solide Bänderrisse im Sprunggelenk aus. Doch passierte trotz der nicht zu unterschätzenden Hürden recht wenig.

Neben gut gemeinten aufmunternden Worten vom Rand machten sich die Extrem-Sportler auch untereinander Mut: "Hau rein, ich hab in 'ner halben Stunde Training", keuchte ein nicht mehr ganz frischer Akteur. Zudem gab's zwischendurch immer wieder Bühnen auf denen Musik der Preisklasse "Ententanz" lief. Doch genau diese Mischung kam bei Läufern und Zuschauern ausgezeichnet an.

Die Zufriedenheit der gerade ins Ziel gekommenen Akteure überwog. "Das ist für mich wie früher der Kindergeburtstag. Wo kann man denn heute noch mit seinen Freunden durch den Schlamm kriechen?", fragte Arne Siemann (32), der aus Hannover angereist war. Der 95-Kilo-Mann ist Arzt und erklärte: "Mit meinem Gewicht ist das so als ob man mit einem Laster auf 'ner Rennstrecke fährt. Für diesen Lauf kannst du locker auf zehn langweilige Geburtstagspartys verzichten. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei." Wohl nicht nur er.

(RP)
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