Kevelaer Kirmesleute beten in Kevelaer

Kevelaer · Zum elften Mal fand am Freitag die Schaustellerwallfahrt nach Kevelaer statt. Teilnehmer von Rhein und Ruhr feierten mit ihrem Seelsorger Josef Maghs einen Gottesdienst in der Kerzenkapelle.

Kevelaer: Kirmesleute beten in Kevelaer
Foto: Thomas Momsen

"Liebe Mitreisende auf der Lebensreise" — wenn Pfarrer Joseph Maghs eine Predigt so einleitet, dann ist er wieder einmal als der "Circus- und Schaustellerpfarrer" im Dienst. Rund 100 Messen in Kirmeszelten feiert er im Jahr, darunter regelmäßig Taufen. Gestern begleitete der Geistliche erneut zahlreiche Schausteller auf ihrer Wallfahrt nach Kevelaer.

Am Nachmittag fanden sich die rund 80 Teilnehmer zu einem Gottesdienst in der Kerzenkapelle ein. Unverkennbar waren die Fahnen der Ortsgruppen und die große Opferkerze, die am Altar prangte. In manchen Familien, die mitpilgern, reicht die Schausteller-Tradition Jahrhunderte zurück.

Seit elf Jahren pilgern die Kirmesleute von Rhein und Ruhr zur "Consolatrix afflictorum", zur "Trösterin der Betrübten" nach Kevelaer. Wer die Schausteller lediglich nach dem bunten Vergnügen beurteilt, mit dem sie landauf, landab die Kirmesfeiern gestalten, der liegt falsch. "Schausteller sind fromme Leute", betont Josef Maghs, der seine gestrige Predigt unter das Motto "Geleit und Schutz" stellte. "Wir erbitten von der Gottesmutter sicheres Weggeleit", sagte der Pfarrer.

Das Leben als Schausteller ist oft alles andere als lustig, sondern hart. "Wir alle brauchen Schutz, beim Anfahren, beim Auf- und Abbauen. Ich weiß, jeder von euch könnte dazu eine Geschichte erzählen", sagte Maghs.

In den vergangenen fünf Jahren hatten die Schausteller der Region durchaus Grund, sich von der "Consolatrix" trösten zu lassen. "Das waren die schlimmsten Jahre", sagt Heinrich Janssen, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Geldern-Kleve. "Wir hoffen, dass es jetzt besser wird. In die neue Saison gehen wir mit Zuversicht." Für manche Kirmesleute gehe das Geschäft schon zu Karneval los, für andere im März, mit großen Veranstaltungen in Westfalen.

Lob für Kevelaer

"Die Leute haben das Geld nicht mehr so in der Tasche, das haben wir gemerkt", sagt Janssen. Besonders bei den Veranstaltungen im Ruhrgebiet sei das zu spüren gewesen. "Die Kirmesfeiern am Niederrhein sind stabiler." Und das gelte auch für Kevelaer. "Mit der vergangenen Kirmes konnten wir zufrieden sein. Und die Zusammenarbeit mit den Geselligen Vereinen Kevelaer kann ich nur über den grünen Klee loben."

(RP)
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