Aktion Kevelaer tauscht: Meins wird Deins

Kevelaer · Aus dem Workshop zum Thema Kinderarmut entstand die Idee, Gegenstände, die man nicht mehr braucht, abzugeben und dafür etwas anderes zu bekommen. Mitmachen kann jeder. Die Kindergärten sind Vorreiter.

 Judith und Noah aus der Kindertagesstätte Marienkäfer in Kevelaer zeigen, wie das mit dem Tauschen von Spielsachen funktionieren kann.

Judith und Noah aus der Kindertagesstätte Marienkäfer in Kevelaer zeigen, wie das mit dem Tauschen von Spielsachen funktionieren kann.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Judith möchte das Jo-Jo. Den hat aber Noah. Damit Noah ihr das Jo-Jo gibt, bekommt er von Judith einen Spielzeug-Lkw. Es kann so einfach sein, indem man tauscht, was man gerade nicht mehr braucht.

Genau das ist das Motto in vielen Kevelaerer Kindergärten. An drei Tagen heißt es: „Kevelaer tauscht — Meins wird Deins.“ Vom 10. bis 12. Oktober darf getauscht werden. Beate Kaus von der Kindertagesstätte Marienkäfer freut sich darauf. „Es wird sicher was ganz Buntes herauskommen.“

Die Kindergärten sind völlig frei darin, wie sie die Tage gestalten. In der Kindertagesstätte Marienkäfer zum Beispiel tauschen die Kinder Spielzeug. Man dürfe sich das nicht so kompliziert vorstellen, sagt Kaus. „Wichtig ist, bewusst zu machen: Ich gebe etwas ab, bekomme etwas anderes und der andere freut sich.“ Bei Kindern laufe viel über die Intuition, was sie gerade im Moment schön finden, erklärt Ruth Trötschkes von der Jugendhilfeplanung und Netzwerkkoordination. Im Familienzentrum Sternschnuppe werden Bücher getauscht, sagt Petra Burkert Hendricks vom Familienzentrum. Die Eltern werden mit einbezogen.

Auslöser der Tauschaktion war übrigens eine Fachtagung zum Thema Kinderarmut. „Das bedeutet ja auch gleichzeitig Familienarmut“, sagt Trötschkes. Dabei drehte es sich auch darum, was man niederschwellig dagegen tun könne.

Die Lösung ist die Tauschbörse, zu der jeder etwas dazu beitragen kann, weil es nicht um Geld geht. Wer sich einmal anhören möchte, wie es sich anfühlt, ein Hartz-IV-Kind zu sein, der kann am Dienstag, 9. Oktober, zur Autorenlesung in die Kevelaerer öffentliche Begegnungsstätte kommen. Journalistin Undine Zimmer gibt einen Einblick, „was es wirklich bedeutet, in unserer Gesellschaft ohne Geld und somit ohne Teilhabe aufzuwachsen“, heißt es in der Ankündigung. Die Lesung ist von 17 bis 19 Uhr, Anmeldung ist erwünscht bei Ruth Trötschkes, Telefon 02832 122 626, E-Mail: ruth.troetschkes@kevelaer.de. Der Eintritt ist frei.

Wenn es nach Ruth Trötschkes und den weiteren Initiatorinnen der Kevelaerer Tauschtage geht, darf das Tauschen ruhig Kreise ziehen. Erst einmal findet alles intern in den Kindergärten mit den Eltern und Kindern statt, ein Versuchsballon also. „Wir wollen erst einmal testen, wie die Akzeptanz ist“, sagt Trötschkes. Allerdings sollen sich gerne auch möglichst viele Menschen außerhalb der Kindergärten zu solchen Aktionen zusammentun. Beate Kaus macht den Vorschlag, das Tauschen über rein materielle Dinge auszuweiten. Warum nicht Zeit tauschen, bringt sie eine weitere Idee ein, zum Beispiel wenn Mütter auf ihre Kinder gegenseitig aufpassen, um so Freiräume zu schaffen. An weiteren Ideen darf gerne mitgearbeitet werden.

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