Film-Festival Kevelaerer Kurzfilm in New York

Kevelaer · Viele Produzenten träumen davon, ihr Werk einem internationalen Publikum zu präsentieren. Für zwei junge Kevelaerer wird dieser Traum wahr. Ihr Kurzfilm „Inside | Out“ läuft beim Filmfestival in Manhattan.

 Mit ihrem experimentellen Kurzfilm „Inside | Out“ treten Brix Schaumburg (Foto) und Wilhelm van de Loo in New York bei einem Filmfestival an.

Mit ihrem experimentellen Kurzfilm „Inside | Out“ treten Brix Schaumburg (Foto) und Wilhelm van de Loo in New York bei einem Filmfestival an.

Foto: Wilhelm van de Loo

Nicht nur ihre Teilnahme am Internationalen Filmfestival Manhattan kam für Brix Schaumburg und Wilhelm van de Loo überraschend. Der ganze Film ist vor allem dank einer zufälligen Begegnung entstanden. „Wir waren im Sommer zusammen in Amerika bei der Weltmeisterschaft der Künste. Dort haben wir den Gründer des Festivals kennen gelernt. Er hat uns gefragt, warum wir nicht mal einen Film einschicken“, erzählt Schaumburg.

Viel Zeit für die Produktion blieb ihnen nicht mehr. Für den Schauspieler und Musicaldarsteller Schaumburg und den Filmschaffenden van de Loo aber kein Hindernis. „Kriegen wir schon hin“, sagten die beiden sich.

Und das haben sie. Entstanden ist mit „Inside | Out“ ein experimenteller Kurzfilm von sechs Minuten und 43 Sekunden Länge. „Ich saß da beim Schnitt lange vor, ich weiß genau, wie lang der Film dauert“, sagt van de Loo schmunzelnd. Inhaltlich geht es um ein Thema, das besonders Brix Schaumburg sehr wichtig ist. Der Film zeigt den Selbstfindungsprozess eines Transgenders. Die Figur, die Schaumburg spielt, ist zu Beginn des Films eine Frau. Sie kann nichts sehen, fühlt sich verloren. Auf ihrer schmerzhaften Suche zu sich selbst, findet sie Männerklamotten und damit schließlich auch sich selbst. Am Ende geht sie über ihre Wandlung von der Frau zum Mann aber noch einen Schritt hinaus und wird zur Drag Queen.

Eine Geschichte, deren Inspiration deutlich wird, wenn man sich Schaumburgs Vergangenheit anschaut. Denn es ist seine eigene Geschichte, die die beiden jungen Filmemacher verarbeitet haben. Schaumburg wurde als Frau geboren, ist heute jedoch ein Mann. Und tatsächlich tritt er selbst auch regelmäßig als Drag Queen auf. Was für andere ungewöhnlich erscheinen mag, ist für ihn ganz selbstverständlich. Nur weil er die Wandlung von der Frau zum Mann hinter sich hat, ist das für ihn kein Hindernis, sich im Drag als Kunstfigur – als Frau – zu inszenieren. „Drag ist ja Kunst. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun“, findet er.

Überhaupt sei es ja nicht wichtig, was andere Leute sagen, solange man sich selbst wohl fühlt. So lautet das klare Statement der beiden Filmemacher aus Kevelaer. Eine Botschaft, die auch in „Inside | Out“ steckt. „Was der Film ausdrücken will: Ganz egal, was die Gesellschaft dir sagt, Hauptsache, du bist mit dir selbst im Reinen“, sagt van de Loo und erklärt, dass es ihnen auch beim Filmfestival in Manhattan vor allem darum gehe, diese Botschaft zu vermitteln. Gewinnen sei zweitrangig. „Wir haben es ja schon geschafft, dass der Film beim Festival akzeptiert wurde“, sagt auch Schaumburg. „Darüber sind wir sehr stolz. Für mich ist alles erreicht, was ich mir hätte wünschen können.“

Als Sahnehäubchen oben auf der ohnehin großen Freude, ihren eigenen Film auf einer New Yorker Leinwand sehen zu können, wurden Schaumburg und van de Loo außerdem in die philippinische Botschaft nach Berlin eingeladen. Der Gründer des International Film Festivals, den beide im Sommer kennen gelernt hatten, stammt selbst von den Philippinen und setzt sich dort für Minderheiten ein.

Die philippinische Botschaft möchte nun mit den beiden jungen Männern aus Kevelaer darüber reden, wie ihr Film vor Ort dazu genutzt werden kann, über das Thema Transgender zu informieren. Für Schaumburg bedeutet diese Anfrage sehr viel. Er setzt sich in Deutschland für die Akzeptanz von Menschen mit Transgender-Hintergrund ein. „Ob wir hier akzeptiert werden, ist die eine Sache. Aber wir dürfen ja alles. Das ist in anderen Ländern anders.“

Egal ob „Inside | Out“ in New York einen Preis gewinnt oder nicht. Er wird dem Wunsch seiner Macher gerecht werden: ihre motivierende Botschaft in die Welt hinaus zu tragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort