Bei Beichte sexuell missbraucht Opfer von Kaplan in Kevelaer war minderjährig

Kevelaer · Ein Kaplan soll in den 80er Jahren eine Frau im Beichtstuhl missbraucht haben. Zum Tatzeitpunkt war das Opfer 13 und 14 Jahre alt. Das Bistum Münster räumt Fehler ein.

 Durch Missbrauchsvorwürfe ziehen dunkle Wolken über die Kirche auf.

Durch Missbrauchsvorwürfe ziehen dunkle Wolken über die Kirche auf.

Foto: dpa/Friso Gentsch

In dem Fall von Vorwürfen wegen sexuellem Missbrauch gegen einen ehemaligen Kaplan hat das zuständige Bistum Münster weitere Einzelheiten bekannt gegeben. Die Frau, die den Geistlichen beschuldigt, sie während der Beichte in den 80er Jahren mehrfach sexuell missbraucht zu haben, war zum Tatzeitpunkt 13 und 14 Jahre alt, also noch minderjährig. Die Taten sollen sich über einen längeren Zeitraum erstreckt haben.

Sie hatte sich 2010 an das Bistum gewandt, aber ausdrücklich verlangt, dass der Vorfall nicht öffentlich gemacht werde und auch der Staatsanwalt nicht eingeschaltet wird. Dem Geistlichen war daraufhin, wie berichtet, untersagt worden, öffentlich Gottesdienste zu feiern. Dagegen verstieß er aber immer wieder, so dass die Frau sich erneut ans Bistum wandte und den Verstoß gegen das Zelebrationsverbot meldete.

Das Bistum hat inzwischen im Umgang mit dem Priester Fehler eingeräumt. Die Formulierung für das Zelebrationsverbot sei zu ungenau gewesen, so Bistumssprecher Stephan Kronenburg. Das sei ein Fehler gewesen. Der Priester im Ruhestand dürfe nun in der Öffentlichkeit generell keine Messen mehr feiern.

„Der Geistliche ist seitens des Bistums vernommen worden. Es ist unstrittig, dass es zu sexuellem Missbrauch gekommen ist“, so Kronenberg. Auch wenn die Frau den Fall immer noch nicht angezeigt hat, kann es sein, dass Ermittlungen von Seiten der Staatsanwaltschaft eingeleitet werden. In manchen Fällen wird die Behörde nämlich auch tätig, wenn es keine förmliche Anzeige gibt, die Staatsanwaltschaft aber davon Kenntnis erhält.

Und die Vorwürfe gegen den Geistlichen sind erst jetzt öffentlich bekannt geworden. „Wir haben das zur Kenntnis genommen und prüfen, ob von Amtswegen Ermittlungen einzuleiten sind“, sagte Oberstaatsanwalt Günter Neifer auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Vorfall hat in der Wallfahrtsstadt Kevelaer für viel Gesprächsstoff gesorgt. Zumal es nicht der erste Fall ist. Für Schlagzeilen sorgen auch immer wieder die Vorwürfe gegen den früheren Wallfahrtsrektor Heinrich Maria Janssen. Er soll in seiner Zeit als Bischof von Hildesheim Jungen missbraucht haben. Janssen ist verstorben, die Untersuchungen laufen und sind für Kevelaer von besonderem Interesse, weil er auch Ehrenbürger der Stadt ist.

Angesichts dieser  Fälle war es der Gemeinde St. Marien ein Anliegen, das Thema sexueller Missbrauch in der Öffentlichkeit zu besprechen. Ein Gesprächsabend findet am Mittwoch in Kevelaer statt. Zu Gast sind dann Wallfahrstrektor Gregor Kauling, Bernadette Baldeau, Präventionsfachkraft der Pfarrei St. Marien, und Peter Frings, Interventionsbeauftragter des Bistums.

Pastor Kauling hatte am Wochenende am Ende der Gottesdienste einen Brief der Frau verlesen und die Gemeinde so über die Vorwürfe informiert.

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