Melanie Hoffmann "Kunstrasen geht auf die Sehnen"

Kevelaer · Die Ex-Fußball-Nationalspielerin, die in einem Kevelaerer Blumengeschäft arbeitet, beobachtet die WM ihrer Ex-Kolleginnen in Kanada. "Finale ist möglich, USA der Favorit, Kanada Geheimtipp", glaubt die Bronzemedaillen-Gewinnerin von Sidney.

 Melanie Hoffmann mit ihrer Bronzemedaille, die sie bei den Olympischen Spielen in Sidney 2000 gewann.

Melanie Hoffmann mit ihrer Bronzemedaille, die sie bei den Olympischen Spielen in Sidney 2000 gewann.

Foto: Thomas Binn

Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

 Melanie Hoffmann bei einem Fußballspiel der Frauen-Nationalmannschaft im Jahr 1998.

Melanie Hoffmann bei einem Fußballspiel der Frauen-Nationalmannschaft im Jahr 1998.

Foto: imago

Melanie Hoffmann Als Fünfjährige, also vor etwa 35 Jahren, hat mich mein Vater in Düsseldorf-Haan mit zum Fußball genommen. Zuhause habe ich mit den Nachbarsjungen gekickt, denn Fußball war damals noch nicht üblich für Mädchen.

Wie verlief dann ihre Karriere?

hoffmann Über die Stationen F-Jugend des Garather SV, TuS Xanten, Fortuna Düsseldorf und KBC Duisburg kam ich zum FC Rumeln-Kaldenhausen. 1995 gab ich mein Debüt in der Nationalmannschaft beim Spiel gegen die Schweiz. Im gleichen Jahr wurde ich mit der Nationalmannschaft Vizeweltmeisterin. Zwei Jahre später gewann ich mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft. 1998 folgten die ersten Erfolge auf Vereinsebene. Mit dem FC Rumeln-Kaldenhausen gewann ich sowohl die Meisterschaft als auch den Pokal. Zwei Jahre später wurde auch der DFB-Hallenpokal gewonnen. Bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney wurde mir die Bronzemedaille umgehangen. Das Spiel um Platz drei gegen Brasilien, das wir 2:0 gewinnen konnten, war gleichzeitig mein 36. und letztes Länderspiel.

Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Hoffmann Überwiegend im vorderen Mittelfeld, heute würde man sagen: auf der 10er-Position.

Haben Sie heute noch Kontakt zu Nationalspielerinnen?

Hoffmann Eigentlich ist der Kontakt total abgerissen.

Sie interessieren sich aber schon noch für die laufende Frauen-Fußball-WM?

Hoffmann Ja, klar. Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die Spiele im Fernsehen an. Spannend war die Begegnung Schweden-Nigeria, die 3:3 ausging. Leider habe ich von der deutschen Mannschaft gegen Norwegen nur die zweite Hälfte sehen können.

Wie bewerten Sie allgemein die Weltmeisterschaft?

Hoffmann Das Ausweiten des Turniers auf 24 Mannschaften ist keine gute Entwicklung. So weit ist der Frauen-Fußball in der Welt noch nicht. Es ist nie schön für eine Mannschaft, mit einer 10:0-Niederlage vom Platz gehen zu müssen wie beispielsweise die Elfenbeinküste gegen die deutsche Mannschaft.

Wie wird die deutsche Mannschaft in Kanada abschneiden?

Hoffmann Sie ist sicherlich Mit-Favorit. Ich traue ihr eine Endspiel-Teilnahme zu.

Wer gehört zu Ihrem Favoritenkreis?

Hoffmann Das sind eindeutig die USA. Auch Kanada mit dem Heimvorteil gehört zu meinen Favoriten. Brasilien wird vermutlich keine Rolle spielen.

Wie bewerten Sie den Umstand, dass das gesamte Turnier auf Kunstrasen ausgetragen wird?

Hoffmann Nicht sehr glücklich, vor allem sind es die deutschen Spielerinnen trotz einer entsprechenden Vorbereitungszeit nicht so gewohnt. Die Plastikhalme mit dem Granulat dazwischen machen den Boden sehr stumpf. Das geht vor allem auf die Sehnen.

Haben Sie Erfahrungen auf Kunstrasen?

Hoffmann Ja, gegen Ende meiner Karriere habe ich noch ein halbes Jahr lang als eine der ersten deutschen Profi-Fußballerinnen in den USA gespielt. Danach musste ich mir erst einmal eine Sehne unter dem Fuß operieren lassen. Doch das ist kein Einzelfall. In dieser kurzen Zeit hatten vier meiner Mitspielerinnen einen Kreuzbandriss. Das kann schon mal vorkommen, aber nicht in dieser Häufigkeit.

Hat der Kunstrasen auch Vorteile?

Hoffmann Klar, vor allem für technisch gute Mannschaften. Die Pässe kommen beispielsweise präzise an und verspringen nicht an irgendwelchen Bodenunebenheiten.

Was machen Sie heute?

Hoffmann Als gelernte Hotelkauffrau arbeite ich heute gerne im Kevelaerer Blumenstübchen an der Hauptstraße 61 in Kevelaer, für das ich verantwortlich bin.

Wie bewerten Sie Ihr Leben heute im Vergleich zu Ihrem früheren Fußballerleben?

Hoffmann Gut, heute habe ich auch schon mal die Abende und die Wochenenden frei. Wenn früher die Freundinnen fragten, ob ich am Wochenende mit ihnen etwas unternehmen wollte, kam dann beispielsweise die Antwort: Geht nicht, bin in Potsdam zum Spiel.

Abschließende Frage: Haben Sie im deutschen Männer-Profi-Fußball eine Lieblingsmannschaft?

Hoffmann: Oh, derzeit durchleide ich eine schreckliche Phase, denn als gebürtige Düsseldorferin hänge ich doch sehr an Fortuna Düsseldorf, die derzeit keine so gute Zeit hat.

STEFAN KRIEGEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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