Gegen die Plastikflut Hacco’s Imbiss wird plastikfrei

Kevelaer · Holzgabeln und braune Papiertüten haben im Imbiss am Roermonder Platz Einzug gehalten. Plastikbesteck und Kunststoff-Frittenschalen sind abgeschafft. Hartmut und Susanne Peters aus Kevelaer wollen ein Zeichen setzen.

 Susanne und Hartmut „Hacco“ Peters nutzen in Zukunft plastikfreie Verpackung für Pommes, Fleischrolle und Co.

Susanne und Hartmut „Hacco“ Peters nutzen in Zukunft plastikfreie Verpackung für Pommes, Fleischrolle und Co.

Foto: Bianca Mokwa

Susanne Peters verkauft aktuell nicht nur „Pommes rot-weiß“ und „Fleischrolle spezial“. Bei vielen Kunden ist aktuell ziemlicher Gesprächsbedarf. Denn bei Hacco’s Imbiss am Roermonder Platz in Kevelaer ist einiges anders als zuvor. Wer seine Cola bestellt, der bekommt einen feschen Papier- statt eines altbewährten Plastikstrohhalms. Die Fleischrolle wird in einem Schälchen serviert, das nicht nur der Schriftzug ziert, man möge einen guten Tag haben, sondern auch „biodegradable“ ist, zu Deutsch: biologisch abbaubar. Und auch die Pommesschalen sind bei Hacco’s Imbiss kompostierbar.

„Das war die Idee meiner Frau“, sagt Imbissbesitzer Hartmut „Hacco“ Peters stolz. „Sollten wir nicht mal ein Zeichen setzen“, hatte sie zu ihm gesagt. Ein Zeichen? Peters erinnert an die ganzen Bilder, die im Internet und Fernsehen kursieren, auf Titelseiten von Zeitungen, und die schwimmende Plastiktüten im Meer zeigen. Solche Fotos wolle er vielleicht auch am Imbiss zeigen, damit die Leute verstehen, was ihn und seine Frau umtreibt.

„Wir machen das ja nicht für uns, sondern für unsere Kinder und Enkel“, sagt der Geschäftsmann. Leider hört er von so manchem Kunden den Spruch: „Das bringt doch gar nichts“ oder es sei „schon zu spät“. Peters schüttelt den Kopf. Einer müsse ja anfangen. Und im Scherz erzählt er, dass er einen Artikel gelesen hat, in dem berichtet wird, dass sogar der Fastfood-Riese mit dem großen „M“ auf Plastik verzichten wolle. „Die haben das bei uns gesehen und handeln natürlich sofort“, sagt Peters aus Spaß. Im Ernst: Plastiktüten, um mal eben Pommes und Currywurst nach Hause zu transportieren, die gibt es nicht mehr beim Kevelaerer Imbiss, der seit 13 Jahren vom Ehepaar Peters gemanagt wird. Stattdessen kann das Essen in braunen Papiertüten mitgenommen werden. Zehn Cent kostet die kleine, 15 Cent die große Tüte aus FSC-zertifiziertem Material. Das Kürzel FSC steht für verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.

Das ist dem Paar auch privat ein großes Anliegen. Am heimischen Rasen entlang bleibt ein unbewirtschafteter Randstreifen stehen. „Für alles, was kreucht und fleucht“, sagt Peters. Viele blühende Pflanzen sorgen für ein kleines Insektenparadies. Seine Frau kauft außerdem am liebsten im Bioladen ein. Biopommes, nein, die gebe es jetzt noch nicht bei ihnen zu kaufen. „Der Gedanke ist da“, sagt Susanne Peters. Aber Bio-Pommes, dass sei vielleicht eher etwas für Großstädte oder Städte mit vielen Studenten. Ob sich das in Kevelaer bewähren würde? Aber wenn sie mit dem Imbiss noch einmal neu anfangen würden, ja, dann gerne.

Aber nun ist mit der plastikfreien Verpackung ein erstes Zeichen gesetzt. Den größten Unterschied erleben Kunden vielleicht beim Besteck. Das ist aus braunem Holz statt aus weißem Plastik. Das Holz stammt aus nachhaltiger Waldnutzung. Peters zeigt das Zertifikat auf der Verpackung. Die Picker aus Holz kosten doppelt so viel wie die aus Plastik, Messer und Gabel als Set das fünffache. „Das kriegen wir irgendwie hin, haben wir gesagt“, sagt Peters und schließt eine Preiserhöhung aus. Einzig die „Fleischrolle spezial“ wird zehn Cent teurer. Statt 2,10 Euro wird sie bald für 2,20 Euro über die Theke gehen, weil das braune Schälchen, das einem einen guten Tag wünscht, einfach auch teurer ist.

Bei den Getränken bleibt es bei Dosen. „Glasflaschen, das geht im Eiscafé, bei uns läuft das nicht“, stellt Peters fest. Da ist der Kunde eben König und entscheidet. Und weil es am Niederrhein auch mal regnen kann, wird es neben den braunen Papiertragetaschen solche aus Zuckerrohr geben, damit Fleischrolle & Co. trocken zu Hause ankommen.

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