Kevelaer Kindeswohlgefährdung: Jugendamt ging 85 Hinweisen nach

Kevelaer · Das Jugendamt Kevelaer hilft, um Kinder vor Gewalt und Vernachlässigung in Familien zu schützen. Von Nachbarn, vom Kinderarzt, von Lehrern und Erzieherinnen - aber auch von der Polizei und von Spielgefährten: Hinweise darauf, dass eine Familie in Schieflage geraten ist, gibt es von vielen Seiten.

Dank des durchgängigen Bereitschaftsdienstes sind die "SOS-Antennen" des Jugendamtes an sieben Wochentagen rund um die Uhr auf Empfang.

Insgesamt 85 Mal ist das Jugendamt in Kevelaer im vergangenen Jahr solchen Hinweisen nachgegangen. "Wird ein Kind von den Eltern vernachlässigt? Muss es zu Hause Gewalt oder Misshandlung fürchten? Gibt es sexuelle Übergriffe? Das sind zentrale Fragen, wenn wir einschätzen müssen, ob ein Kind oder ein Jugendlicher akut gefährdet ist", sagt Birgit Pauli-Heijnen, die die Pädagogischen Dienste des Jugendamtes in Kevelaer leitet.

Im Ernstfall rufen die beim Jugendamt tätigen Pädagogen eine Fachteamkonferenz ein und überlegen: Wie brenzlig ist die Situation? Was ist zu tun, damit Kinder und Eltern nicht überfordert werden, und erscheint die Einschränkung von Elternwille und Elternrecht per Gerichtsbeschluss unumgänglich? Bei schwerwiegenden Fällen, beim Bedarf von stationärer Diagnostik und insbesondere bei fehlender Kooperationsbereitschaft der Eltern ziehe das Jugendamt aber die Notbremse, hole das Kind - in der Regel vorübergehend - aus der Familie heraus und vermittle es in eine Jugendhilfeeinrichtung, eine Bereitschaftsstelle oder in eine Pflegefamilie.

In jedem Fall gehe das Jugendamt jedem, auch anonymem, Hinweis nach. Neun Mal deckten die Experten in Kevelaer im vergangenen Jahr konkrete Fälle von Vernachlässigung in der Familie auf. Zwei Mal erkannten sie psychische Misshandlungen. Anzeichen für unmittelbare sexuelle Gewalt sahen die Jugendamtsmitarbeiter nur bei einem Fall. Etwa ein Drittel der Meldungen lösten sich als "Fehlanzeige" auf.

Die pädagogischen Dienste des Jugendamtes Kevelaer sind am Hoogeweg 71 angesiedelt und während der Regelöffnungszeiten unter der Rufnummer 02832 122606 erreichbar. Der Kontakt zum Bereitschaftsdienst erfolgt über einen Anruf bei der Polizei.

(RP)
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