Nach Besuch in Auschwitz Kevelaerer Schüler erinnern an die Greuel der Nazi-Zeit

KEVELAER · Jugendliche des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums besuchten mit ihren Lehrern das Konzentrationslager Auschwitz. Dazu gab es eine Dokumentation.

 Die Gymnasiasten arbeiteten ihren Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz auf.

Die Gymnasiasten arbeiteten ihren Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz auf.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im Kardinal-von-Galen-Gymnasiums herrscht Stille. Der Raum ist gefüllt mit etwa 150 Menschen, alt und jung. Die leise Melodie einer Geige erklingt, dann ruhige Töne eines Klaviers. Zu hören ist die Titelmelodie des Films „Schindlers Liste“. Mit diesem musikalischen Einstieg begrüßten die Schülerinnen Luise Quick und Charlotte Rossmann die Gäste, die zum Dokumentationsabend der Auschwitzexkursion der zwölften Jahrgangsstufe erschienen sind. Das Motto des Abends: „Nie wieder Auschwitz“.

Zu Beginn kündigen die Schüler Wichard Koch und Athena Riegel den Poetry Slam ihrer Mitschülerin Maria Gretkowski an. Darin schildert sie das Leben aus Sicht einer Gefangenen im Konzentrationslager. Die Stimmung im Saal ist bedrückend, alle Blicke sind auf Maria Gretkowski gerichtet. Ihre Stimme klingt wütend. Auch während des Auftritts von Jens Auerbach sitzt das Publikum still. Der Lehrer trägt das Gedicht „Die Todesfuge“ von Paul Celan vor, das die grausame Vernichtung der Juden beschreibt. Zuletzt spielten die beiden Schüler Max und Ben Tissen eine traurige Melodie auf Geige und Klavier.

Jeden Raum hat die zwölfte Jahrgangsstufe anders gestaltet: Neben Informationen über die Konzentrationslager Auschwitz, Birkenau und Theresienstadt gibt es einen Dokumentationsfilm, von den Schülern selbst produziert, und ein Interview mit Zeitzeugin Eva Weyl. Auch eine nachgebaute Stehzelle und einen Raum, der die aktuelle Situation in Deutschland thematisiert, haben die Abiturienten vorbereitet.

Drei Lehrer (Kirsten Wessing, Matthias Lauks, Stefanie Kröselberg) und 44 Schüler besuchten Auschwitz im vergangenen Jahr. Dabei war auch Vivien Willems. „Das Lager war erdrückend. Die Menschen sind dahin gekommen, um zu sterben, und wir standen da quicklebendig“, erinnert sich die Schülerin. „Ich war geschockt von der Dimension, wie riesig es dort ist. Das macht echt fassungslos und traurig. Und vor allem wütend.“

Der Schüler Valdrin Qajani steht in Gedanken versunken in dem Raum, der die aktuelle Situation erklärt. Zwischen Wahlprogrammen von rechten Parteien und Plakaten, die über Reichsbürger informieren. Der 17-Jährige möchte nächstes Jahr bei der Exkursion dabei sein. „Ich glaube wenn man dort ist, ist es noch schlimmer, als man es sich vorstellt. Aber es ist so wichtig, nicht zu vergessen, was passiert ist.“ Gerade die jungen Leute müssen jetzt Vorbilder sein und dafür sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, findet der Schüler.

Eva Weyl blickt auf Wahlplakate, die die Schüler als Negativ-Beispiele aufgehängt haben. Darauf stehen fremdenfeindliche Sprüche. „Ich wusste nicht, dass es heute noch so etwas gibt, von Reichsbürgern hatte ich nie gehört. Das Gute ist, dass man heute schnell gewarnt ist. Die Leute sind wach, das ist der Unterschied zu früher. Die Schüler sind verantwortlich dafür, was sie nun mit dem Wissen machen. Gerade jetzt, wenn es bald keine Zeitzeugen mehr gibt“, sagt die 84-Jährige.

Auch für die Lehrer ist der Besuch in Auschwitz ein prägendes Ereignis. „Ich war zum sechsten Mal dabei, aber es wird nicht weniger schockierend“, erklärt Stefanie Kröselberg. „Im Schulbuch ist es zu weit weg, deshalb ist es wichtig, nach Auschwitz zu fahren. Dann versteht man erst, was dort passiert ist.“

Auch Schulleiter Karl Hagedorn sieht das so: „Die Schüler sollen Geschichte lebendig erleben. Dabei geht es darum, immer wieder an die Grausamkeit des Geschehenen zu erinnern. Das darf niemals verharmlost werden.“

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