Kevelaer hat Liste erarbeitet Viel Platz für mögliche Baugebiete
Kevelaer · Bauland ist weiter Mangelware in Kevelaer. Jetzt hat die Stadt einmal alle denkbaren Flächen aufgelistet. Der Bürgermeister macht aber bereits klar: Die Liste wird noch erheblich schrumpfen.
Es war eine echte Fleißarbeit. Fast 40 Seiten umfasst die Auflistung der Verwaltung über mögliche neue Baugebiete in Kevelaer. Eine Liste, die in ihrer Offenheit manchen Politiker überraschte, der befürchtete, dass der ein oder andere Grundstücksbesitzer bereits die Euro-Zeichen in den Augen haben könnte. „Wir finden es sehr gewagt, diese Flächen bereits in der Öffentlichkeit zu präsentieren, das weckt schon Begehrlichkeiten“, meinte der CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Maaßen. „Hier sind erst einmal alle möglichen Flächen mit Potenzial drin, uns ist klar, dass nicht alle gleich gut geeignet sind. Wir werden die Auswahl sicher noch runterdampfen“, sagte Bürgermeister Dominik Pichler. Es sei aber sinnvoll, nicht von vorneherein schon Flächen auszuklammern.
Anlass für die „Potenzialanalyse“, wie die Auflistung offiziell heißt, ist die Beobachtung, dass der Bedarf an Wohnraum in Kevelaer weiter ungebrochen groß ist. „So stehen aktuell 550 Personen auf der städtischen Interessentenliste zum Erwerb eines Wohnbaugrundstückes“, so die Verwaltung. Diese Nachfrage konnte in den vergangenen Jahren nicht befriedigt werden. Und der Bedarf bleibe hoch, auch wenn der ein oder andere Interessent inzwischen abgesprungen sei, weil die Baukosten durch Corona und Krieg gestiegen seien.
26 mögliche Flächen werden in der Untersuchung aufgelistet, die meisten davon liegen in Kevelaer-Stadt. Ein besonders großes Gebiet liegt rund um die Hüls, wo auch mit dem Gebiet Hüls-Nord gegenüber von Gradierwerk und Hallenbad die größte Fläche liegt. Hier geht es um mehr als 30 Hektar. Mehr als 750 Wohneinheiten, in denen mehr als 1500 Menschen leben könnten, sind hier denkbar. Das wäre quasi ein eigenes Stadtviertel. Doch alles ist noch reine Gedankenspielerei. Wo es wirklich konkret werden wird, das soll in der kommenden Zeit untersucht werden.
Alle Fraktionen waren sich im Ausschuss einig, dass es wichtig sei, bereits jetzt Flächen in den Blick zu nehmen. In einer kleinen Runde wollen Politik und Verwaltung die Flächen jetzt genau unter die Lupe nehmen und dann aussortieren, welche Bereiche am Ende weiter verfolgt werden sollen. In dem Gremium sollen auch die Ortsvorsteher vertreten sein. Sie kennen schließlich die Bedingungen rund um die einzelnen Flächen in ihren Dörfern besonders gut.
Wolfgang Röhr von den Grünen regte an, dass man sich im Zuge der Beratungen auch generell darüber klar werden müsste, wohin Kevelaer bei der Bevölkerungszahl steuern will. „Wollen wir nur den örtlichen Bedarf sichern oder sind Zuzüge zu erwarten? Diese Fragen müssten geklärt werden“, sagte er. „Wir müssen uns klar sein, ob und wieviel Kevelaer größer werden soll.“
Während alle Fraktionen die Initiative grundsätzlich begrüßten, kam Kritik von Eckehard Lüdke. Der Kreisvorsitzende des ADFC ist beratendes Mitglied im Ausschuss. Die Auflistung der Potenzialflächen vor allem in den Ortsteilen trägt aus seiner Sicht die „Handschrift von Expansion und Flächenversiegelung“. „Das wird zu mehr Autoverkehr mit allen seinen ökologischen Konsequenzen führen.“ Lüdke regte an, lieber im Stadtzentrum selbst nach brachliegenden Flächen zu suchen, dort würden auch viele Objekte leerstehen.
Der Bürgermeister wies darauf hin, dass hier der Stadt in den meisten Fällen die Hände gebunden seien, wenn Eigentümer kein Interesse daran hätten, Wohnraum zu entwickeln. Als Beispiel nannte er das Alte Kino. Das stehe seit Jahren leer und zum Verkauf. Anpacken wolle das niemand.