Kultur in der Wallfahrtsstadt Weihnachtsoratorium der anderen Art

KEVELAER · Bastian Rütten, Romano Giefer und Fabian Matussek präsentieren Bach im neuen, aber sehr zeitgemäßen Gewand. 130 Menschen sind an der Umsetzung beteiligt. Die Aufführung findet in der Kevelaerer Marienbasilika statt.

 Bastian Rütten, Romano Giefer und Fabian Matussek (von links) berichten über die Neuinszenierung des Weihnachtsoratoriums von Bach.  

Bastian Rütten, Romano Giefer und Fabian Matussek (von links) berichten über die Neuinszenierung des Weihnachtsoratoriums von Bach.  

Foto: Anke Gellert-Helpenstein/Bischöfliche Pressestelle

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach gehört für einige zu Weihnachten wie der Christbaum und das Plätzchenbacken. Jedes Jahr wird es vielfach inszeniert. Dabei wird jedoch oft nicht auf die eigentliche Botschaft eingegangen und nicht selten werden Teile ausgelassen.

In Kevelaer hat man sich nun zum Ziel gesetzt, das Weihnachtsoratorium neu auf die Beine zu stellen – auf eine Art, die Bürger zum Denken anregen soll und auf eine Weise, wie es sie noch nirgendwo gibt.

Das Besondere an der Inszenierung in Kevelaer ist die Vielfalt der Elemente, die ihren Platz finden. Im Mittelpunkt steht nicht wie üblich nur die Musik und der Gesang, sondern zusätzlich Sprache, Schauspiel und Tanz. „Es versucht alles zu sein, aber doch nichts komplett“, erklärte Dr. Bastian Rütten, der das Libretto verfasste. „Wir sind ein Schauspiel und doch wieder nicht. Wir sind ein Musikstück und doch wieder nicht.“

Die Chorleitung übernimmt Romano Giefer und die Sprecherparts werden von Fabian Matussek verlesen. Das „magische Dreieck“ träumt davon, dass ihre Inszenierung den Menschen einen ganz neuen Blick auf das Weihnachtsfest bietet.

„Unser Ziel ist es nicht nur, gute Stimmung zu vermitteln“, erzählte Rütten. „Wir wollen die Fragen der Leute unterstützen. Es ist nicht die heile Welt, die Bach komponiert hat. Diesen Realitätsbezug wollen wir darstellen.“ Die Themen des Weihnachtsoratoriums seien heute so aktuell wie nie. Auch Themen wie die Theodizeefrage sollen ihren Platz finden.

Die drei Männer wissen, dass es ein Risiko ist. „Es wird nicht perfekt sein und es wird auch Kritiken geben“, denkt Rütten. Das wichtigste ist ihnen jedoch Authentizität. „Wir wollen etwas Echtes machen“, sagt Rütten und ist sich sicher, dass es etwas Besonderes wird.

Beteiligt sind rund 130 Menschen. Chöre und Tänzer sowie Techniker und Organisatoren arbeiten daran, dass das Weihnachtsoratorium etwas Einmaliges wird. „Wir erstellen ein Gebäude mit möglichst vielen Fenstern, die verschiedene Einblicke auf das Geschehen bieten“, erklärt Romano Giefer bildlich das Vorhaben. Das Oratorium unter dem Titel „#Jauchzet #Frohlocket“ wird zwischen den Jahren aufgeführt. Bewusst hat man sich dazu entschieden, die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester zu nutzen, um zu zeigen, dass das Weihnachtsoratorium nicht nur von Weihnachten selbst handelt, sondern auch die Zeit danach thematisiert.

Zu den Vorstellungen wird die Basilika farblich illuminiert und der Großteil der Handlung findet im Altarraum statt. Die große Herausforderung ist, das Zusammenspiel aller Beteiligten, die zunächst separat proben und erst am Tag vor der Premiere zusammengebracht werden.

Das Trio möchte den Fokus nicht auf die Theologie legen. Sie sehen es als Experiment, das das Potenzial hat, etwas ganz Besonderes und Einmaliges zu werden. Das Ergebnis darf man im Dezember bestaunen.

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